Schweiz – Tschechien2:1-Sieg – die Schweiz geht mit Selbstvertrauen Richtung WM
Das Schweizer Nationalteam bleibt mit einem Sieg über Tschechien in der höchsten Liga der Nations League. Wenige Wochen vor der WM stimmt die Form.

Die Schweiz gewinnt gegen Tschechien durch Tore von Remo Freuler und Breel Embolo 2:1.
Dreimal trifft Tschechien die Torumrandung. Einmal hält Yann Sommer einen Elfmeter – es ist nun bereits der fünfte in Serie im Dress der Schweizer Nationalmannschaft, wenn man die Penaltyschiessen an Endrunden abzieht. Die Schweizer hätten sich also nicht beklagen dürfen, wenn sie mehr als ein Gegentor erhalten hätten.
Haben sie aber nicht. Und so gewinnen sie nach dem 2:1 in Spanien mit demselben Resultat auch gegen Tschechien. Sie verhindern damit den Abstieg aus der höchsten Liga der Nations League. Und sie nehmen ein gutes Gefühl mit in Richtung Weltmeisterschaft, die im November in Katar gespielt wird.
«Es war heute nicht alles gut»
Nach Spielschluss sagt Granit Xhaka auf SRF: «Es war heute nicht alles gut.» Der Captain sagt es mit einem Lächeln im Gesicht. Weil die Schweizer etwas hingelegt haben, was man als erwachsenen Auftritt bezeichnen kann. Sie taten so viel, wie gerade nötig war gegen aufsässige, aber auch limitierte Tschechen. Und das Minimum reichte.
Es reichte, weil die Schweiz ihre beiden besten Chancen kühl verwertete. Remo Freuler tauchte beim 1:0 als zentraler Mittelfeldspieler im gegnerischen Fünfmeterraum auf, um Xherdan Shaqiris Flanke zu verwerten. Bloss 72 Sekunden später eilte Breel Embolo nach einem tschechischen Fehlpass in Richtung gegnerischem Strafraum – und traf direkt von der Strafraumgrenze flach zum 2:0.
«Haben uns ein gutes Gefühl erarbeitet»
Diesen Vorsprung gaben die Schweizer nicht mehr her. Auch wenn gerade die Abwehr in Abwesenheit von Manuel Akanji nicht immer sattelfest wirkte. Nicht nur kurz vor der Pause beim 1:2 durch Patrik Schick.
Aber vielleicht ist auch das ein Ausdruck für die Klasse, die dieses Schweizer Team inzwischen besitzt: Dass es auch so ein Spiel gewinnt, in dem es nicht vollends überzeugt.
Ganz sicher können die sich Schweizer mit Selbstvertrauen auf den Weg in Richtung WM-Endrunde machen. Oder wie es Elfmeter-Töter Sommer nach dem Spiel sagte: «Es war unglaublich wichtig, dass wir uns nach einem schwierigen Start in die Nations League gefangen haben. Wir haben uns ein gutes Gefühl erarbeitet.»
Schweiz

Tschechien

Praktisch mit dem Pausenpfiff kassiert die Schweiz den Anschlusstreffer und führt so nur noch mit 2:1. Etwas Gutes hat das ja: Wir müssen uns nicht den Schwachsinn anhören, eine Zweitoreführung sei noch gefährlicher als ein ausgehungertes Krokodil in der heimischen Badewanne.
Und es ist ja auch so: Sowohl die Tschechen als auch die Schweizer haben sich dieses Tor redlich verdient. Die Tschechen, weil sie zuvor bereits zweimal Aluminium getroffen haben. Die Schweizer, weil sie bisweilen doch reichlich schnarchnasig verteidigen. Zum Beispiel beim 1:2 durch Schick, als Widmer die Flanke nicht verhindern kann – und Elvedi nicht den Torschuss.
Es ist vermutlich auch kein Zufall, dass der Treffer über die rechte Schweizer Seite fällt. Dort hat Shaqiri deutlich weniger Bock auf die Rückwärtsbewegung als noch gegen Spanien.
Auf der Habenseite darf Shaqiri verbuchen, dass er das 1:0 durch Remo Freuler vorbereitet hat. Und die Schweizer insgesamt, dass sie im Abschluss so kühl agieren wie ein Team, das seinen Platz in der Liga A (oder ist es Liga 1?) der Nations League verdient hat.
