«Die Stadt könnte auf dem Vorplatz eine Bar einrichten»
Stadtpräsident Alec von Graffenried (GFL) ist neu für das Reitschuldossier zuständig. Er will mit ganzjährigen Angeboten die Situation beruhigen.

Herr von Graffenried, Sie übernehmen als Stadtpräsident das Reitschuldossier. Darf nun die Polizei wieder an den Gesprächen zwischen Stadt und Reitschule teilnehmen?
Das kann ich noch nicht sagen, diese Gespräche müssen nun erst aufgegleist werden. Zurzeit führt der ehemalige Bundesrichter Hans Wiprächtiger separate Gespräche mit der Polizei und der Reitschule. Das Ziel ist, dass er das Terrain für gemeinsame Gespräche ebnet.
Das Zerwürfnis scheint jedoch eher grösser als kleiner zu werden. Vor Weihnachten deckten sich Polizei und Reitschule gegenseitig mit Vorwürfen ein. Die Polizei war angeblich ohne Durchsuchungsbefehl in die Wohnung eines Reitschülers eingedrungen.
Dieser Disput war sicher ein Rückschlag. Doch das Ziel bleibt: Reitschule und Polizei sollten solche Vorfälle möglichst direkt miteinander besprechen und lösen können. Bei der ganzen Diskussion geht manchmal vergessen, dass die Reitschule als Kultur-, Bar- und Gastrobetrieb gut funktioniert. Probleme gibt es im Umfeld, Problemzonen sind zum Beispiel der Vorplatz und die Schützenmatte. Diese Schwierigkeiten darf man nicht der Reitschule überlassen.
Erst vor ein paar Wochen ist es ja wieder zu gewalttätigen Vorfällen gekommen. Beim Henkerbrünnli wurde jemand tödlich verletzt, auf der Schützenmatte kam es zu einer Messerstecherei mit einem Schwerverletzten. Braucht es mehr Polizeipatrouillen?
Ich bin nicht unbedingt der Meinung, dass mehr Polizeipräsenz automatisch mehr Sicherheit bedeutet. Die Polizei muss sicher eingreifen können, wenn was passiert. Doch zurzeit sind die Schützenmatte und der Vorplatz grundsätzlich undefinierte Räume. Wie sich gezeigt hat, kann ein Angebot wie das letztes Jahr durchgeführte Neustadtlab die Umgebung strukturieren und für eine gewisse Beruhigung der Situation sorgen.
Gibt es also auch dieses Jahr wieder ein solches Neustadtlab?
Das Neustadtlab war sicher eine gute Sache, die vielleicht auch dieses Jahr wiederholt wird. Eigentlich sollten wir jedoch ganzjährige Angebote definieren. So wie den neuen Skaterpark, der hilft, den Raum gezielt zu beleben. Auf dem Vorplatz könnte entweder die Stadt, ein Dritter oder die Reitschule ein betreutes Gastroangebot einrichten. Eine Bar, die jeden Abend vor Ort ist. Nicht eine spontane illegale Bar, wie sie zurzeit manchmal aufgestellt wird. Im Weiteren könnte auch eine zweite Drogenanlaufstelle, wie sie zurzeit geprüft wird, für eine Entlastung sorgen.
Während Sie auf dem Vorplatz Massnahmen umsetzen können, stossen Sie auf der benachbarten Schützenmatte mit den gemeinderätlichen Kompetenzen an Ihre Grenzen. Die angestrebte Aufhebung der Parkplätze ist durch eine Einsprache des Gewerbeverbandes blockiert.
Das Problem an den Parkplätzen ist, dass sie die Situation in der Nacht unübersichtlich machen. Ich bin gar nicht sicher, ob ein allfälliger Barbetrieb tatsächlich genau dort stehen muss, wo heute die Parkplätze sind. Vielleicht kämen Autofahrer und Nachtschwärmer auch mit einem zeitlich gestaffelten Betrieb aneinander vorbei.
Genügen gezielte Belebung und Entlastung, um die Gewaltproblematik langfristig zu lösen?
Ich habe das Dossier erst gestern übernommen. In einer Nacht kann ich nicht alle Probleme lösen.
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