Ein Schweizer Sieg zur Unzeit
an der Heim-WM ausgeschieden. Wicks Siegestreffer kam zu spät.
Die Heim-WM ging für das Schweizer Team gestern Abend nicht unerwartet zu Ende, noch ehe die Party in Bern richtig begonnen hat. Die Schweizer rafften sich im Spiel der letzten Chance zwar noch einmal auf. Anders als im Spiel zuvor gegen Schweden starteten sie gut ins Spiel. Sie gingen durch Andres Ambühl und Romano Lemm 1:0 und 2:1 in Führung. Martin Plüss glich im letzten Drittel das 2:3 aus. In den letzten Sekunden des dritten Drittels suchten sie den Siegestreffer mit sechs Feldspielern und ohne Torhüter. Allein, alle Bemühungen blieben frucht- und erfolglos.Das 4:3 nach 13 Sekunden in der Verlängerung durch Roman Wick war wie ein Schlag ins Gesicht der Schweizer. Die Geste des Torschützen sagte alles: Wutentbrannt kickte Wick einen herumliegenden Stock weg. Falsches TimingUm die Viertelfinals zu erreichen, hätten die Schweizer einen Sieg in der normalen Spielzeit gebraucht. Wicks Schuss kam so gesehen nach dem Verfalldatum. Er stand stellvertretend für das Schweizer Turnier. Das Timing passte nicht. Solange es wirklich zählte, war keinem Schweizer ein Sonntagsschuss wie jenen von Wick gelungen. Die mangelnde Effizienz und das Pech im Abschluss begleiteten die Schweizer auch im letzten Turnierspiel noch einmal: Sekunden vor dem 2:2-Ausgleich der Amerikaner hatte Thomas Ziegler nur den Pfosten getroffen. Es wäre das 3:1 gewesen und hätte den Schweizern möglicherweise jenen Atem gegeben, den sie zum Sieg zur rechten Zeit gebraucht hätten.So aber endete die Heim-WM in einer grossen Enttäuschung, und allein fehlendes Glück war dafür nicht verantwortlich. Zu viele erreichten im entscheidenden Moment nicht ihre erwartete Leistung. Der designierte Vollstrecker Julien Sprunger blieb ohne Punkt und endete statt in den Topten der Skorerliste im Spital (siehe Kasten). Sandy Jeannin war nicht der Leader, der er in anderen Turnieren gewesen war. Goran Bezina beging immer wieder Leichtsinnsfehler. Bei keinem aber lagen Anspruch und Wirklichkeit so weit auseinander wie bei Severin Blindenbacher. Statt zum Leader wurde der Zürcher immer mehr zur Gefahr für das eigene Team. Nach den Startminuten des Mitteldrittels hatte Coach Ralph Krueger ein Einsehen und liess ihn auf der Ersatzbank.Der Coach in der KritikGanz offensichtlich sind die Schweizer mit dem Druck der Heim-WM nicht fertig geworden. Vor elf Jahren waren sie in Zürich und Basel mit geringen Erwartungen zum Turnier gestartet und danach bis auf Platz 4 gestürmt. Nun, da die Halbfinalqualifikation zwar kein offizielles, aber immerhin ein heimliches Ziel gewesen war, scheiterten sie an den eigenen Ambitionen.Die Analysen aber werden in den kommenden Tagen und Wochen nicht bei den Spielernerven Halt machen. Thematisiert werden muss auch, welche Schuld Nationalcoach Ralph Krueger am verpassten Ziel trifft. Der 49-jährige Deutschkanadier hat in den letzten Jahren gezielt auf die WM im eigenen Land hingearbeitet. Auch er ist in Bern gescheitert.Die Kritik an seinen Arbeitsmethoden und Selektionsentscheiden wird in den kommenden Wochen neu aufflammen. Krueger besitzt noch einen Vertrag bis zum nächsten Frühling und nach dem Olympiaturnier in Vancouver und der Weltmeisterschaft in Deutschland. Ob er ihn erfüllen kann, ist offen. Eine schnelle Entscheidung ist nicht zu erwarten. Die Führung im Verband wechselt. Der scheidende Präsident Fredy Egli wird sich kaum mit einer Trainerentlassung aus dem Amt verabschieden. Er wird das Dossier seinem Nachfolger Philippe Gaydoul überlassen. Das sind schöne Perspektiven, um ein neues Amt anzutreten.Daniel Germann>
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