Enormes Energiepotenzial
Mitten in der Debatte um die Banken- und Wirtschaftskrise hat die Stadtzürcher Bevölkerung am 30. November 2008 einen wegweisenden energiepolitischen Entscheid gefällt. Zürich will seinen Energieverbrauch massiv reduzieren und setzt sich das ambitionierte Ziel, pro Person nur noch 2000 Watt zu verbrauchen. Gleichzeitig will Zürich auf neue Beteiligungen an Atomkraftwerken verzichten. Dafür sollen die Energieeffizienz und die erneuerbaren Energien gefördert werden. Die Unterstützung der Bevölkerung war mit 76 Prozent sehr deutlich. Erfreulich und ungewohnt für Berner Verhältnisse ist die politische Unterstützung – neben Grünen, Linken und Umweltverbänden – durch den Zürcher Freisinn. Deren FDP-Energiedirektor Andreas Türler setzt sich aktiv für Energieeffizienz ein, und Zürich investiert schon heute Millionen in die Produktion von Windenergie.In Bern steht bald eine ähnliche energiepolitische Weichenstellung an, wenn über die jüngst eingereichte Volksinitiative Energie-Wende Bern abgestimmt wird. Die Initiative fordert, dass die Stadt Bern ausschliesslich Strom aus erneuerbaren Energien produziert, kauft und verkauft. Heute bezieht Bern mehr als 64 Prozent des Stroms aus Atomkraftwerken, im Besonderen aus dem AKW Gösgen. Eine zentrale Bedeutung für die Umsetzung hat dabei das stadteigene Unternehmen Energie Wasser Bern (EWB), welches innerhalb der Übergangsfrist von 20 Jahren den Strom Schritt für Schritt vollständig auf erneuerbare Energien umstellen soll. Dass eine Stadt ohne Atomstrom möglich ist, zeigt Basel, welche seit Jahrzehnten atomfrei ist. Erneuerbare Energien sowie Massnahmen zur Verbesserung der Energieeffizienz bergen ein enormes Potenzial. Sie haben den Vorteil, dass sie nie versiegen und dem Klima nicht schaden. Dazu gehören neben der Wasserkraft Solarstrom, Windenergie, Erdwärme und Strom aus Holz und organischen Abfällen. Dabei ist es wichtig, alle vorhandenen Trümpfe zu nutzen. Aber auch im Bereich der Energieeffizienz besteht Potenzial. Mit der Sanierung älterer Liegenschaften lassen sich viel Energie und Geld sparen, und die lokale Wirtschaft kann dank Aufträgen Arbeitsplätze sichern. Würden schweizweit alle stromfressenden Elektroheizungen und -boiler durch Sonnenkollektoren, Holzfeuerungen und Wärmepumpen ersetzt, könnte das AKW Mühleberg stillgelegt werden.Trotzdem liegen bereits drei AKW-Projekte auf dem Tisch. Selbst die Atomlobby weiss, dass sie den Bogen mit drei neuen AKWs überspannt. Zudem verursacht der Abbau von Uran CO2 und macht die Energie auslandsabhängig. Daher bekämpft das Grüne Bündnis zusammen mit den Grünen Schweiz den Bau neuer AKWs und unterstützt die Einsprache gegen ein neues AKW Mühleberg, wie sie auch die Stadt Bern gemacht hat.Clevere Köpfe investieren ihre Energie in den Ausbau erneuerbarer Energien. Verschiedene europäische Länder produzieren erfolgreich Strom mit Wind- und Solarenergieanlagen. Und ein wichtiges Argument: Erneuerbare Energien schaffen Arbeitsplätze. Deutschland hat zwischen 2004 und 2006 über 50 000 neue Arbeitsplätze geschaffen. Angesichts der aktuellen Klima- und Wirtschaftskrisen sind intelligente Lösungen gefragt. Das Grüne Bündnis hat Forderungen für ein ökologisch-nachhaltiges Investitionsprogramm für Bern und die regionale Wirtschaft deponiert. Vor zehn Jahren haben die Stimmberechtigten in der Berner Gemeindeverordnung den Grundsatz verankert, dass die Stadt ihre Elektrizitätsversorgung aus erneuerbaren Energien anstrebt. Nun gilt es, politisch Nägel mit Köpfen zu machen. Zu hoffen ist, dass sich in Bern auch die bürgerliche Mitte für die Förderung innovativer erneuerbarer Energien einsetzt. Der neue Berner Energiedirektor Reto Nause kann zeigen, dass er diese einmalige Chance packen will. Damit kann Bern seinen Beitrag gegen den Klimawandel leisten und mit cleveren Investitionen Arbeitsplätze sichern und schaffen. Eine Win-win-Situation für Mensch, Umwelt und Wirtschaft. >
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