«Der Sieg fällt oft der meistbietenden Seite zu»
Geld nützt tendenziell, aber nicht bei allen Vorlagen, sagt der Politologe Adrian Vatter.

Herr Vatter, der Werber Rudolf Farner soll einst gesagt haben, mit einer Million Franken mache er aus einem Kartoffelsack einen Bundesrat. Kann man in der Schweiz Ämter und Abstimmungssiege kaufen?
Aufgrund von Studien kann man festhalten, dass der Abstimmungssieg nicht immer, aber oft dem Meistbietenden zufällt.
Es ist also möglich?
Die meisten Untersuchungen weisen darauf hin, dass Geld einen leicht positiven Effekt hat. Allerdings ist der Zusammenhang zwischen Propagandaaufwand und Ergebnis hochkomplex. So ist kaum feststellbar, ob die Mehrheit nicht ohnehin schon auf der Seite stand, die mehr Geld einsetzte. Zudem gibt es starke Gegenbeispiele.
Können Sie eines nennen?
Beim Elektrizitätsmarktgesetz stand der Pro-Seite rund zehnmal mehr Geld zur Verfügung. Trotzdem scheiterte es.
Welche Faktoren entscheiden denn, ob der Einsatz von Geld sich auszahlt – oder nicht?
Ins Gewicht fallen die Vertrautheit mit einem Thema, die Komplexität einer Vorlage sowie die Haltung der politischen Eliten.
Und wie wirken sie?
Je stärker Stimmende mit einem Thema vertraut sind, desto weniger verfängt Propaganda bei ihnen. Dazu gehören Themen, die Grundwerte berühren wie der Schwangerschaftsabbruch. Hier haben viele Menschen eine klare Meinung, von der sie nicht so rasch abrücken. Schwierig für PR-Agenturen wird es auch, wenn persönliche Erfahrung tangiert wird. Gurtenpflicht Ja oder Nein? Das war eine solche Frage.
Bei komplizierten Fragen ist der Erfolg eher käuflich?
Bei komplexen Geschäften wie Finanz- und Agrarreformen dürfte das zutreffen. Der grösste Teil der Leute hat keinen direkten Alltagsbezug dazu, zudem sind solche Vorlagen sehr technisch und damit wenig greifbar.
Wie stehen Sie zu Transparenz bei der Parteienfinanzierung?
Aus demokratietheoretischen Gründen begrüsse ich sie sehr. In dieser Beziehung schneidet die Schweiz, die mit ihren demokratischen Standards sonst sehr gut dasteht, im internationalen Vergleich schlecht ab. Es ist wie ein Tolggen im Reinheft.
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