Die schwierige Rettung der Drogenchecks
Partydrogen können in Bern auf ihre Inhaltsstoffe geprüft werden. Der Kanton hat jedoch die Subventionen gestrichen. Nun versucht eine Stiftung, das Angebot selbst zu finanzieren.

Wer Drogen konsumiert, der konsumiert sie sowieso. Und wenn eine Person die Drogen nimmt, dann soll sie wenigstens wissen, was drin ist: Nach diesem Credo funktioniert die nicht unumstrittene Präventionsmethode der Stiftung Contact in Bern. Das Angebot ist noch nicht verbreitet, neben Bern bietet aktuell nur Zürich sogenanntes «Drug Checking» an.
In Deutschland wäre eine solche Kontrolle von illegalen Substanzen undenkbar. In Bern hingegen können Erwachsene an der Speichergasse in den Räumlichkeiten der Stiftung für Suchthilfe Contact ihre Drogen anonym testen lassen. Das Angebot richtet sich demnach an Leute, die bereits konsumieren. «Deren Konsum können wir nicht verhindern. Ziel ist aber, die negativen Begleiterscheinungen und Risiken zu minimieren», erklärt Rahel Gall, Geschäftsleiterin bei Contact. Das Angebot ist gefragt: Im vergangenen Jahr wurden so 560 Proben getestet.
Pionierrolle in Gefahr
Nun drohte diesem bisher durch den Kanton finanzierten Angebot allerdings das Aus. Der Grosse Rat des Kantons Bern hatte im Dezember 2017 entschieden, Kantonsbeiträge im Bereich Suchthilfe und mobile Schadensminderung zu streichen. Dies im Rahmen eines Entlastungspakets. Die Contact-Stiftung rettet ihr Angebot jetzt selbst: 115000 Franken will Contact neu pro Jahr in ihre ambulante Drogenkontrolle aus eigener Tasche investieren. «Die Eigenfinanzierung ist momentan so tragbar», sagt dazu Gschäftsleiterin Gall.
Den Entscheid des Kantons, in diesem Bereich zu sparen, kann Gall allerdings nicht nachvollziehen. Auch in Clubs war Contact letztes Jahr unterwegs. An 28 Partyveranstaltungen war die Stiftung mit ihrem dreiköpfigen «Rave it Safe»-Team präsent, um gemäss eigenen Angaben «Interessierte über Substanzen sowie deren Wirkungen und Risiken zu informieren». Vor Ort konnten die Partygäste ihre Drogen testen lassen. Dieses Angebot liegt allerdings seit September auf Eis.
Nachdem das bisherige «Rave it Safe»-Team aufgrund interner Querelen im Herbst die Stiftung verlassen hatte, ist diese zurzeit damit beschäftigt, in der Ausgangsszene erst einmal wieder ein Netzwerk aufzubauen. Max Reichen, Co-Präsident der Bar-und-Club-Kommission Pro Nachtleben Bern, betont gerade die Wichtigkeit einer solchen Vernetzung: «Angebote wie Rave it Safe funktionieren nur über Vertrauen. Und Vertrauen funktioniert nur über Netzwerke.» Die Teamveränderung bei Contact habe dazu geführt, dass dieses Vertrauen erst wieder hergestellt werden müsse. Reichen betont aber die Wichtigkeit solcher Präventionsarbeit. Das Interesse an solch einem Angebot bestehe vonseiten der Clubs daher weiterhin.
Suche nach Clubs
Gall verneint die internen Umstrukturierungen nicht: «Bezüglich unseres Angebotes in den Clubs findet momentan ein Reset statt. Wir sind dabei, alles neu aufzugleisen», sagt sie. Die Weiterführung des Projektes sei aber fest geplant. Allerdings sei es in der Tat seit September schwierig gewesen, Veranstalter dafür zu gewinnen. «Es ist eine Arbeit, neue Beziehungen aufzubauen», räumt Gall ein. Das neue Team habe aber ebenfalls persönliche Kontakte in die Szene.
Für Dominique Schori, wissenschaftlicher Mitarbeiter der Schweizerischen Koordinations- und Fachstelle Sucht «Infodrog», ist gerade die Kombination aus ambulanter und mobiler Drogenkontrolle sinnvoll. «Im ambulanten Drug Checking werden vergleichsweise mehr Männer erreicht, die durchschnittlich häufiger Kokain konsumieren», erklärt Schori. In Clubs werden die jüngeren Konsumenten und mehr Frauen erreicht. Die beiden Angebote ergänzen sich daher, was die verschiedenen Zielgruppen betrifft.
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