Der indonesische Obama
Sein Amtsantritt vor einem Jahr löste euphorische Hoffnungen aus. Seither wurde es stiller um den indonesischen Präsidenten Joko Widodo. Er kämpft gegen die Wirtschaftsprobleme.

Es geht auf dem Dorfplatz zu wie an einem Volksfest, und es klingt ein wenig wie ein Rockkonzert. Tausende von Bewohnern des Armenviertels Manggarai im Süden von Jakarta warten gespannt. Als endlich ein schmächtig gebauter Mann im traditionellen indonesischen Batikhemd auf den Platz tritt, brechen sie in Jubel aus. Präsident Joko Widodo schüttelt Hände, lacht, verteilt Essenspakete an die Ärmsten. Vor allem hört er zu. «Hier zu sein, ist mir sehr wichtig», sagt Widodo im Gespräch, «denn ich erfahre von den Leuten direkt, was wirklich von Bedeutung ist: höhere Lebensmittelpreise, steigende Kosten.» Zweimal pro Woche kommt Widodo zu einem «Blusukan» – einem spontanen Besuch. In einem Slum, auf einem Markt, in einem Amt, in einer Fabrik.