Eine kurze Freude am Egelsee
Auf Druck der Politik entsteht diesen Sommer nun doch die Bar au Lac im Berner Schosshaldenquartier. Weil die Fischer aber kein Café am See wollen, bleibt es vorerst nur für drei Monate.

In der Werkstatt des einstigen Entsorgungshofs am Egelsee eröffnet noch diesen Monat die Bar au Lac. Der Regierungsstatthalter Christoph Lerch hat dafür eine Bewilligung erteilt, wie die Stadt Bern am Freitag mitteilte. Am Ufer des Sees soll es während dreier Monate Kaffee und Kuchen geben. Den Zuschlag haben die Betreiber der Caffè Bar Sattler in der Länggasse bekommen: «Die Vorfreude ist riesig», sagt Micha Flach vom Sattler, der auch erst seit vorgestern von der erteilten Bewilligung weiss. Bereits am 30. Juni öffnet er die Tore der einzigen Werkstatt im Gebäude des Entsorgungshofs.
Gegen das geplante Café hatte der Angelfischer-Verein Bern eine Einsprache eingelegt. Die Fischer befürchten, dass der Lärm durch mehr Publikumsaufkommen auf Fische und Pflanzen des Egelsees negativen Einfluss hat (der «Bund» berichtete). Klar also, dass sich die Fischer nun nicht sonderlich über den Versuchsbetrieb freuen: «Die Bewilligung ist dank politischem Druck erteilt worden», sagt Ronald Sonderegger, Präsident des Fischervereins. Die Politik habe sich auf die Fahne geschrieben, den Ort zu beleben, auch wenn das nicht alle Nachbarn wollten, sagt Sonderegger. Schon länger fordert das Parlament vom Gemeinderat, die Umnutzung des Areals anzugehen. Sonderegger sagte gestern, er werde nun genau schauen, dass der Uferschutz eingehalten werde.
Die zuständige Gemeinderätin Ursula Wyss (SP) nimmt die Sorgen der Einsprechenden ernst: «Ich habe durchaus Verständnis für Leute, die sich um den Raum sorgen. Aber niemand hat ein Exklusivrecht für den Egelsee – dieser gehört der Bevölkerung.» Da die Stadt wachse, würden auch Grünflächen vermehrt genutzt werden, das betreffe auch den Egelsee, sagt Wyss. Während des Testbetriebs lädt die Stadt die Café-Betreiber und die Einsprechenden an einen runden Tisch, um auf verschiedene Beschwerden einzugehen und zu vermitteln.
Ursprünglich wollten die Sattler-Betreiber den Entsorgungshof als ganzjähriges Café betreiben. Doch nachdem zahlreiche Einsprachen gegen das Café eingegangen waren, zogen die Betreiber im Frühling ihr Baugesuch wieder zurück. Mit der nun für drei Monate erteilten gastgewerblichen Bewilligung kann auf ein Baugesuch verzichtet werden. «Wir haben nun den ganzen Sommer Zeit, um den Leuten zu zeigen, wie schön es hier ist», sagt Flach. Was nach den drei Monaten komme, sei ungewiss – eine gastgewerbliche Einzelbewilligung kann nur maximal für drei Monate ausgestellt werden. Deshalb hat Flach nun mehrere Angestellte für drei Monate befristet angestellt, welche die Getränke am Ufer des Sees ausschenken und am Mittag Salate und Sandwiches servieren.
«Zwischennutzung ad absurdum»
Ursula Wyss möchte, dass die ehemalige Werkstatt des Entsorgungshofs definitiv als Treffpunkt genutzt werden kann: «Die Zwischennutzung wird ad absurdum geführt, wenn jahrelang auf Bewilligungen gewartet werden muss», sagt Wyss. Die juristischen Formalitäten hinkten den städtischen Bedürfnissen hinterher, sagt sie. Während der drei Monate sollen nun aber Erfahrungen gesammelt werden, um herauszufinden, was bei der Bevölkerung ankommt. Im Schosshaldenquartier gebe es nur wenige Plätze, die zum Verweilen einlüden, sagt Wyss: «Am Burgernzielkreisel trifft sich niemand freiwillig.» Seit 2015 ist der Entsorgungshof geschlossen, beheimatet aber noch das Personal der Berner Strassenreinigung. Wann jene auszieht, ist noch unklar – genauso wie die definitive Nutzung.
Gemeinderat hat Geld gesprochen
Bis im September ist die neue Bar am Südufer des Egelsees von morgens bis 22 Uhr, donnerstags bis samstags bis 23 Uhr geöffnet. Der Gemeinderat hat bereits einen Kredit von 61 000 Franken gesprochen, um bauliche Massnahmen wie etwa den Anschluss für die Toilettenanlage zu erneuern. Für die Kücheninfrastruktur und das Mobiliar kommen die Bar-Betreiber aus der Länggasse auf, welches sie nun in Rekordzeit einbauen: «Wir freuen uns auf romantische Abende am See», sagt Flach. Bewohner der Schosshalde müssten sich nicht fürchten, dass eine Partymeile entstehe.
Dieser Artikel wurde automatisch aus unserem alten Redaktionssystem auf unsere neue Website importiert. Falls Sie auf Darstellungsfehler stossen, bitten wir um Verständnis und einen Hinweis: community-feedback@tamedia.ch