«Erfolgreichster importierter Psychokurs»
In der Öffentlichkeit ist das Avatar-Programm kaum ein Thema. Die Informationsstelle Kirchen-Sekten-Religionen stellt jedoch einen Boom fest.
«Avatar ist heute eines der wichtigsten Themen in unserer Beratung», sagt Georg Schmid von der Informationsstelle Kirchen-Sekten-Religionen. Das Programm sei unterdessen zum erfolgreichsten der aus Amerika importierten Psychokurse avanciert und habe den Forum-Kurs von Landmark-Education abgelöst. Seit einigen Jahren erhält der Experte regelmässig Anfragen von irritierten Kursteilnehmern oder verunsicherten Angehörigen.Als Sekte will Schmid Avatar aber nicht bezeichnen. Anders als bei Scientology handle es sich um eine lose Gruppierung ohne starke Zwänge. «Dennoch kann die emotionale Abhängigkeit der Kursteilnehmer von ihren Mastern enorm stark werden», sagt Schmid. Den Teilnehmern werde suggeriert, sie könnten innert Tagen all ihre Probleme lösen, alle Grenzen überwinden und gar übermenschliche Fähigkeiten erlangen. Die Methoden von Avatar bezeichnet Schmid im Vergleich zu anderen Psychogruppen als «eher rüde». Er kenne Personen, die völlig den Bezug zur Realität verloren hätten, in einer Scheinwelt lebten und im realen Leben kaum noch ansprechbar seien.Kurse im SchneeballsystemAvatar ist ein Kursprogramm, das der ehemalige Scientology-Anhänger Harry Palmer aus New York Ende der Achtzigerjahre entwickelt hat. Es funktioniert nach dem Schneeballsystem: Der erste dreiteilige Kurs kostet in der Schweiz 3680 Franken. Daran schliesst der 5500 Dollar teure Master-Kurs an. Wer diesen erfolgreich absolviert, erhält die Lizenz, selber Kurse anzubieten. Ein Master kann sich noch zum Wizard weiterbilden. Für 7500 Dollar dürfen sie erwarten, «Schöpfungsprinzipien anwenden» und «die Gesellschaft transferieren» zu erlernen. In der Schweiz gibt es mindestens fünf Kursanbieter. Die Kurse sollen den Teilnehmern «Werkzeuge» in die Hand geben, mit denen sie die Kontrolle über ihr Leben übernehmen können. «Avatar räumt mit Begrenzungen auf und führt zum Kreieren der Wirklichkeit, die der Student bevorzugt. Dies ist das perfekte Vergnügen des Egos, genau das zu erschaffen, was es sich wünscht», sagte Avatar-Gründer Palmer in einem Vortrag zum Thema «Wie erlangt man Erleuchtung?». Der Student soll lernen, seine eigene Wirklichkeit zu «kreieren» und belastende Erfahrungen aus der Vergangenheit zu «dis-kreieren». Der Vertreter einer deutschen Elterninitiative nennt das Programm «Münchhausen-Kurse, bei denen man lernen soll, sich am eigenen Schopf aus dem Schlamassel zu ziehen».Avatar-Master Mario Bernasconi, der in Biel Kurse anbietet (siehe Haupttext), sagt zu den Vorbehalten gegen das Programm nur: «Die Macht ist immer auch der Verleumdung ausgesetzt.» Die Leute sollten selber entscheiden, ob sie die Kurse besuchen wollten. (rw)www.relinfo.ch/avatar>
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