Mich persönlich freut, dass Breel Embolo einfach mal seine erste Chance verwertet. Das wird ihm Selbstvertrauen geben.
Da ist der tschechische Treffer. Patrick Schick trifft aus acht Metern.
Okay, aber so verteidigen darfst du auch als abgeklärte Fussballgrossmacht nicht. Rechts hat Shaqiri wenig Interesse an der Defensivarbeit. Darum fliegt eine Flanke ganz auf die linke Schweizer Seite. Und dort steht ein Tscheche völlig blank, trifft aber bloss den Pfosten. Glück für die Schweiz. Oder doch fehlende Qualität der Tschechen?
Das ist vermutlich der Unterschied zwischen einem Team, das sich über Jahre ein stabiles Selbstvertrauen erarbeitet hat. Und einem, das sich erst im Aufbau befindet. Die Tschechen sind hier besser gestartet, sie haben schläfrig wirkende Schweizer an den Rand des Gegentors gedrängt. Und dann reichen zwei Momente, um dieses Spiel vermutlich für die Schweiz zu entscheiden.
Das spricht weniger gegen die Tschechen als für diese reife Schweizer Nationalmannschaft, die inzwischen wirklich so abgeklärt auftritt wie eine gefestigte Grösse im internationalen Fussball.
Gut, wenn man sein 100. Spiel bestreitet, darf man auch mal hoffnungsfroh aus 58 Metern (grob geschätzt) den Abschluss suchen. Dieser Schuss von Rodriguez geht dann aber weit, weit am Tor vorbei.
Wie bitte, soll man da einen vernünftigen Ticker schreiben?!?
Kaum habe ich das 1:0 durch Remo Freuler verarbeitet, da trifft schon Breel Embolo zum 2:0.
Zwischen den Toren seien 72 Sekunden verstrichen, meldet SRF. Und ich glaube das jetzt einfach mal so. Es ist ein heftiger Fehlpass, mit dem ein Tscheche Embolo rund 35 Meter vor dem tschechischen Tor bedient. Und dann macht Breel Embolo, was Breel Embolo halt so macht: Er verwertet.
Gut, tut er sonst ja eigentlich nicht. Aber wenn jetzt auch noch Embolo anfängt, den eiskalten Vollstrecker zu geben, dann ist der WM-Titel für die Schweizer vermutlich nicht mehr zu verhindern.
Da ist sie, die Führung für die Schweiz. Ist sie verdient? Wen interessiert denn das bitteschön?
Xherdan Shaqiri nimmt den Ball auf dem rechten Flügel auf seinen linken Fuss, flankt – und findet Remo Freuler, der per Kopf trifft. Was ja auch noch eine Leistung ist gegen diese Brocken, die da in der tschechischen Abwehr spielen. Und ob Vaclik da so auf der Torlinie kleben muss, weiss ich auch nicht.
Klar, in diesem Spiel geht es zunächst einmal darum, nicht aus der Liga A der Nations League abzusteigen. Aber im unergründlichen Mathematikzentrum des europäischen Verbandes Uefa wird aufgrund dieses Resultat noch etwas anderes ausgerechnet: Die Setzliste für die bevorstehende Auslosung für die EM-Qualifikation.
Erreicht die Schweiz heute mindestens ein Unentschieden, dann wird sie dort im Topf 1 gesetzt sein. Was bedeutet, dass sie den stärksten Teams aus dem Weg gehen könnte.
Ja, wenn die Schweizer angreifen, dann stehen die Tschechen fast noch etwas tiefer, als es die Schweiz in Spanien getan hat. Keine dumme Idee darum, einmal den Abschluss aus der Distanz zu versuchen. Vargas nutzt seine Wendigkeit, um sich etwas Raum zu verschaffen. Sein Schuss aus 18 Metern geht ins Netz, aber bloss ins Aussennetz.
Und kaum haben wir uns von der ersten Schweizer Chance erholt, ist schon wieder Sommer gefragt. Cerny versucht es mit einem cleveren Flachschuss mit nettem Effet. Aber Sommer ist schneller am Boden als ein durchschnittlicher Neymar bei einem leichten Windstoss in des Gegners Strafraum. Tolle Parade.
Wow! Welch ein Antritt von Breel Embolo. Da tankt sich der Basler einfach so durch drei, vier Tschechen, kommt so mit viel Speed über die Mittellinie und hat dann auch noch das Auge für den Pass auf den mitgelaufenen Sow. Aber Sow geht es dann halt nicht. Der Mittelfeldspieler vertändelt, anstatt mit links abzuschliessen. Chance vertan.
