Vacherin vs. La vache qui rit – die herzlosen Verteidiger
Auf der einen Seite steht die vache qui rit. Sie sieht so harmlos aus mit ihrem Dauerlächeln, dabei ist die französische Verteidigerin eine ganz miese Kuh des Trashtalks. Und wenn der Schiedsrichter nicht hinschaut, kickt sie den angreifenden Schweizer auch schon einmal mit einem fiesen Haxenschlag vom Melkstuhl. Wer so unfair spielt, muss damit rechnen, dass der Gegner auf ähnliche Weise zurückschlägt. Tatsächlich verteilt die Schweiz Vacherin-Häppchen. Was wie eine Geste der Grosszügigkeit aussieht, versetzt dem gegnerischen Spiel das Mass an Listerien, dass dieses Duell schon in der Halbzeitpause entschieden ist. 1:1.
Martinetti vs. Piaf – im Zentrum spielt die Musik
Die Franzosen troubadieren im Mittelfeld mit herzzerreissender Leidenschaft. Und sie versuchen, mit brasilianisch anmutenden Spitznamen zusätzliche Aufmerksamkeit zu erhaschen. Edith Giovanna Gassion, Künstlername Piaf, bereut keinen Pass und beschwingt nicht nur das Spiel, sondern zeigt dank der vom Vater geerbten und zirkuserprobten Qualitäten als Schlangenmensch ebenso überraschendes Durchsetzungsvermögen im Zweikampf. Wichtige Leitmedien wie «Glanz und Gloria» sind von Piaf ebenfalls begeistert, mit ihren Liebesaffären stützt sie den Ruf des Nationalteams auch ausserhalb des Rasens bedingungslos. Die Franzosen glauben dank der Piaf schon einen Treffer erzielt zu haben, da nominiert die Schweiz auf Druck von «Blick» und «Glückspost» Nella Martinetti fürs Zentrum. Und zur Verstärkung bringt Martinetti auch noch gleich fesche Jünglinge mit. Was für ein genialer Zug, was für ein Konter, ai, ai, ai. Die Schweiz führt 2:1.
St. Moritz vs. St. Tropez – Schweizer Zerfall im Sturm
Mit dem Privatjet nach Samedan, Fitnessschlaf auf Muottas Muragl, After-Hour im Dracula-Club und Verlängerung in der Botox-Bar. Nie war der Schweizer Sturm mondäner, wissenschaftlicher, langatmiger, aufgemotzter. Nur: Es ist ein gar oberflächliches Bild. Im Ernstkampf zeigt die Mannschaft Zerfallserscheinungen. Was aus der Distanz frisch aussieht, wird im Bild der HD-Kameras faltig und grau – und im Sommer dann gar noch zum Überläufer, um im goldenen Licht des Südens schöner zu glänzen. So spielen die Franzosen mit St. Tropez praktisch in doppelter Überzahl. Martinetti, der Vacherin und das Mattterhorn verhindern, dass die Gegner mehr als einmal treffen. Zwischenstand: 2:2.
Blatter vs. Platini – zwei Trickser von der Bank
Unentschieden nach 90 Minuten. Jetzt gewinnt die Ersatzbank an Bedeutung. Die Schweiz wechselt Sepp Blatter ein. Schade hat er seine Strafe erst gerade abgesessen. Wäre er schon bei der Gruppenauslosung einsatzbereit gewesen, hätte die Schweiz leichtere Gegner erhalten. Ähnliches lässt sich über die Franzosen sagen. Michel Platini ist an der Seitenlinie einsatzbereit. Nicht aufgegangen ist sein Plan, den Sieg mit einer 2-Millionen-Franken-Zahlung beim Schiedsrichter einzukaufen – Blatter hat den russischen Referee mit einer Zahlung für Beraterdienste hinsichtlich der Präsidentenwahl 2019 neutralisiert. Es gibt für beide Mannschaften noch je zwei ungerechtfertigte Penaltys, 4:4.
Blocher vs. Sarkozy – das Duell der kleinen Staatsmänner
4:4 stehts auch nach acht erfolgreichen Versuchen im Elfmeterschiessen. Die Spannung wäre unaushaltbar, wüsste sich die Schweiz nicht bereits in Sicherheit. Sportminister Ueli Maurer hat nach der Verlängerung Christoph Blocher als fünften Penaltyschützen durchgesetzt, der Christoph schiesse eben besonders scharf, behauptet Maurer. Während er noch Blochers Wädli massiert, ist für Frankreich schon Nicolas Sarkozy auf dem Weg zum Punkt, da Hollande eine Schwäche im Penaltyschiessen nachgesagt wird. Unglücklicherweise hat der frühere Staatspräsident Sarkozy vergessen, seine Plateauschuhe auszuziehen, das gereicht ihm jetzt zum Nachteil. Blocher verwandelt. Dass Carla Bruni nun in Herrliberg einzieht, bleibt vorerst ein Gerücht. Was aber sicher ist: 5:4 für die Schweiz nach Elfmeterschiessen.