Was geht? Die Ausgehtipps der WocheDrama, Inbrunst und ganz viel Zuckerguss
Stromgitarren in der Wüste und ein frischer Blick auf China: Die kommende Kulturwoche gibt sich weltoffen.
Die Wüste bebt: Tamikrest
Es ist ja nicht so, dass das Genre des Wüsten-Rocks gerade ein Mauerblümchendasein fristen würde. Die omnipräsenten Protagonisten heissen Tinariwen, Tamikrest, Bombino, Terakaft, Mdou Moctar oder Songhoy Blues und bedienen sich – sehr grob gesagt – allesamt ähnlicher Methoden der Musikmachung: Traditionelle Melodien der Tuareg-Nomaden werden mit westlichen Rockgitarren verquickt. Und das hat einen guten Grund: In der Kultur der Tuareg muss man einer bestimmten Kaste angehören, um ein Instrument lernen zu dürfen. Die Stromgitarre ist frei von solchen Bürden, und so wurde sie zum Instrument der Jungen. So kam auch Ousmane Ag Mossa, der Sänger und Gitarrist der Gruppe Tamikrest, zu seiner Gitarre und zu seinem Sound, den er stetig weiterentwickelt. Auf dem neuesten Album finden sich neben der Sängerin Hindi Zahra diverse japanische Musiker auf der Gästeliste. Mossa hat das Land ausgiebig bereist und ist auf Instrumente gestossen, die er nie zuvor gesehen hatte. Tamikrest sind Weltnomaden geworden. Und das neue Album ist von diesem Geist beseelt. (ane)
Le Singe, Freitag, 16. Dezember, 21 Uhr
Jahresrückblick durch den Karikaturenfilter: «Gezeichnet»

Krieg, Kulturkampf, Klimaaktivismus und Bundesratswahlen: Es ist wieder Jahresrückblick-Saison. Den vielleicht überraschendsten – und sicher lustigsten – bieten die Karikaturistinnen und Karikaturisten in ihrer alljährlichen Ausstellung «Gezeichnet», die im Museum für Kommunikation stattfindet. Es ist ein Best-of der humoristischen Zuspitzung von bisweilen schwer lastenden Themen, die von sich aus wenig Grund für Lacher geben – ausser man überhöht sie. Ein Thema, das dabei nicht fehlen darf, ist die Fussball-WM in Katar, die irgendwie alles zusammenbrachte, was die Leute derzeit beschäftigt: Klimapolitik, Menschenrechte, Korruption (und Fussball). (mfe)
Museum für Kommunikation, Bern. 16. Dezember bis 26. Februar
Landstreicher-Pop: Charlie Winston
Vor genau 14 Jahren schenkte der Brite Charlie Winston der Welt ein Album, das so gut war, dass man ihm den ganzen Rest, den er danach veröffentlichte, gnädig verzieh. «Hobo» hiess es und verrührte rumpeligen Soul mit Strassenmusik-geschultem Folk. Es schien, dass diesem Mann die Hits nur so aus dem Ärmel purzelten, alle waren glücklich und zufrieden. Doch dann begann der lockere Brite sich im Hit-Schreiben zu verkrampfen, gab seinen sorgfältig gepflegten Landstreicher-Charme auf und wurde zum berechenbaren Radio-Poppper. Der ist er auch über weite Strecken seines neuesten Albums «As I Am» – bis da plötzlich der 14. und letzte Track anklingt. Er heisst «Unconcsious», beginnt als Pianoballade und weitet sich zu einem kleinen Pop-Epos aus, voller Inbrunst, Drama und Glut. Sollte er sich in Bern auf diese Werte besinnen, wird das ein tolles Ereignis. (ane)
Bierhübeli, Freitag, 16. Dezember, 20 Uhr
Der «Albtraum des Westens»: Frische Blicke auf China

