Wegen SicherheitsrisikoDas Schulhaus ist ab sofort geschlossen
Für 170 Kinder in Wiedlisbach fällt der Unterricht für zwei Tage aus. Im 150-jährigen Primarschulhaus könnten die Böden einbrechen.

Die Lehrerinnen und Lehrer wissen seit Dienstag Bescheid. Am Mittwochvormittag wurden die Kinder und Eltern informiert: Das Primarschulhaus Wiedlisbach bleibt für den Schulbetrieb per sofort gesperrt.
Zwei Tage findet der Unterricht für die 170 Kinder der ersten bis sechsten Klassen ausserhalb des Schulhauses statt – im Freien und in umliegenden Räumen der Gemeinde –, zwei weitere Tage fällt er total aus. Damit sich Schule und Gemeinde organisieren können und der Unterricht am Mittwoch nach Pfingsten in Provisorien fortgeführt werden kann.
Der Gemeinderat, der mit der Meldung am frühen Mittwochnachmittag an die Öffentlichkeit gelangt, spricht von einer «vorsorglichen Massnahme». Das Schulhaus mit Baujahr 1873 genüge schon länger nicht mehr allen Sicherheitsanforderungen. Es geht um fehlenden Brandschutz, um fehlende Erdbebensicherheit, um statische Probleme auch.
Eine jüngste technische Beurteilung des denkmalgeschützten Gebäudes hat nun gezeigt, dass die Böden bei extremer Belastung sogar einbrechen könnten.
«Ein solches Risiko wollen wir nicht eingehen», sagt Gemeinderätin Katja Bevilacqua. Zumal in diesem jüngsten Expertenbericht die Schliessung des Schulbetriebs empfohlen worden sei.
Der Sanierungsbedarf an sich ist dem Gemeinderat schon länger bekannt. Bei einem 150 Jahre alten Gebäude liege der ganz einfach auf der Hand, sagt Gemeinderätin Bevilacqua.
Schon Ende 2020 habe der Gemeinderat deshalb ein Sanierungsprojekt gestartet, in dem er erste Expertenberichte in Auftrag gegeben habe. Seit Februar 2022 wisse man, dass Brandschutz, Erdbebensicherheit und Statik den Anforderungen nicht mehr genügten.

Die Gemeinde habe damals ein Sicherungskonzept erstellen lassen, am Ende habe sich der Gemeinderat allerdings gegen dessen Umsetzung entschieden, sagt Bevilacqua. 900’000 Franken hätte eine vorübergehende Sicherung des Primarschulhauses gekostet. Das Gebäude hätte dafür geräumt werden müssen.
«Die Sicherheit hätte allerdings für lediglich weitere drei Jahre gewährleistet werden können», sagt Bevilacqua. «Das Geld wollten wir lieber von Beginn weg in eine langfristige Sanierung investieren.» Seit Februar seien die Vorbereitungen für eine umfassende Sanierung im Gang.
Wahrscheinlich würde der Schulbetrieb noch immer wie gewohnt weiterlaufen, hätte die Feuerwehr am 24. Mai nicht eine grosse Übung durchführen wollen im Primarschulhaus. Angesichts der unsicheren Statik habe man im Vorfeld der Übung noch einmal abklären lassen, ob das Gebäude einer so extremen Belastung überhaupt würde standhalten können, erklärt Katja Bevilacqua.
Es ist jener Bericht, der den Gemeinderat schliesslich zum sofortigen Handeln bewog. Die beigezogenen Experten sprechen eine deutliche Sprache: «Es ist erkennbar, dass die gesamte Holzbaukonstruktion an vielen Punkten überlastet ist und Ertüchtigungsmassnahmen notwendig sind, um die zukünftige Nutzung zu gewährleisten», heisst es in deren Bericht vom 22. Mai.
Noch am selben Tag beschloss der Gemeinderat, die Feuerwehrübung, die zwei Tage später hätte stattfinden sollen, abzublasen und das Schulhaus zu schliessen.
Seitens der Eltern habe sie bisher keine Reaktionen erhalten, sagt Katja Bevilacqua. Es sei für diese aber eine Hotline eingerichtet worden über die Gemeindeverwaltung. Für Kinder, die während der beiden schulfreien Tage allein zu Hause wären, werde die Betreuung durch die Tagesschule sichergestellt. Zudem findet am Abend des 25. Mai eine Infoveranstaltung statt.

Die grösste Herausforderung für Gemeinde und Schule sei es nun, innerhalb bloss weniger Tage geeignete Provisorien zu finden, sagt die Gemeinderätin. Erste Ideen und Angebote seien aber bereits vorhanden, etwa eine vorübergehende Nutzung der alten Turnhalle des Oberstufenverbands. Seit der Eröffnung der neuen Turnhalle 2019 steht diese leer. Mit Leichtbauelementen sei eine Umnutzung innerhalb relativ kurzer Zeit denkbar.
Lehrpersonen, Behörden und Verwaltung arbeiteten in Absprache mit dem Kanton «mit Hochdruck» an einer Lösung, schreibt der Gemeinderat. «Wir haben in Wiedlisbach einen guten Zusammenhalt», sagt Katja Bevilacqua. Auch deshalb sei sie zuversichtlich, rasch eine Lösung zu finden.
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