Was geht? Unsere Ausgehtipps der WocheDie Welt auf Besuch
Man muss nicht immer reisen zwecks Horizonterweiterung. Diese Woche gehts im Kino in die Ukraine, im Konzertlokal nach Angola oder im Theater in Liebesabgründe.
Aussergewöhnlicher Rahmen: Out Session

Der Klangkünstler Werner Hasler und der Cellist Carlo Niederhauser mögen das Andersartige, das Experimentelle, ja, das Unheimliche. Seit ein paar Jahren schon spielen sie Musik an aussergewöhnlichen Orten, lassen die Umgebung jeweils Teil der Performance werden. So spielten sie etwa bereits auf einer Alp im Berner Oberland oder auf einem Schiff auf dem Thunersee. Für die neueste Out Session, wie sich diese Happenings nennen, ist der Ort zwar eher wenig aussergewöhnlich: nämlich das Berner Kino Rex. Dafür ist es der Inhalt der Darbietung: Auf der Leinwand wird eine Fahrt über eine Landstrasse gezeigt, gedreht von Filmkünstler Yannick Mosimann. Zu den Aufnahmen, die mit Textfragmenten des Dichters Raphael Urweider versehen sind, geben Hasler und Niederhauser ein raumgreifendes Kinokonzert mit Cello und Electronics. Multimedial, neu, anders: ein aussergewöhnliches Erlebnis also. In den nächsten zwei Jahren erscheinen übrigen sechs solche Sessions als EP-Serie auf dem Berner Label Everest Records. (mbu)
Kino Rex Bern, Freitag, 18. März, 20.30 Uhr
Das Auge zur Welt: Filmfestival Freiburg

Das Internationale Filmfestival Freiburg (Fiff) ist so etwas wie ein filmisches Auge zur Welt: So sind auch dieses Jahr Werke aus Gegenden zu entdecken, die selten in unseren Fokus gelangen – aus Afghanistan oder Angola etwa. Eine Horizonterweiterung gibts aber nicht nur im geografischen Sinn: Auch eher periphere Genres wie der postapokalyptische Film stehen auf dem Programm sowie Komödien, die man heute so wohl nie mehr drehen würde (damit stellt das Fiff die Cancel Culture zur Diskussion). Last but not least: der internationale Wettbewerb. «Klondike», einer der zwölf Langfilmbeiträge, sticht dort besonders heraus. Denn Maryna Er Gorbach erzählt von den Spannungen in der Ostukraine im Jahr 2014. (reg)
Freiburg, diverse Kinos. 18. bis 27. März, www.fiff.ch
Great Zulu Songbook: Mats-up
Der südafrikanische Vokalartist Mbuso Khoza erforscht seit langem die Musik seiner Heimat Kwa-Zulu-Natal, vor allem die Gesänge der sogenannten Imbongi, der königlichen Lobsänger. Nun haben der Zürcher Trompeter Matthias Spillmann und seine langjährige Band Mats-up mit Mbuso Khoza ein gemeinsames Album aufgenommen. Spillmann griff dafür die melodischen Ideen des Sängers auf und verarbeitete sie zu meist leicht bluesigen Kompositionen. Entstanden ist so ein ganz eigener, eher unruhiger Sound voller Überraschungen. Es sind zehn unterschiedliche Songs, die immer dann gleich wieder anders klingen, wenn man meint, sicheren Boden unter den Füssen zu haben. (mbu)
Be-Jazz Club Bern, Samstag, 19. März, 20.30 Uhr
Kreativer Protest: «Delhi Dreams»

In Kathputli Colony, einem Slum in Delhi, leben Artistinnen und Puppenspieler, Schlangenbeschwörer und andere Strassenkünstlerinnen. Doch die Stadtentwicklung macht auch vor diesem Hotspot der Kreativität und der traditionellen indischen Kultur nicht halt: Das wenig repräsentative Quartier soll plattgemacht und mit Hochhäusern bebaut werden. Wie sich die Gemeinschaft gegen diese Pläne wehrt, dokumentieren die Inderin Yamini Deen und der Schweizer Christof Schaefer in ihrem Dokumentarfilm «Delhi Dreams». Über mehrere Jahre begleiteten die beiden, die auch privat ein Paar sind und in Zürich leben, drei junge Leute aus Kathputli Colony. (reg)
Cinématte Bern, Samstag, 19. März, 18.15 Uhr (in Anwesenheit der Regie). Weiter bis 28. März.
Eine Welt voller Symbole: «Pelléas et Mélisande»

Grob gefasst geht es um einen Ring, einen Brunnen, das rauschende Meer in der Ferne und die grosse Angst vor dem freien Fall. Mittendrin das Gespann von Mélisande, ihrem Ehemann Golaud und dessen Bruder Pelléas. Es ist eine symbolgeladene, allegorische Welt, die Claude Debussys Oper «Pelléas et Mélisande» auf der literarischen Grundlage von Maurice Materlinck aufspannt. In seiner einzigen Oper schrieb Debussy «Musik für das Unausdrückbare», höchst impressionistisch, oszillierend zwischen schillernd-satten Orchesterfarben und erdrückender Tristesse. (mar)
Stadttheater Bern, Sonntag, 20. März, 18 Uhr
Glimmende Melancholie: Aline Frazão
Aline Frazão ist 33 Jahre alt und eine Singer-Songwriterin von imponierender Weltläufigkeit. Von drei Kontinenten hat sie ihre Musik bereits anreichern lassen. Geboren ist sie in Angola, gelebt hat sie in Südamerika und zuletzt in Portugal. Nun ist sie wieder heimgekehrt nach Luanda, wo ihr neues Album «Uma Música Angolana» entstand. Aline Frazão singt Lieder, die direkt ins Herz gehen, die durchdrungen sind von glimmender Melancholie und zarter Poesie. Es ist dieser schwerblütige Sound der lusophonen Welt: eigensinnige und eigentümliche Mixturen aus Jazz, Fado, angolanischen Rhythmen und Klängen wie Massemba und kapverdischem Baktu. Am Sonntag bringt Aline Frazão ein bisschen Welt in die Berner Enge. (mbu)
Bee-Flat, Turnhalle Progr, Sonntag, 20. März, 19.30 Uhr
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