Einreisestopp der USA gefährdet Schweizer Firmen
Die Einschränkungen im Flugverkehr betreffen auch den Warenaustausch mit den USA. Das Land ist für die Schweiz der zweitwichtigste Exportmarkt.

Das Einreiseverbot der USA für Europäer könnte der Schweizer Exportwirtschaft einen herben Dämpfer verpassen. Denn die USA sind der zweitwichtigste Markt für Waren «made in Switzerland». Betroffen sind vor allem die Pharmaindustrie, kleinere exportorientierte Firmen und die Schweizer Tourismusbranche.
US-Präsident Donald Trump hat am Mittwochabend zur Bekämpfung der Corona-Krise einen 30-tägigen Stopp für Einreisen aus Europa in die USA verhängt. Experten erwarten, dass damit der Luftverkehr zwischen dem Schengen-Raum und den USA zum Erliegen kommt. Das dürfte auch wichtige Warenströme einschränken, die auf Luftfracht angewiesen sind.
Der Chef der amerikanisch-schweizerischen Handelskammer Amcham, Martin Naville, erwartet durch die überraschend verhängte Massnahme eine Delle für die Schweiz. «Amerika ist der Exporttreiber der Schweizer Wirtschaft. Wenn der sich verlangsamt oder stoppt, würde das der Exportwirtschaft mittelfristig sehr wehtun», sagt er.
Im vergangenen Jahr entfielen auf das Land 14 Prozent aller Schweizer Exporte – mit einem Wert von 44 Milliarden Franken. Noch mehr exportiert die Schweiz nur nach Deutschland – diese Waren sind insgesamt 48 Milliarden Franken wert. Zu den Schweizer Exportschlagern im Verkehr mit den USA zählen pharmazeutische Produkte, medizinische Instrumente und Maschinen.
Viele Schweizer Produkte werden in die USA geflogen
Ein grosser Teil dieser Güter werde mit dem Flugzeug in die USA geliefert, sagt Naville. Dafür stehen nicht nur spezielle Frachtflugzeuge zur Verfügung; diese seien von den Massnahmen der US-Regierung ausgenommen. Viel Fracht werde auch in den Bäuchen der Passagierflugzeuge transportiert. «Wenn die nicht mehr fliegen, ist die Frage, ob es genug Kapazitäten für Fracht gibt», sagt Naville.
Ausweichmöglichkeiten – etwa auf die Seefahrt – hält der Amcham-Chef für wenig geeignet. «Es gibt einen guten Grund, diese Waren mit dem Flieger zu transportieren. Es geht um heikle Produkte in der Pharmaindustrie, die teuer sind, und Teile, die für die «Just-in-Time-Produktion» schnell vor Ort sein müssen», sagt Naville.
Das Wirtschaftsforschungsinstitut KOF sieht von den geringeren Frachtkapazitäten in Passagierflugzeugen vor allem die Pharmabranche betroffen – aber auch die Uhrenindustrie sowie die Fluggesellschaften selbst.
Roche erklärt, das Unternehmen sei dabei, die Auswirkungen des Einreisestopps zu prüfen. «Die Versorgungssicherheit für Patientinnen und Patienten mit unseren Medikamenten und Diagnostika hat für uns oberste Priorität, wir werden alles daransetzen, diese sicherzustellen.»
Vor allem kleinere Exportfirmen könnten leiden
Nach Einschätzung von Naville können Grosskonzerne mit starkem US-Geschäft vergleichsweise gut mit dem Einreisestopp umgehen. «Firmen, die dort investiert sind und Kapazitäten, Fachkräfte und Produktion vor Ort haben, können das gut einen Monat wegstecken», sagt er. Doch kleinere Firmen haben oft keine eigene Niederlassung dort. Schweizer Maschinenbauer etwa liefern Teile für Anlagen, die dann von Fachkräften aus der Schweiz vor Ort installiert werden. Sie müssen nun mit Einschränkungen rechnen.
Auch aus Sicht des Branchenverbands für die Maschinenbau-, Elektro- und Metallindustrie, Swissmem, sind vor allem geringere Frachtkapazitäten in Passagierflugzeugen ein Problem. «Wenn die Flüge massiv eingeschränkt werden, dann hätten wohl einige Firmen ein Problem, weil sie gewisse Ersatzteile und Komponenten nicht mehr liefern könnten», sagt ein Swissmem-Sprecher. Das wiederum führe zu Problemen bei den Kunden vor Ort. «Je länger die Massnahmen dauern, umso mehr werden sie sich auswirken», sagt der Swissmem-Sprecher.
Auch der Schweizer Tourismus dürfte die Einschränkungen zu spüren bekommen. Denn Amerikaner lassen bei ihren Reisen oft viel Geld in der Schweiz – mehr als Touristen aus anderen Ländern. Um die Gunst dieser kauffreudigen Kundschaft muss die Schweiz nun länger bangen. «Da geht es nicht um einen Monat. Der Sommer ist damit gelaufen. Amerikaner planen jetzt keine Reisen in verseuchte Gebiete. Für den Schweizer Tourismus ist das eine Katastrophe», sagt Naville.
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