Berner Theaterfestival AuawirlebenDieses Programm diskriminiert jetzt wirklich niemanden
«Birth Right» heisst das diesjährige Motto von Auawirleben. Auf dem Programm: eine Geisterbeschwörung, ein Abschiedsritual, Stand-up-Comedy – und viel Diversität.

Auawirleben rückt die Geburt ins Zentrum: «Birth Right» heisst das Motto des Berner Theaterfestivals, das vom 10. bis 21. Mai 2023 an verschiedenen Spielorten in der Stadt stattfindet. Die eigene Geburt sei, was uns alle vereine, schreibt das Veranstaltungsteam in einer Medienmitteilung. Danach aber werde man von der Gesellschaft «schubladisiert und abgestempelt». Auawirleben haue «mit voller Überzeugung in die Diversitätskerbe» – und zeige «das wahrscheinlich diskriminierungssensibelste Programm», das es bei Auawirleben je gegeben habe.
Dass so viel soziale Rücksichtnahme nicht zwingend ins Bierernste kippen muss, lässt ein Blick ins Programmheft hoffen – wo dieses Jahr die grösseren Namen fehlen. «The Making of Pinocchio» des schottischen Duos Cade & MacAskill, ein Stück über eine Beziehung, in der eine Hälfte eine Geschlechtsangleichung hinter sich hat, verspricht viel Humor; und die Schauspielerin Thelma Buabeng, geboren in Ghana, bringt mit «Security» ihre Youtube-Comedy auf die Bühne.
Ernsthafter wird es beim Basler Boris Nikitin, der zwei Geschichten vorliest: eine über die Flucht seiner jüdischen Grossmutter, eine über den Tod seines Vaters. Ebenfalls ums Sterben dreht sich «Funeral» der belgischen Gruppe Ontroerend Goed, die ein feierliches Ritual des Abschieds auf die Bühne bringt. Wobei, vielleicht ist der Tod doch nicht das Ende? Der belgische Künstler Diederik Peeters suchte zwei Jahre lang nach einem Beweis für die Existenz von Geistern. In «Apparitions» lässt er mithilfe eines Tricks aus dem 19. Jahrhundert solche erscheinen – und sabotiert dabei spielerisch die Wahrnehmung des Publikums. Unsere Perspektive verändert auch Dan Daw, ein britischer Performer mit Behinderung: In «The Dan Daw Show» inszeniert er sich so, wie er gern gesehen werden möchte.
Das Festivalzentrum von Auawirleben befindet sich dieses Jahr wieder in der Grossen Halle der Reitschule. Dort stellt etwa das französisch-belgische Kollektiv France Distraction einen grossen Holzpool mit 25’000 Plastikbällchen hin, auf denen jeweils ein Satz steht. Wer mag, nimmt ein Bad darin und die Sätze zum Anlass für ein Gespräch. Oder lauscht den Erzählungen des palästinensischen Künstlers Basel Zaraa, der für die Installation «Dear Laila» in der Grossen Halle ein Modell des Lagers für geflüchtete Menschen, in dem er aufgewachsen ist, aufbaut – und sich an seine Kindheit erinnert.
10. bis 21. Mai 2023, verschiedene Spielorte in Bern
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