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«Der Gemeinderat lässt die Polizei sicher nicht im Stich»

Seit 100 Tagen im Amt: Berns Stadtpräsident Alec von Graffenried (GFL).

Herr von Graffenried, Ihre 100-Tage-Lehre als Berner Stadtpräsident ist vorbei. Gefällt Ihnen der Job?

Sie haben Ihre Feuertaufe bei den Krawallen vor der Reitschule erlebt. Hat Sie das Ausmass der Gewalt überrascht?

Wie beurteilen Sie den Einsatz der Polizei?

Die Polizei fühlt sich vom Gemeinderat oft im Stich gelassen, wenn es um die Reitschule geht. Dies zeigen die jüngst publik gewordenen Polizeiberichte an den Gemeinderat.

Gemäss den Polizeiberichten wird die Aufklärung von Straftaten in der Reitschule behindert. Was sagen Sie dazu?

Halten Sie das für tolerierbar?

Der Gemeinderat hat Alt-Bundesrichter Hans Wiprächtiger beauftragt, die Reitschule zu einem Bekenntnis zur Gewaltlosigkeit zu bewegen. Er dürfte einen schweren Stand haben.

Es braucht also eine Distanzierung der Reitschule von der gewalttätigen Fraktion?

Die Krawalle haben sich an der Wohnungsnot entzündet. Die geplanten Neubauten reichen kaum aus, um die Nachfrage zu befriedigen.

Sie setzen beim Planen nach wie vor auf innere Verdichtung statt auf eine Stadterweiterung?

Die Burgergemeinde hat Baufelder in der hinteren Schosshalde und im Springgarten. Da könnten Sie als Burger doch etwas bewirken?

Ein neu gegründeter Verein will aber die bestehende A 6 im Ostring überdachen und mit Wohnungen bebauen. Was halten Sie davon?

Als einstiger Präsident des Vereins Waldstadt Bremer müssten Sie doch begeistert sein, wenn jemand auf einem Autobahndach bauen will.

Architekt Rolf Schoch vom Büro Aarplan sagt, er könne für 12'000 Personen bezahlbaren Wohnraum auf der Autobahn errichten.

Für wen wollen Sie bauen? An der Eigenheimmesse sagten Sie: «Die Stadt Bern will gar keine preisgünstigen Wohnungen. Wohnen in der Stadt ist nun mal einfach teuer.»

Und die weniger Begüterten ziehen nach Ostermundigen um.

Wie soll das gehen?

Gemeinnütziger Wohnungsbau ist aber nicht sozialer Wohnungsbau. Es ist Wohnungsbau für die obere Mittelschicht.

Die Stadt will seit Jahren einen Pool von 1000 Wohnungen mit vergünstigtem Mietzins schaffen. Das ist ihr bisher nicht gelungen.

Sie wollen vergünstigte Wohnungen in Neuüberbauungen schaffen?

Der Trend geht im Moment in eine andere Richtung: Die Stadt Bern wird zum ökologischen Reservat für höhere rot-grüne Staatsbeamte - umgeben von einer Verkehrswüste.

Wo bleiben dann die billigen Wohnungen?

Was ist mit Bern West, dem einst auch ein Boom prophezeit wurde?

Was meinen Sie damit?

Die Stadt erzielt seit Jahren Überschüsse im zweistelligen Millionenbereich. Sie sahen im Wahlkampf Spielraum für eine Steuersenkung. Ihre Partei will davon nichts wissen.

Sehen Sie noch Spielraum für eine Steuersenkung?

Bedeutet dies eine moderate Senkung im Sinn der GLP oder mehr?

Finanzdirektor Michael Aebersold (SP) schloss eine Steuersenkung in den nächsten zwanzig Jahren aus.

Im Gemeinderat können Sie in solchen Fragen aber nicht das Zünglein an der Waage spielen.

Die Linke fordert ein höheres Lohnniveau in der Verwaltung, sodass Kaderangestellte mehr verdienen als der Stadtpräsident. Stört Sie das?

Löhne rauf, Steuern runter - wie soll das funktionieren?

Auch bei den Kultur-Kadern sorgen die Löhne für Gesprächsstoff. Sie traten im Wahlkampf für eine Offenlegung ein.

Wie steht es mit der Transparenz bei den Löhnen des Intendanten oder des Chefdirigenten?