Einspruch gegen dürftiges Jugendangebot
Als Übergangslösung eröffnet der Verein Tankere in den ehemaligen Bonsoir-Räumlichkeiten eine Diskothek. Der Eintritt in das Lokal wird ab 16 Jahre sein.

Die meisten Menschen waren einmal 16 Jahre alt und kennen somit das Dilemma dieses Alters: Das Bedürfnis nach abendlicher Unterhaltung ist gross, das Angebot jedoch klein, sind doch die meisten Clubs, Bars und Drinks erst ab 18 zugänglich. Dieses Problem ist auch dem Berner Gemeinderat bekannt. So forderte er 2013 in seinem Nachtlebenkonzept eine Schliessung der Angebotslücke für Jugendliche in der Innenstadt.
Deswegen unterstützte die Stadtregierung das Vorhaben des Vereins Tankere, im ehemaligen Gebäude der Sanitätspolizei an der Nägeligasse ein Lokal für Junge einzurichten. Die zahlreichen Einsprachen von Bewohnern des gegenüberliegenden Aareufers, welche Lärmemissionen befürchten, haben diese Pläne jedoch verzögert. Trotzdem lässt das Tankere-Team dieses Wochenende eine Party steigen: In den Räumlichkeiten des seit Mai geschlossenen Clubs Bonsoir an der Aarbergergasse haben sie als Übergangslösung ein Lokal eröffnet.
Kein Kindergarten
«Einspruch Diskothek» heisst der Club, ein ironischer Gruss an die Widersacher des Vereins. Am Freitag- und am Samstagabend finden die ersten Veranstaltungen statt: Eine Hiphop-Party, gefolgt von einer Nacht der elektronischen Musik. Mit einem tiefen Eintrittspreis (bis 23.00 Uhr kommt man gratis hinein, danach für fünf Franken) will man ein grosses Publikum anziehen. Wichtig ist aber, dass auch 16- und 17-Jährige Einlass erhalten werden.
Dieser Schlüsselteil des Projekts soll jedoch nicht zum Aushängeschild werden. Denn Partys ab 16 werden oft als Kindergärten der Ausgangsszene abgetan. «Dass der Club ab 16 ist, gehört zwar zu den städtischen Vorgaben», sagt Philippe Eggenschwiler vom Tankere-Verein. Den Begriff Jugendclub wolle man aber vermeiden. «Wir wollen ein breites Altersspektrum ansprechen und eine möglichst grosse Durchmischung haben.» Später seien auch andere Events, etwa Lesungen oder Filmabende, geplant. Was Jugendliche anspreche, könne auch ältere Nachtschwärmer ansprechen, sagt die Co-Präsidentin des Vereins, Nadia Hamouda. «Wir müssen uns vor Augen halten, dass auch 16-Jährige gute Musik hören und kulturinteressiert sind.» Mit 16 hätte sie einen solchen Club «den Wahnsinn» gefunden, sagt die 22-Jährige.
Von Jungen für Junge
Der Wandel vom Bonsoir zum Einspruch hat kleine Umbauten und einen neuen Farbanstrich erfordert. Inventar wie Mischpulte, Lautsprecher oder Beleuchtung hat man von den Betreibern des Vorgängers übernehmen können. Finanziert wurde dies mit einem Investitionskredit des Gemeinderats in der Höhe von 280000 Franken. Die laufenden Betriebskosten werden durch das bestehende Tankere-Budget des städtischen Jugendamts von 300000 Franken jährlich gedeckt. Auf die Arbeit der Tankere-Gruppe will ihr Geldgeber jedoch keinen Einfluss nehmen.
«Das Jugendamt hat keinen Input betreffend Betrieb oder Programm des Clubs gegeben», sagt Scarlett Niklaus, die stellvertretende Leiterin des Amts. «Es soll ein Club von Jungen für Junge sein.» Dennoch ordnet sie die Eröffnung des Einspruch in die städtische Nachtlebenpolitik ein. An diesem Standort sei das Ziel, ausser Reithalle und Gaskessel ein weiteres preiswertes Angebot ohne Konsumationszwang für Jugendliche zu schaffen, nur teilweise erfüllt. Da der Bonsoir-Raum kein Tageslicht habe, sei es schwer, tagsüber Aktivitäten durchzuführen. «Es ist immer noch vorgesehen, ein Lokal mit Tageslicht und Aussenbereich einzurichten.»
Der Standort an der Nägeligasse würde diese Möglichkeiten bieten. Das Verfahren liegt aber noch beim Regierungsstatthalteramt. Niklaus erwartet einen Entscheid in den ersten Monaten des nächsten Jahres.
Der Mietvertrag des Einspruch läuft bis Ende Januar 2020. Trotzdem blickt das Tankere-Team bereits einem Umzug entgegen. «Ich bin optimistisch, dass das Projekt an der Nägeligasse noch klappt», sagt Nadia Hamouda. Im Einspruch könne man sich auf den grösseren Standort vorbereiten. «Wir werden weiter für die Tankere kämpfen.»
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