Ist die Angst des Westens vor der wirtschaftlichen und politischen Weltmacht China hauptsächlich eine Folge von Klischeevorstellungen, Ignoranz und Arroganz? Der Berner Beat Schneider, ehemaliger Professor für Kunst- und Designgeschichte an der Hochschule der Künste, hat sich über viele Jahre mit chinesischer Kultur und Historie beschäftigt. Frucht dieser Forschungen ist das Buch «Chinas langer Marsch in die Moderne», in dem er 20 nicht eurozentrische Thesen vorstellt. Schneider verfolgt das Ziel, immer wieder gestellten zentralen Fragen zur neuen Weltmacht nachzugehen: Ist das 4000-jährige China eines der grössten Phänomene der Geschichte? Was bedeutet überhaupt «Sozialismus chinesischer Prägung»? Menschenrechte, Uiguren, digitale Überwachung und Null-Covid-Politik – wie berechtigt sind die Vorwürfe im Westen? Die Antworten aus einem konsequent nicht eurozentristischen Blickwinkel widersprechen dem üblichen China-Bashing. (lex)
Breitsch-Träff, Bern, Freitag, 16. Dezember, 19 Uhr
Musik in seinen Worten: Beat Sterchi bei Buergi’s Quest

Eines der Bücher von Beat Sterchi heisst «Ging Gang Gäng», und dieser Titel bringt auf den Punkt, worum es dem Berner Schriftsteller und Lyriker in seinen Spoken-Word-Texten geht: um die Lautlichkeit und Musikalität des Berndeutschen. Sterchi arrangiert das Mundartliche auf kunstvolle Weise so, dass es beinahe zu konkreter Poesie wird. Durchaus naheliegend also, dass Sterchi auch mal gemeinsam mit Musikern auf die Bühne geht – aktuell im Rahmen der Veranstaltungsreihe Buergi’s Quest mit den Jazzern Fabian Bürgi, Antonio Schiavano und Fabian M. Mueller. (reg)
Barbière Bern, Samstag, 17. Dezember, 21.30 Uhr
Neue historische Konzertreihe: «La Banda Storica»

Was tun Musikerinnen und Musiker des Berner Symphonieorchesters, wenn sie nicht gerade in den Proben im Casino Bern sitzen? Sie gründen ein neues Ensemble. So kürzlich geschehen mit der «Banda Storica», einer Gruppierung von Orchestermitgliedern, die sich der historischen Aufführungspraxis widmen will. Bern erwartet eine neue Konzertreihe mit Musik von der Frühklassik bis zur Romantik, jeweils gespielt auf Instrumenten ihrer Zeit. Das erste Konzert findet diesen Sonntag statt und macht den Auftakt mit Haydn, Mozart, Beethoven und dem jüngsten Bach-Sohn Johann Christian Bach. Gast ist niemand Geringeres als die Sopranistin Rachel Harnisch. (mar)
Grosser Saal Konsi Bern, Sonntag, 18. Dezember, 11 Uhr
Musik wie Zuckerguss: «Der Nussknacker»

Tschaikowskis Ballett «Der Nussknacker» ist der Weihnachtsstoff schlechthin. Üppig mit Melodien wie Zuckerguss, Bittermandeln, Schokolade und Lebkuchengewürz ist die Musik, mit der Tschaikowski die Geschichte des Prinzen in Gestalt des Nussknackers und seiner Prinzessin, der Zuckerfee, vertont hat. Wer noch keine Überdosis an Süssigkeiten hat, soll das Werk dieser Tage unbedingt live hören gehen. Dafür gibt es gleich mehrfach die Möglichkeit: Das Sinfonieorchester Biel-Solothurn spielt es unter seinem Chefdirigenten Yannis Pouspourikas, das Berner Symphonieorchester unter dem gern gesehenen Gastdirigenten James Conlon. (mar)
Tobs im Kongresshaus Biel, Mittwoch, 21. Dezember, 19.30 Uhr
BSO im Casino Bern, Donnerstag und Freitag, 22. und 23. Dezember, jeweils 19.30 Uhr
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