Inkognito: Raten Sie mit!Der Schelm des Schweizer Films
Wer ist der Berner, der einst einen seiner eigenen Filme stahl? Und der sich von Touristenmassen in Rom inspirieren liess?

Sein Leben ist derart gespickt mit Anekdoten, man könnte über den schelmischen Berner eine Menge amüsanter Geschichten erzählen. Er selbst hat ein paar davon in einem Erinnerungsbuch aufgeschrieben; bekannt ist er aber in erster Linie als Filmemacher. Sein Werk ist ebenso verspielt wie verrückt, und diese Eigenschaften zeichnen ihn auch als Menschen aus. So kam es, dass er einst seinen eigenen Film stahl.
Es handelte sich um einen Kurzfilm zum europäischen «Jahr des Wanderns». Der Filmemacher rekrutierte seine Protagonisten, wählte eine Wanderung im Kanton Bern aus und drehte den Film, der an der Berlinale uraufgeführt und an den Kurzfilmtagen im deutschen Oberhausen für seinen Humor ausgezeichnet wurde. Was danach geschah, war allerdings weniger lustig.
Der Produzent des Films unterliess es nämlich, dem gesuchten Berner Regisseur das ihm zustehende Geld zu überweisen, und verschwand auf ein Weingut im Burgund. Lange herrschte Funkstille. Als der Film nach einiger Zeit im Schweizer Fernsehen ausgestrahlt werden sollte und der Berner immer noch auf sein Geld wartete, sah er sich gezwungen zu handeln. Er spazierte ins Zürcher Hauptquartier des Schweizer Fernsehens und liess unter einem Vorwand die Videokassette seines eigenen Films mitlaufen.
In den Bieler Kinos machte sich der Jüngling ausgiebig vertraut mit den Meisterwerken von Fellini, Godard oder Antonioni.
Der Druckversuch auf den Produzenten misslang allerdings: Dieser redete sich heraus und behielt das Geld für sich. Der Filmemacher war gezwungen, die Kassette dem Fernsehen zurückzugeben, der Film wurde ausgestrahlt – und stiess auf Anklang. So baute der Berner ihn später zu einem Langfilm aus, ergänzt mit Szenen, die in Ägypten spielten, sowie einem legendär gewordenen Dialog der beiden Hauptdarsteller über Wurstsalat. Für das Werk gabs sowohl den Berner wie auch den Schweizer Filmpreis.
Aufgewachsen ist der 1944 geborene Filmemacher am Bielersee, und in den Bieler Kinos war es auch, wo sich der Jüngling ausgiebig mit den Meisterwerken von Fellini, Godard und Antonioni vertraut gemacht hatte. Nach einem Studium an der Kunstgewerbeschule Basel und dem Besuch der Filmklasse beim Schweizer Regisseur Kurt Früh entstanden erste Kurzfilme; der Cineast arbeitete aber auch als Journalist, Kameramann und Fotograf.
Während eines längeren Aufenthalts in Rom entdeckte er die Magie der Nachtfotografie – tagsüber war wegen der Touristenmassen gar nicht daran zu denken, die Tempel und Sehenswürdigkeiten zu fotografieren. Daraus erwuchs später ein Film, der als der Schweizer «Nachtfilm» schlechthin gilt.
Wer ist der Regisseur, der schon seit Jahrzehnten in Umbrien lebt, sich zunehmend der Malerei widmet – und der in einem seiner Filme Ursula Andress als Muttergottes besetzte?
In unserer Serie «Inkognito» stellen wir jede Woche Persönlichkeiten aus der Region vor, die man aus diesem Blickwinkel vielleicht noch nicht kennt.
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