Turbulentes SpielDer SCB schlecht belohnt mit einem Punkt
Ein grossartiges Zähringer Derby findet erst in der Overtime einen Sieger. Bern verspielt in Freiburg eine 2:0-Führung und verliert 3:4.

Wo beginnen bei so viel Ereignissen an diesem langen Abend? Mit der skurrilsten Szene acht Minuten vor Schluss? Während vor dem SCB-Tor Thomas Thiry und Daniel Brodin aneinander geraten, pfeift der daneben stehende Ref ab – Strafe für beide. Doch niemand hört im Tollhaus BCF Arena den Pfiff, der SCB kontert, es kommt zu Tohuwabohu vor dem Gottéron-Tor, Chaos pur, bis nach einer illegalen Abwehraktion im Torraum der andere Schiedsrichter Penalty für Bern anzeigt. Alles umsonst, das Spiel ist längstens unterbrochen.
Die folgende Phase mit 4-gegen-4-Hockey nutzt Gottéron zur Komplettierung des Comebacks, Samuel Walser trifft nach feiner Vorlage Mauro Jörgs zum 3:2 und der vermeintlichen Entscheidung. Schon wieder diese Defensiv-Linie Gottérons, die wohl beste 4. Formation der Liga – sie erzielte bereits das 2:2.
Doch weil dieses Spiel derart spektakulär ist, ist das noch nicht alles. Walser, ausgerechnet er, muss auf die Strafbank, er schimpft, ist nicht einverstanden, wieder tobt die Halle. SCB-Coach Johan Lundskog bleibt cool, setzt alles auf eine Karte: Goalie raus, drei Minuten vor Schluss.
Bern gleich zwei Mal zum 3:3 aus …
Und der SCB gleicht zwei Mal aus – wie verrückt ist das? Zunächst trifft der überragende Dominik Kahun zum 3:3, doch das Tor zählt nicht, Tristan Scherweys Hintern ist im Torraum. Und weil seit dieser Saison die Torraum-Offside-Regel dreidimensional angewandt wird, ist das der richtige Entscheid.
Egal: Das Powerplay geht weiter, Ramon Untersander donnert 30 Sekunden später den Puck unter die Latte. 3:3, Overtime. Gottéron kann nun seinerseits in Überzahl agieren, weil kurz vor Ende der regulären Spielzeit Beat Gerber auf die Strafbank muss. Ryan Gunderson setzt mit einem Weitschuss-Tor dem Treiben ein Ende. Der SCB verspielt wie schon im Oktober einen 2-Tore-Vorsprung (3:5 nach 3:1) in Freiburg. Es wäre kein glücklicher Berner Sieg gewesen wie damals, keiner dank einseitig verteilter Effizienz.

Nein, der SCB spielt ein richtig gutes Spiel, darum dürfte ihn ärgern, dass nur ein Punkt herausschaut. Die ersten 20 Minuten dürften eines der besten Berner Drittel dieser Saison gewesen sein. Denn es stimmt gegen einen guten Gegner viel. Hinten ein Ruhe ausstrahlender Goalie Philip Wüthrich. Verteidiger, die den Puck aus der eigenen Zone bringen, als wäre das in dieser Saison gar nie eine Dauer-Baustelle gewesen – vor allem das Duo Untersander/Mika Henauer kurbelte das Spiel aus der eigenen Zone an. Und vorne Kahun als genialer Puckverteiler, zudem ein starkes Forechecking, dass Gottéron mehrfach zusetzt. Bei Gottéron ist zudem anzumerken, dass in der Abwehr mit Philippe Furrer und vor allem Raphael Diaz zwei Routiniers fehlen.
Bern nutzt den sich erarbeiteten Raum zu zwei Toren durch Verteidiger mit Offensivdrang. Es ist praktisch das einzige Mittel, um gegen das defensiv disziplinierte Team der Liga sich klare Chancen erarbeiten zu können. Untersander überrascht seinen Bewacher Jörg mit einem perfekten Vorstoss, Calle Andersson sorgt mit einem Kunstschuss aus fast unmöglichem Winkel ebenso für Surprise bei Gottérons Goalie Reto Berra.
Ein Knackpunkt ist Gottérons Anschlusstor 12 Sekunden vor Schluss des Startdrittels. Es riecht stark nach Offside, die Coach’s Challenge Lundskogs nützt nichts, die Refs geben das Tor. Das Momentum wechselt zu Gottéron, einen schlechten fliegenden SCB-Wechsel gleich zu Beginn des Mitteldrittels nutzt der Leader zum 2:2-Ausgleich. Alles beginnt von vorn, was da noch niemand ahnt: Es wird noch wilder, noch spektakulärer, mit dem besseren Ende für Freiburg.
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