Die fein Art
Vier Prozent der Kunstschul-Absolventinnen können von der Kunst leben, weiss «Mundart»-Kolumnistin Sarah Elena Müller.

Gäll, du chasch jetzt vo dem lebe, also nachem Kunststudium? Xen ich us, als wär ich tot? Neinei, nur biz erschöpft. Ja, ich han die ganz Nacht s OR glese.
Weisch, wenn mer selbständig uf Uftrag schafft, het mer quasi kei Recht. Au kei Kündigungsfrist. Chasch höchstens no mit bereits gleischtetem Ufwand drohe. Aber det wirds ebe schwierig mit de Fine Arts.
Chame die Ziit au verrechne, wome im Atelier ad Wand het gstarrt? Oder die schlaflose Nächt vode Konzeption? Und wieviel söll me füres knickts Ego budgetiere? Wen mer nöd mit Gussbeton oder Spanholz hantiert, chame sich den würklich vo jedem Honorar verabschiede, wenn e Usstellig abxeit wird. Wenn überhaupt eis in Ussicht isch xi.
Ja, so Gedanke machet eim müed. Und irgendwie denkt mer denn au immer chli zrugg adi schön Ziit ide Kunstschuel, wo mer vo de Realität abkapslet und völlig weltentrückt het chönne Skizzebüechli fülle und de Theorieunterricht sich alle Jahre wieder wiederholt het, aber sicher nie d Red wäri xii vo Buechhaltig, Obligationeoder Arbeitsrecht. Nid dass die sphärische Weseheite, wo ihri Chrankeversicherig no mit Mami und Papi zeme hend, z früeh mit de brutale Welt vom Erwerb kollidieret.
Mengisch het mer ide Zuekunft e Galerie xe lüchte, wo eim unter Vertrag nimmt. Oder es Reisestipendium, mit Ortsbezug. Oder e lässigi Assistenzstell ade Hochschuel, wo mer het abgschlosse. Aber tüüf inne het me gwüsst: vier Prozent.
Was, vier?
Vier Prozent vo de Fine-Arts-Abgängerinne und -Abgänger werdet ihres Lebe chönne mit de Kunst bestriite. Ja, wo ois das am Afang vom Studium dur die Blume isch mitteilt worde, hend mer überleit, irgendwie chan mer sich doch bestimmt zemmetue. Wenn jetzt ein Arm vo mir ide Kunst überlebt und das linke Bei vomim Mitstudent und vilicht no es Ohr vo ihre, wo so performativ schaffet, denn chamer sich vilicht die vier Prozent solidarisch ufteile. Aber denn hemmer a de Diplomfiir nomal nachezellt und iixee, vo ois zwänzg schaffts nöd emal ei ganzi Person. Null komma acht potenziell erfolgriichi Fine-Arts-Absolvente pro Jahr. Gratuliere zum Diplom.
Ja, das isch nöd die fein Art. Bisch aber scho au chli selber schuld. Du musch halt en eigeni Haltig entwickle zum Kunstbegriff. Stimmt, isch ja nöd so, dass en Swiss Art Award würklich e nachhaltigi Investition id Kunstproduktion vo dene erfolgriiche vier Prozent wär.
Vier Jahr Hype, vier Jahr lang kei AHV oder BVG iizahlt, vier Jahr Sozialamt, acht Prozent Kürzige, acht Jahr Existenzängst und Depressione, sechzeh Jahr Zwiespalt mit de Kunst an sich, zweiedrissg Jahr ortsbezogeni Gsuech um Kultursubventione, foifesechzg Jahr föderalistischi Förderigsstrukture, es Lebe lang rektali Beschmeichelig vo wichtige Funktionäre – und immerna klischiert brotlos und ohne pragmatischi Fähigkeite geisteret das Fantom der Kantone!
Nei, mir gfallt eifach dini Art, mer merkt, du hesch e kreativi Adere. Soviel Theme durenand zbringe, das spricht für e originelli Seel. Und mit Zahle hesch es au nöd so. Schiinbar het ja scho de Hundertwasser Dyskalkulie gha. Me munklet, er heg in Würklichkeit Nüünedachzgwasser gheisse.
Ja, das isch ebe genau Branding! Me muess öppis us sich mache. Chli öppis druufrechne und s Muul ufrisse. Vornedume di verschupfti introvertierti Üüle gäh und hinedume knallhart de Lebeslauf ufpimpe, härt Netwörking betriibe und vor de Honorarverhandlige d Elleböge spitze. Fine Art muss no lang nid heisse Fine Geist. Nu wil mer im Studium nüt über die vielsiitige, banale Facette vom Berufsalltag hend glernt, simmer no lang nöd chancelos. Vorem Wettbewerb simmer alli gliich!
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