Verstrickt in VerschwörungstheorienEin Mann taucht ab in die Welt der Salamander
Der Schauspieler Sebastian Krähenbühl zeigt im Stück «Der Krieg mit den Molchen» einen Trip bis ans Ende der Vernunft – zu sehen im Berner Schlachthaus-Theater.

Nein, ein Klick-Monster ist Sebastian Krähenbühl nicht. Die Filmli, die der Zürcher Schauspieler auf Youtube aufgeschaltet hat, werden von wenigen Leuten geschaut. «Molchfarm» zum Beispiel hat ein Publikum von vier. Zwei davon war ich.
Und doch: Der Beitrag ist sehr interessant. Er erzählt davon, was Molche in der Schule so machen. In der ersten Lektion haben sie Sprachunterricht, dann eine halbe Stunde Turnen. Es folgt ein Kursus im Gebrauch von Werkzeugen und Waffen – plus praktische Arbeiten. So bereiten Molche das Ende der Menschheit vor: Sie werden uns die Erde abgraben. (Wir waren auch nicht besonders lieb zu ihnen.)
Der Stoff, aus dem Albträume sind
Da nützt es auch nichts, zu sagen: «Nach Prag kommen die Molche nicht», wie es Francisek Kovondra, ein Angler mit sehr durchschnittlichem Verstand, in Karel Capeks Roman «Der Krieg mit den Molchen» sagt. Bis er in der Donau einen schwarzen Kopf erblickt.
Auf dieses Buch ist Sebastian Krähenbühl bei einem Prag-Aufenthalt gestossen. Im ersten Lockdown hat er es wieder gelesen. Und den Stoff für sein neues Theaterstück gefunden.
Er zeigt, wie ein Mann einer Weltuntergangssaga verfällt. Wie sich mehr und mehr seine Vorstellung verschiebt. Wie er sich ein Studio baut und beginnt, Beweise für seine Theorie herzustellen.
So entstanden auch die Filmli über die Molchfarm. Über den Kongress der Schwanzlurche. Über den Einzug in ein neues Heim. Sebastian Krähenbühl ist für die Umsetzung von Capeks Roman, der 1936 entstand, ganz tief in die Welt von heutigen Vorstellungen eingetaucht. Er hat sich für sein Projekt eine Wohnung in Dübendorf angemietet. Dort ist alles entstanden, was nun auf der Bühne zu sehen sein wird: ein Trip bis ans Ende der Vernunft.

Es ist ein Solo für einen Schauspieler, der nach und nach verschwindet. Denn immer mehr Raum nehmen im Lauf der Geschichte Töne und Bilder ein. Krähenbühl hat für sein Projekt das Collectif barbare um die Bieler Musikerin und Performerin Astride Schläfli eingeladen.
Übrigens: So ganz ohne Klicks ist Sebastian Krähenbühl auch nicht. Seine Migros-Spots, wo er den alleinerziehenden Vater Beat spielt, sehen Millionen.
Schlachthaus Theater, Bern, Mittwoch, 24.5. bis Freitag, 26.5., jeweils 20 Uhr
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