Der 20. Sieg des MeistersEin Nsame ist gut genug für ein YB im Sparmodus
Der Meister erfüllt die Pflicht und gewinnt beim FC Sion, ohne zu glänzen, 2:0 – Jean-Pierre Nsame erzielt diese Saison seine Meisterschaftstore 19 und 20.

Cedric Itten ist nach einem Schlag in den Nacken schwindelig. Darum fehlt er an diesem Sonntag, als die Young Boys auf Sion treffen. Was bei anderen Clubs Kopfzerbrechen bereiten würde, wenn der beste Torschütze ausfällt, stecken sie mit einem Lächeln weg.
Wo Itten fehlt, steht Jean-Pierre Nsame. Der Kameruner, inzwischen 30-jährig, bester Torschütze seit seinem Wechsel vor sechs Jahren von Servette nach Bern, nutzt die Chance und führt seine Mannschaft fast im Alleingang zum Sieg im Wallis. Er erzielt die Tore zum 1:0 in der 27. und zum 2:0 in der 50. Minute.
In der Super League sind es diese Saison seine Treffer 19 und 20. Nur einmal ist er bisher erfolgreicher gewesen, 2019/20, als er 32-mal traf. Jetzt hat er im clubinternen Duell mit Itten wieder vorgelegt. Um das zu schaffen, braucht er nicht viele besondere Momente. Genau genommen sind es zwei.
Zuerst ist es der Videoschiedsrichter, der Nsame zum ersten Goal verhilft. Schiedsrichterin Esther Staubli hat nichts Strafbares gesehen, als Kastriot Imeri von Numa Lavanchy mit einem Wischer im Gesicht erwischt wird. Aber VAR Sandro Schärer rät ihr zum Blick auf die Videobilder. Sie korrigiert ihren ersten Entscheid und gibt einen Penalty für YB, den sie nicht geben muss.
Nsame behält die Ruhe und schiesst den Ball in die hohe linke Ecke, und das vor einer Gradin Nord, der Nordkurve, die nach den Ausschreitungen von Sittener Chaoten am vorletzten Samstag in Genf gesperrt ist. Die zweite Halbzeit ist erst fünf Minuten alt, als Nsame auf einen Pass von Loris Benito schnell reagiert und dank dem Freiraum, den er im Sechzehner geniesst, zum 2:0 trifft. Dass Goalie Alexandros Safarikas, Sions Nummer 3 auf dieser Position, den Ball unter dem Bauch durchrutschen lässt, braucht Nsame nicht weiter zu stören.
YB hat Nsame, Sion hat keinen Nsame. Das macht zum grossen Teil den Unterschied zwischen dem Ersten und Letzten der Rangliste. Nsame ist da erfolgreich, wo beim Not leidenden Gegner die Stürmer erfolglos sind. Mario Balotelli ist gar nicht erst aufgelaufen, es zwickt ihn wieder einmal irgendwo, und er ist einer von elf Ausfällen. Es ist dann an Kevin Halabaku, einem jungen Kosovaren, in der letzten Viertelstunde die besten Chancen für Sion zu haben – und zu vergeben. Einmal rettet Cédric Zesiger auf der Torlinie, einmal ist Marvin Keller zur Stelle.
Rieders spezielle Marke
Diese Chancen für Sion gibt es, weil die Berner nach dem zweiten Goal nachlässig werden, sie lassen es gar genügsam angehen und tun nicht mehr viel für die Offensive. Sie können sich über die gesamten neunzig Minuten ohnehin einen bescheidenen Auftritt leisten und brauchen sich nicht mit Glanz zu überhäufen, um vor 7000 Zuschauern die Pflicht zu erfüllen.
Die Kontrolle über das Spiel behalten sie auch so. Keller, die Nummer 3 bei YB im Tor, ist kaum geprüft, Zesiger führt die Abwehr sicher, und vorn eben gibt es Nsame. Dass Aurèle Amenda einen schwachen Tag einzieht und nur wegen eines Offside-Entscheides um eine frühe Rote Karte herumkommt, fällt so wenig ins Gewicht wie die bescheidene Leistung von Fabian Rieder. Der Regisseur wird zum zehnten Mal verwarnt, was auch eine besondere Leistung ist für einen Spieler in seiner Rolle.
Lugano und Winterthur sind die letzten beiden Gegner für YB in dieser Meisterschaft. Lugano wartet am Donnerstag im Tessin zur Hauptprobe für den Cupfinal, und Winterthur kommt am Pfingstmontag zu Besuch, wenn die Berner im Wankdorf mit dem Pokal für eine überlegen bestrittene Saison belohnt werden.
Sion - Young Boys 0:2 (0:1)
7000 Zuschauer. – SR: Staubli. Tore: 27. Nsame (Foulelfmeter). 50. Nsame 0:2.
YB: Keller; Blum (73. Rüegg), Amenda (60. Camara), Zesiger, Benito (60. Garcia); Lauper; Ugrinic, Imeri (80. Rrudhani); Rieder; Nsame (73. Elia), Monteiro.
Bemerkungen: YB ohne Lustenberger (gesperrt), Itten, Von Ballmoos, Niasse und Chaiwa (verletzt). – Verwarnungen: 6. Amenda. 26. Lavanchy. 38. Benito. 72. Araz. 84. Rieder (alle Foul).
Fehler gefunden?Jetzt melden.