Eine Stimmung, als wärs ein Tribunal
Die von 200 Personen besuchte Kirchgemeindeversammlung in Köniz stand im Zeichen des Konflikts um Pfarrer André Urwyler – obschon der Fall gar nicht auf der Traktandenliste stand.

Um etwas ging es an der gestrigen Versammlung der Kirchgemeinde Köniz nicht: Die vom Rat geforderte Amtsenthebung des umstrittenen Pfarrers André Urwyler war kein Traktandum. Das Kirchenvolk wird in dieser Sache nicht um die Meinung gefragt. Das Vorgehen des Kirchgemeinderats lässt aber an der Basis die Wogen so hoch gehen, dass sich Kirchgemeinderatspräsidentin Gertrud Rothen veranlasst sah, die Stellungnahme der Kirchenbehörde zum Könizer Kirchenkonflikt zu verlesen. Verlesen hat sie schliesslich im Wesentlichen die Medienmitteilung vom Dienstag (siehe «Bund» von gestern), ergänzt mit der Feststellung, sie selber habe anfänglich geglaubt, es lasse sich eine gütliche Lösung für den Konflikt finden. Nachdem sie aber selber bis an die Grenzen ihrer Kräfte gegangen sei, komme auch sie zum Schluss, dass ein anderer als der jetzt beschlossene Weg nicht mehr existiere. In den Stellungnahmen aus der aufgeladenen und von 200 Stimmberechtigten besuchten Versammlung wurde der Kirchgemeinderat mehrheitlich hart in die Mangel genommen, was Kirchgemeinderat Matthijs van Zwieten de Blom zur Replik veranlasste, der Rat habe das Gefühl, in einer Gerichtsverhandlung zu sitzen.