Emmy 2018: Comedy, Fantasy und ein Heiratsantrag
«Mrs. Maisel» und «Game of Thrones» sind als beste Serien ausgezeichnet worden. Ein Ja-Wort auf der Bühne rettete wohl den Abend.
Laue Gags und unpolitische Preisträger: Die 70. Emmy Awards drückten sich um Aussagen zu Donald Trump und wurden dem eigenen Wunsch nach mehr Vielfalt nicht gerecht. Einen ganz besonderen Höhepunkt gab es dann aber doch.
Gleich zu Beginn haben sich die Produzenten der diesjährigen Fernsehpreis-Verleihung selbst ihr Zeugnis gegeben: «Wir haben's gelöst» («We solved it») hiess es in einer Tanznummer mit Stars mehrerer Minderheiten, die in Film und Fernsehen immer noch unterrepräsentiert sind.
Die schwarzen Schauspieler und Comedians Sterling K. Brown («This is Us») und Kenan Thompson («Saturday Night Live»), Latinosänger Ricky Martin und die kanadisch-koreanische Schauspielerin Sandra Oh waren zu sehen und bemühten sich, dem Abend von Anfang an einen Anstrich von Vielfalt mitzugeben – doch in den folgenden drei Stunden machten die Juroren der Television Academy diesem Versprechen einen Strich durch die Rechnung. Es siegten alte – und vorwiegend weisse – Bekannte.
In den Comedykategorien mussten beispielsweise die innovativen Schwarzen-Dramadies «Atlanta» und «Insecure» zurückstecken. Weder in den Darsteller- noch in den Hauptkategorien gewannen sie, stattdessen war die melancholische 50er-Jahre-Serie «The Marvelous Mrs. Maisel» der grosse Abräumer.
Neben dem Preis als beste Comedyserie gewann auch Rachel Brosnahan in der Titelrolle als aufstrebende Comedian Midge Maisel im New Yorker East Village den Emmy als beste Schauspielerin in einer Comedyserie. Weitere Preise gab es für Regisseurin und Autorin Amy Sherman-Palladino und Nebendarstellerin Alex Borstein. Die charmante Serie kam auf insgesamt acht Preise.
Wenig Mut bewiesen
In den Dramakategorien wurde die Fantasyreihe «Game of Thrones» zum dritten Mal als beste Serie ausgezeichnet. Der Schauspieler des «Gnoms» Tyrion Lennister, Peter Dinklage, gewann auch den Preis als bester Nebendarsteller in einer Dramaserie. Insgesamt kam die Serie auf neun Auszeichnungen, viele davon allerdings bereits in den am vergangenen Wochenende vergebenen kleineren Sparten wie Makeup und Spezialeffekte.
Grosser Verlierer bei den Dramen war der Vorjahressieger «The Handmaid's Tale»: 20 Mal war das dystopische Drama über eine nahe Zukunft, in der Frauen brutal unterdrückt werden, nominiert, nur drei Siege gab es. Auch der komplexe Sci-Fi-Western «Westworld» gewann nur vier Preise bei 21 Nominierungen – beide wären mutigere Sieger als «Game of Thrones» gewesen; in den vergangenen Jahren hatte die Serie bereits 45 Emmys gewonnen.
Bei den Miniserien gab es insgesamt sieben Preise für «The Assassination of Gianni Versace: American Crime Story» über den Mord an dem italienischen Modezaren vor elf Jahren.
Zu den weiteren Preisträgern zählten Drama-Darstellerin Claire Foy als Königin Elizabeth in «The Crown», RuPaul's «Drag Race» als beste Casting-Show.
Gewohnt gut lief es dagegen für «Saturday Night Live» mit acht Auszeichnungen. Künstlerisch muss das Team um Produzent Lorne Michaels sich aber Kritik gefallen lassen: Zum ersten Mal seit den späten 80er-Jahren wurden sie für die Gags und Laudationen der chronisch quotenschwachen Emmys angeheuert, doch die dreistündige Show litt unter einigen Hängern, die beim Star-Publikum im Microsoft Theater sichtliche Ratlosigkeit hinterliessen.
Immerhin ein Heiratsantrag
Auffällig war die Abwesenheit des derzeit häufigsten unsichtbaren Gasts bei US-Award-Zeremonien: Donald Trump. Hatte Robert de Niro noch beim Theaterpreis Tony «Fuck Trump!» in die Mikrofone geschrien, so blieben die Fernsehstars am Montag ungewohnt zahm. Einzig Late-Night-Moderatorin Samantha Bee gönnte sich einen bissigen Seitenhieb und sagte: «Ich schaue gerade immer dieses sehr schockierende dystopische Drama namens 'Die Nachrichten'. Aber sie müssen wirklich mal die Hauptrolle neu besetzen.»
Mehr Eindruck hinterliess da schon Regisseur Glenn Weiss. Er gewann einen Preis für die Inszenierung der Oscarverleihung und nutzte seine Dankesrede für einen Heiratsantrag. An seine im Publikum sitzende Freundin Jan Svendsen gerichtet, sagte er: «Du fragst Dich, warum ich Dich nicht 'meine Freundin' nenne. Ich will Dich 'meine Frau' nennen.» Sie nahm an und er gab danach hinter der Bühne vor der internationalen Presse zu, keinen Plan B gehabt zu haben. Immerhin er löste seine Aufgabe.
John Oliver wurde für seine Serie «Last Week Tonight With John Oliver» als beste Talkreihe ausgezeichnet. Der Comedian bedankte sich in seiner Rede bei Svendsen dafür, den Antrag angenommen zu haben. Ansonsten wäre es wohl mit der ganzen restlichen Veranstaltung bergab gegangen, scherzte er.
Beim zuvor mit Spannung erwarteten Kampf zwischen Streamingdiensten und regulären Fernsehsendern gab es am Ende einen Gleichstand: Sowohl Netflix als auch der US-Kabelsender HBO kamen auf 23 Emmys. Traditions-Sender NBC kam auf 16 Auszeichnungen.
Heidi Klum findet Preisverleihungen langweilig für Kinder
Auch das Topmodel Heidi Klum ist mit Freund Tom Kaulitz zur Emmy-Verleihung nach Los Angeles gekommen, aber ohne ihre Kinder. «Sie wollen immer mit, aber ich sage dann: »Das ist eigentlich Arbeit. Ich rede mit Fernsehsendern, wir machen Fotos und dann sitzen wir einfach rum und müssen ruhig sein"«, sagte sie am Montagabend (Ortszeit) am Rande der Verleihung dem »People«-Magazin.
Klum war für ihre US-Show »Project Runway« nominiert. Die gebürtige Deutsche meinte, eine Filmpremiere sei für die Kinder spannender als eine Preisverleihung. »Für sie ist das etwas langweilig.« Die Moderatorin (»Germany's Next Topmodel") hat vier Kinder im Alter von 8 bis 14 Jahren.
SDA/nag
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