Zum MuttertagEin Hoch auf «schlechte Mütter»
Mutterschaft ist eine edle Aufgabe – aber sie vernebelt oft gerade gut ausgebildeten Frauen das Hirn. Warum es Zeit ist, sich vom schlechten Gewissen zu verabschieden.

Als ich letzte Woche die Abstimmungsunterlagen aus dem Briefkasten holte, war ich kurz überrascht. Anstatt zweier Couverts – für mich und meine 20-jährige Tochter – lagen drei im Briefkasten. Noch ist mein Sohn nicht volljährig, aber bis zur Abstimmung wird er es sein. Tatsächlich feiert er heute seinen 18. Geburtstag. Ich hielt das Abstimmungscouvert in der Hand, als wollte ich sein Gewicht spüren. 18 ist für Eltern eine schwerwiegende Zahl. Das Alter der Volljährigkeit ist erreicht, das Kind damit erwachsen, zumindest in den Augen des Staates. Es kann Auto fahren, Alkohol kaufen und abstimmen. Jetzt sind meine beiden Kinder keine mehr, just am Muttertag, und meine Aufgabe ist erfüllt: Ich habe zwei stabile Erwachsene produziert, die den hormonellen Sturm der Pubertätsjahre inklusive einer globalen Pandemie schadlos überstanden haben. Das sagt zumindest der Kopf.