Djokovic und Murray fallen tiefer – Bahn frei für Federer und Nadal
Der Schweizer und der Spanier sind die grossen Gewinner des verrückten Mittwochs in Wimbledon. Und wohl bald wieder die Nummern 1 und 2.
Andy Murray hatte schon vor Wimbledon eine Vorahnung. «Ich spiele in diesem Jahr zu schlecht, um es zu verdienen, die Nummer 1 der Welt zu bleiben», sagte der Schotte im Juni entwaffnend offen. Ein Turnier hatte Murray bis dahin erst gewonnen, den ATP-500-Event in Dubai. Das änderte sich auch an seinen Lieblingsturnieren nicht: Im Queens Club unterlag er dem Australier Jordan Thompson, in Wimbledon nun als Titelverteidiger gegen den Amerikaner Sam Querrey, wobei ihm auch eine Hüftverletzung zu schaffen machte. 7 seiner 10 Bezwinger in diesem Jahr sind ausserhalb der Top 20 klassiert.
Der tiefe Fall nach dem Erreichen des Lebensziels
Murray hat in diesem Jahr die Zeche für seinen gewaltigen Effort der Vorsaison bezahlt. In der zweiten Jahreshälfte 2016 hatte er einen Marathon auf höchstem Niveau absolviert, um dem vorher vermeintlich uneinholbaren Djokovic das Nummer-1-Ranking zu entreissen. 7 Titel gewann er von Wimbledon bis zu den World Tour Finals und dank 25:0 Siegen in den letzten fünf Turnieren schaffte er den Sprung auf den Thron.
Damit hatte er ein Lebensziel erreicht - wie Novak Djokovic im Juni mit dem Gewinn des French Open. Der Serbe, der in den Jahren zuvor seiner Konkurrenz nur Brosamen überlassen hatte, gewann in Paris endlich jenes Turnier, das ihm im Palmares noch gefehlt hatte. So schloss sich der Kreis.
Auch bei ihm waren die Folgen verheerend: Motivationsprobleme machten ihm daraufhin zu schaffen, mehrere Affären wurden ihm angedichtet, dazu wechselte er zwischen November und Mai seine gesamte langjährige Trainercrew aus. Aus dem einstigen Vorzeigekämpfer war auf dem Court ein Suchender geworden.
Jetzt, wo unter der neuen Beratercrew mit Andre Agassi und Mario Ancic langsam eine Besserung einzutreten schien, bremst ihn der Körper. Eine Verletzung am Schlagarm zwang ihn zur Aufgabe gegen Tomas Berdych und Djokovic sagte anschliessend: «Jetzt zahle ich mit Zins und Zinseszins für meine Karriere.» Gegenüber serbischen Medien liess er anschliessend verlauten, es sei gut möglich, dass er die Saison abbrechen werde.
Bei Murray und Djokovic steht nun die vollständige - körperliche wie mentale - Gesundung im Vordergrund. Im Rennen um Platz 1 dürften sie bis Jahresende keine Hauptrolle mehr spielen. Murray fallen (inklusive Wimbledon) noch 7460 Punkte aus der Wertung, Djokovic die Hälfte (3740). Auch Stan Wawrinka muss speziell wegen seines US-Open-Triumphs viele Punkte ersetzen (2900).
Federer versus Nadal, 12 Jahre danach
Damit dürfte mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit die Uhr einmal mehr zurückgedreht werden. Die klar beste Ausgangslage haben jene beiden Spieler, denen vor Jahresfrist viele Experten und noch mehr Laien ein baldiges Karrierenende prophezeit hatten: Federer und Nadal, die Gewinner der beiden ersten Grand Slams. Der Spanier muss nach Wimbledon bis Jahresende 370 Punkte bestätigen, Federer gar keine, da er die Saison vorzeitig abbrach.
Demzufolge dürften sich die beiden fühlen, wie in dieser Szene:
Zwischen 2005 und 2010 hatten die beiden die Plätze 1 und 2 im Jahresendranking unter sich ausgemacht. Nun, 12 Jahre nach der Premiere, wäre alles andere als eine Neuauflage dieser aussergewöhnlichen Leistung eine grosse Überraschung.
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