«Eine Art Frühwarnsystem»
Viele Spitäler – auch das Berner Inselspital – lassen die Qualität ihrer Pflegedienste von der Concret AG zertifizieren. Alters- und Pflegeheime sind kaum dabei. Doch das dürfte sich nach den skandalösen Vorfällen in einem Zürcher Pflegeheim ändern.
Auf Initiative der Sektion Bern des Schweizer Berufsverbandes für Pflegefachfrauen und -männer (SBK) wurde in den Achtzigerjahren eine Messmethode zur Beurteilung der Pflegequalität in Spitälern, Heimen und Spitex-Organisationen entwickelt. Nach dieser Methode sind schon über 300 Pflegeeinheiten zertifiziert worden: Von der anerkannten Pflege-Zertifizierungsstelle Concret AG, die im Besitz des SBK Schweiz ist und – eigenen Angaben zufolge – «das erste und einzige akkreditierte Unternehmen ist, das spezialisiert ist auf Messungen in der Pflege».
Wie Geschäftsführerin Elsbeth Luginbühl sagt, sind folgende Berner Betriebe von Concret zertifiziert: Viele Pflegeabteilungen des Inselspitals, die Spitäler Burgdorf, Thun, Erlenbach und Zweisimmen. Und als bisher einziges Berner Alters- und Pflegeheim das Heim Sunnsyta in Ringgenberg. Andere Berner Alterseinrichtungen verweisen auf andere erfolgte Zertifizierungen.
Elsbeth Luginbühl ist überzeugt, mit dem Concret-Angebot einen wichtigen Beitrag zur Qualitätserhaltung und -steigerung im Pflegebereich leisten zu können. Es sei erstaunlich, sagt sie, dass man heute in allen Lebensbereichen nach Qualitätsgarantien rufe, die Pflege in Heimen und Spitälern aber kaum von aussen überprüfen lasse. Doch dies, glaubt sie, werde sich ändern – das Bewusstsein für die Bedeutung einer qualitativ guten Pflege steige.
«Alarmzeichen erkennen»
Sie räumt zwar ein, dass Vorfälle wie jene in Zürich (wo Pflegende demenzkranke Bewohnerinnen eines Heims in unwürdigen Situationen mit dem Handy filmten) auch mit den besten Qualitätssicherungsmassnahmen nicht völlig ausgeschlossen werden können.
Doch: «Wer sich unserer Prüfung unterzieht, verfügt über eine Art Frühwarnsystem, ist vielleicht eher in der Lage, Alarmzeichen zu erkennen. Wir machen Schwachstellen sichtbar – zum Beispiel ungenügende Rahmenbedingungen, fehlende Ressourcen, Mangel an qualifiziertem Personal, unbefriedigende Team- und Gesprächskultur.» Bei der Zertifizierungs- und Beratungsarbeit von Concret gehe es allerdings nicht darum, «von oben herab» Zensuren zu erteilen – nein: «Es geht darum, Mängel zu erkennen, Impulse zu geben. Und um zu zeigen, wie Konzepte im Interesse der Patientinnen und Patienten optimal umgesetzt werden können – sodass die Pflegeteams dann selber aktiv werden können.»
Vor grossen Herausforderungen
Der Pflegebereich stehe vor grossen Herausforderungen, sagt Elsbeth Luginbühl: Es sei mit Personalknappheit und vor allem mit einem Mangel an qualifiziertem Pflegepersonal zu rechnen, was die Aufrechterhaltung des gewohnten Qualitätsstandards in Spitälern und Heimen erschweren werde.
Da und dort müssten die Ressourcen dann optimiert und die Strukturen verändert werden, um die Pflegequalität einigermassen gewährleisten zu können. «Hier», sagt sie, «können wir Unterstützung geben.» Die Erfahrung zeige übrigens, dass mit der Aufrechterhaltung der Pflegequalität der Wechsel beim Personal abnehme: «Unsere Bemühungen zielen auch darauf ab, dass die Arbeitsplatzqualität steigt und die Angestellten weniger schnell ausgebrannt sind. Sie bleiben dann auch länger.»
Was kann Concret erreichen?
Konkret lässt sich das Concret-Angebot so zusammenfassen: Der Betrieb gewinnt unter anderem Erkenntnisse über den Einsatz von personellen, zeitlichen und materiellen Ressourcen, über die organisatorischen Abläufe, die geleistete Pflegequalität, den Bedarf an Weiterbildung und die Qualität der interdisziplinären Zusammenarbeit.
Durch die Zertifizierung oder Beratung wird die Pflegequalität in einem Betrieb vermehrt zum Thema. «Und wir stellen vor allem fest, dass die Zufriedenheit der Bewohner zunimmt», sagt Elsbeth Luginbühl, «und dass die berufliche Motivation der Pflegenden steigt.» (wd)
CONCRET AG: Zertifizierungs- und Beratungsstelle für Pflege, Effingerstrasse 25, 3008 Bern. Internet: www.concret-ag.ch
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