Dubiose Millionen für den Fifa-Vizepräsidenten
Jack Warner soll 2 Millionen Dollar bekommen haben, damit er für Katar als Austragungsort der WM 2022 stimmt. Angeblich hat er dann aber für die USA votiert. Das führt zur Frage: Wer hat eigentlich nicht bestochen?

Für die Kritiker der umstrittenen Fussball-WM 2022 im Wüstenemirat Katar ist es ein weiterer Beweis dafür, was sie ohnehin schon lange vermutet hatten: Bei der Vergabe im Dezember 2010 ging es nicht mit rechten Dingen zu. Wie die britische Zeitung «The Telegraph» in ihrer Ausgabe von heute enthüllt, haben der frühere Fifa-Vizepräsident Jack Warner und seine Familie von den Katarern gegen 2 Millionen Dollar kassiert.
Die Summe setzt sich zusammen aus einer persönlichen Zuwendung über 1,2 Millionen, die aus dem Umfeld von Mohammed bin Hammam direkt an Warner floss – der Katarer war als Präsident der asiatischen Fussballkonföderation Antreiber der katarischen WM-Bewerbung, während er sich mit Sepp Blatter einen Kampf um das Fifa-Präsidium lieferte. 2011 wurde er wegen Verstosses gegen den Ethik-Kodex aus der Fifa ausgeschlossen. Warner wurde 2011 ebenfalls suspendiert, später trat er «freiwillig» aus.
Chefermittler Garcia in Verzug
Wie «The Telegraph» weiter berichtet, erhielten auch Warners Söhne Gelder überwiesen (750'000 Dollar), ausserdem ein Angestellter (400'000). Die Transaktionen sollen zunächst über eine Bank auf den Cayman Islands gelaufen sein, nachdem diese die Legalität der Gelder anzweifelte, sei auf ein New Yorker Institut ausgewichen worden sein. Die WM-Organisatoren wiesen den Bericht umgehend zurück. «Wir haben uns strikt an die Bewerbungsregeln und den Ethik-Kodex der Fifa gehalten», schrieb das Organisationskomitee.
Die von der Fifa in Auftrag gegebene Untersuchung von Chefermittler Michael Garcia zur viel diskutierten Vergabe dauert unverändert an. Ursprünglich hatte der Amerikaner das Ergebnis seiner Recherchen bereits im vergangenen Spätsommer präsentieren wollen. Gerüchten zufolge hat der Thailänder Worawi Makudi von den Katarern gar 10 Millionen Dollar für seine Stimme erhalten. Makudi sitzt noch immer unbehelligt im Exekutivkomitee des Weltverbandes.
Eine halbe Million aus Australien?
Möglicherweise wird Richter Garcia zum Schluss kommen, dass auch Warner von den Katarern bestochen wurde – dass diese Bestechung aber gar nicht fruchtete. Laut Informationen von Redaktion Tamedia hat Warner nämlich seinerzeit für die USA gestimmt. Wie Präsident Blatter etwa oder der Deutsche Franz Beckenbauer.
Was zur Frage führt: Haben auch die USA Stimmen gekauft? Gemäss Recherchen von «The Australian» vom vergangenen Frühling hat Warner auch vom australischen Fussballverband Geld erhalten, knapp 500'000 Dollar – offiziell als Entwicklungshilfe für den Fussball in seinem Heimatland Trinidad & Tobago.
Australien schied aber schon in der ersten Runde aus. Die USA schliesslich unterlagen Katar im Entscheidungsdurchgang mit 8:14 Stimmen. Unter anderem votierte Uefa-Präsident Michel Platini für eine WM auf der Halbinsel im Persischen Golf. Ein halbes Jahr später stieg eine Investorengruppe aus Katar gross bei Paris St. Germain ein.
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