Geldblog: Tipps für PrivatanlegerEinzeltitelauswahl ist meist Glückssache
Als Privatanleger erreicht man mit Einzeltiteln keine gute Diversifikation – verbessern lässt sich diese mithilfe von Indexfonds.

Teils aufgrund von warmen Empfehlungen in der Finanz-Presse befinden sich unter anderem folgende Titel seit März 2021 in meinem Aktiendepot: BASF, Siemens Energy, Volkswagen und Varta, alle mit happigen Verlusten. Im April hätte ich VW mit Gewinn verkaufen können, im August Varta. Leider hatte ich auch keine Stoploss-Aufträge gemacht. Die anderen zwei Aktien liegen praktisch seit dem Kauf im Minus. Es würde mich interessieren, welche dieser Titel ich verkaufen, halten oder sogar zukaufen sollte. Leserfrage von J.S.
Das ärgert einen doppelt, wenn man Einzeltitel mit Gewinn hätte verkaufen können, dies aber nicht tat und später sogar auf happigen Buchverlusten sitzt. Genau dies ist Ihre Situation. Diese zeigt, dass es oft sehr schwierig ist, mit einer Einzeltitelselektion erfolgreich zu investieren. Als Privatanleger hat man nie genügend Mittel, um eine wirklich breite Aktienselektion zu erreichen. Darum setzt man schlussendlich auf einige wenige Einzeltitel, bei denen man glaubt, attraktive Chancen zu haben.
Ob die Rechnung aufgeht, ist nicht selten auch etwas Glücksache. Oft allerdings sitzt man mit einigen Titeln so wie Sie auf Buchverlusten. Drei der vier Titel, nämlich BASF, Siemens Energy und VW, die Sie erwähnen und auf denen Sie Verluste verbuchen, sind Teil des Deutschen Aktienindex DAX. Sie wären aus meiner Sicht besser gefahren, wenn Sie statt der Einzeltitel einen kostengünstigen Indexfonds oder einen Exchange Traded Fund ETF gekauft hätten, der an den DAX gekoppelt ist. Denn der Deutsche Aktienindex DAX als Ganzes schloss im letzten Jahr klar im Plus und hatte gleich mehrfach Rekordstände verzeichnet.
In den meisten Fällen gelingt es einem als Privatanleger nicht, den Index zu schlagen.
Das Grundproblem ändert sich für Sie auch in Zukunft nicht: Es bleibt auch für 2022 schwierig, die richtigen Einzeltitel zu wählen, damit man am Schluss erfolgreich investiert. In den meisten Fällen gelingt es einem als Privatanleger nicht, den Index zu schlagen. Vor diesem Hintergrund würde ich die erwähnten DAX-Titel in Ihrem Depot abstossen und stattdessen einen Fonds nutzen, der an den DAX gekoppelt ist.
Etwas anders beurteile ich die Situation beim vierten Titel, bei der Varta. Der Batteriekonzern Varta wurde im dritten Quartal des letzten Jahres zurückgestuft, weil er die Prognosen nach unten revidieren musste. Nachdem sich neue Kundenprojekte mit wiederaufladbaren Lithium-Ionen-Zellen verzögert hatten, nahm der Umsatz des Unternehmens in den ersten neun Monaten um 1,3 Prozent auf 622,3 Millionen Euro ab. Varta hatte bereits zuvor die Umsatzprognose gesenkt, was an der Börse für Abgaben sorgte. Auch der Nettogewinn reduzierte sich aufgrund höherer Abschreibungen und Zinsbelastungen um 3 Prozent auf 75,8 Millionen Euro.
Auch da könnten Sie anstelle des Einzeltitels einen Indexfonds nutzen: Varta ist Teil des MDAX. Dieser entspricht der Entwicklung der 50 grössten Unternehmen, die hinsichtlich Marktkapitalisierung und Orderbuchumsatz auf die 40 Unternehmen des DAX folgen. So würden Sie eine weit bessere Diversifikation erreichen. Falls Sie das Geld nicht brauchen, können Sie aber auch auf eine Erholung von Varta setzen, die ich für möglich halte. Auf längere Sicht würde ich allerdings auch bei den mittelgrossen Unternehmen eher auf ein Indexprodukt als auf einen Einzeltitel setzen, da Sie damit dank der breiteren Diversifikation für sich die Risiken reduzieren können.
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