Endlich mal eine Phase des Schweizer Ballbesitzes. An deren Ende findet Shaqiri seinen Kollegen Vargas mit seiner Flanke an einer eigentlich recht interessanten Position im gegnerischen Sechzehner. Aber die Ballannahme ist dann so, dass man gar nicht merkt, dass das eigentlich eine recht gute Schweizer Möglichkeit hätte sein können.
Ist halt alles noch sehr Konjunktiv im Schweizer Spiel.
Der erste Corner für die Schweizer. War da nicht was? In Spanien gab es doch zwei Tore nach Ecken. Warum also nicht gleich noch einmal so?
Naja, der erste bringt nichts. Oder doch – einen weiteren Eckball!
Aber gut, der wird dann auch recht locker weggehauen von den Tschechen.
Es fehlt noch hinten und auch vorne bei den Schweizern. Hinten wird ganz offensichtlich die Persönlichkeit von Akanji vermisst. Auch wenn Schär und Elvedi nun wirklich keine Anfänger sind. Und vorne finden die hoffnungsfrohen Pässe zu wenig den Weg in die richtigen – also Schweizer – Füsse.
Elvedi ist da immer mitten drin. Und bislang verliert er überraschend viele Zweikämpfe, oder er ist in den Situationen bloss zweiter Sieger. Nach zwei höchstens halb gelungenen Aktionen Elvedos kommt Jemelka aus 17 Metern zum Schuss.
Und eine Minute danach ist es Vlkanova, der diesmal gegen Schär die Chance zum Weitschuss wahrnimmt. Dieser fliegt an die Latte. Sommer zwingt den Ball mit seinem Blick praktisch ans Gebälk. Da wär er sonst nie dran gekommen.
Und wer lenkt den Ball unglücklich mit dem Kopf genau in den Lauf von Vlkanova? Elvedi.
Da schaltet sich mal Jubiläumsmann Rodriguez in den Angriff ein. Sein Steilpass findet den gut gestarteten Sow. Aber dessen Querpass ist dann zu einfach für Vaclik im tschechischen Tor.
Ein etwas schwieriger Beginn für die Schweizer, die erst mal warm werden müssen.
Da hat der Linienrichter bereits ganz heftig mit dem Fähnchen gewedelt, weil Nico Elvedi eine kernige Grätsche ausgepackt hat. Der tschechische Angriff läuft aber weiter, darum gibt es keinen Foulpfiff.
Und gleich darauf kommt Tschechien zum ersten Eckball – wieder Elvedi im Brennpunkt. Diesmal verliert er das Kopfballduell gegen Tomas Soucek. Zum Glück geht dessen Kopfball genau auf Yann Sommer. Das war bereits die erste Grosschance des Spiels.
Die Partie hat begonnen. Die Schweizer in den hellen dunklen Trikots von links nach rechts.
100 Länderspiele! Ricardo Rodriguez wird noch vor den Hymnen dafür geehrt, dass er mit 30 Jahren diese Marke knackt. Als Dank gibt es eine dieser für solche Anlässe scheinbar obligatorischen Foto-Montagen in Weltformat. Ich sag mal: Auf dem Klo hat das keinen Platz. Ausser, man hat ein sehr grosses Klo. Und das ist ja durchaus denkbar, wenn man Rodriguez' Arbeitgeber so anschaut. Wobei – da denke ich dann wieder an Marmor. Und in Marmor haut man ja nicht einfach so einen Nagel rein und hängt so eine 100-Länderspiele-Montage dran. Und schon bin ich fast froh, dass ich nicht solche Probleme habe.
Bitte erheben Sie sich für die Nationalhymnen. Wenn Sie eigentlich mitsingen wollen, aber den Text nicht so gut können wie zum Beispiel Yann Sommer, dann haben Sie jetzt keine Entschuldigung mehr:
Trittst im Morgenrot daher,
Seh' ich dich im Strahlenmeer,
Dich, du Hocherhabener, Herrlicher!
Wenn der Alpenfirn sich rötet,
Betet, freie Schweizer, betet!
Eure fromme Seele ahnt
Eure fromme Seele ahnt
Gott im hehren Vaterland,
Gott, den Herrn, im hehren Vaterland.
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