Der Topskorer bleibt bis 2027Dominik Kahun will den SCB wieder nach oben führen
Der Leitwolf und Spektakelmacher bleibt dem SC Bern langfristig erhalten. Der Deutsche hat seinen Vertrag vorzeitig verlängert und bleibt gleich bis 2027.

Eine Zwei-gegen-eins-Situation: Chris DiDomenico führt die Scheibe, stürmt zielstrebig in Richtung gegnerisches Tor und legt die Scheibe schliesslich zentimetergenau auf den Stock von Dominik Kahun, der direkt und hoch einschiesst. Eine Szene aus dem Training, die Spontanapplaus verdient gehabt hätte, und eine Kombination der beiden SCB-Ausländer, die sich von September bis April auch unter Wettkampfbedingungen immer wieder wiederholen könnte. Zum Leidwesen der gegnerischen Abwehrreihen.
Mitten in die erste offizielle Einheit auf Eis war die positive Nachricht geplatzt: Dominik Kahun verlängert seinen Vertrag vorzeitig, und zwar um drei weitere Jahre, also bis 2027. Der Entscheid sei ihm sehr leicht gefallen, so der Deutsch-Tscheche nach dem Training: «Auch wenn es uns letzte Saison nicht lief wie gewünscht, hat es uns hier sehr gut gefallen. Beide Seiten wollten verlängern, und so ist es ziemlich schnell gegangen.»
2021/22 war Kahun in der biederen Berner Equipe der Einzige gewesen, der konstant hohen Ansprüchen genügt hatte. Er sorgte für den Grossteil der raren Glanzpunkte, der Olympiateilnehmer totalisierte in seinen ersten 42 Spielen in der National League 44 Punkte. Gross war nun der Respekt, dass er sich schon nächste Saison noch einmal in der National Hockey League beweisen wolle, wo er in drei Jahren für vier Clubs fast 200 Spiele bestritten hatte. Schliesslich befindet sich Dominik Kahun mit 27 Jahren im besten Eishockeyalter.
Nun bleibt der SCB-Offensive, welche wie das gesamte Team zahlreiche Retuschen erfahren hat, das Fundament erhalten. Sportchef Andrew Ebbett ist sehr zufrieden: «Dominik zählt zu den besten Spielern der National League. Dass es uns gelungen ist, ihn für die nächsten fünf Saisons an Bern zu binden, ist für unsere Fans, unsere Sponsoren und Partner sowie die ganze Organisation eine grossartige Sache.»
Keine Ausstiegsklausel für die NHL
Er habe gar keine anderen Optionen geprüft, sagte Kahun: «Es ist etwas Besonderes, hier jedes Heimspiel vor solch beeindruckender Kulisse zu bestreiten.» Im offiziellen SCB-Video sagt er es so: «Ich freue mich auf fünf weitere Jahre mit den besten Fans Europas.» Mit Nordamerika hat er noch nicht definitiv abgeschlossen, auf den Fallschirm hat er für die Vertragsdauer aber verzichtet, wie er erklärt: «Ich habe keine Ausstiegsklausel.»
Das erste Eistraining ist die Einheit, auf die sich alle Profis freuen, obwohl sie wissen, dass ihnen irgendwann die Lunge brennen wird. Die Freude für die Seele nach knallharten Monaten für die Physis überwiege aber, sagt Berns Nummer 24: «Man kann im Sommer machen, was man will, aber sobald man wieder aufs Eis kommt, ist eine ganz andere Kondition gefragt. Es hat wehgetan, ja, aber es hat auch sehr viel Spass gemacht.»
Die Mannschaft war bereits letzte Woche und noch vor dem dreitägigen Teamevent zweimal aufs Eis gegangen, noch ohne Trainer. Trotz dieses kleinen Startvorsprungs war die Intensität überraschend hoch. Was bereits erste Rückschlüsse auf die Qualitätssteigerung zuliess. «Normalerweise dauert es ein, zwei Wochen und zwei, drei Freundschaftsspiele, bis man wieder richtig zurück auf dem Eis ist, aber man hat heute schon gemerkt, dass das Niveau ziemlich hoch ist, auch wenn sich die meisten mit der neuen Ausrüstung noch nicht richtig wohlgefühlt haben. Das Tempo war hoch, der Wille da, die Energie gut», sagt Kahun, der mit keinem der neuen Kollegen je zusammengespielt hat.
«Mir ist egal, wer den Topskorer-Helm trägt»
In der letzten Saison war die Frage nach dem Träger des Topskorer-Helms meist schnell beantwortet, wenn Kahun im SCB-Team auflief. Um 13 Punkte distanzierte er seinen ersten Verfolger, Simon Moser, in der Skorerwertung. Dem Spektakelmacher wäre es recht, wenn diese Dominanz diesmal nicht da wäre: «Mir ist es vollkommen egal, wer diesen Helm tragen wird, am liebsten wäre es mir, wenn es jeden Abend ein anderer wäre.»
«Ich bin so selbstkritisch, dass alle anderen Erwartungen nie auf diesem Niveau sein werden.»
Diese Priorisierung des Teamgedankens sollte nicht falsch verstanden werden. Kahun ist sehr ehrgeizig und nie zufrieden: «Ich will immer mehr von mir und eine Leaderrolle übernehmen.» Hohe Erwartungshaltungen, wie sie vor dieser Saison zweifelsfrei wieder herrschen werden, können ihn nicht aus der Ruhe bringen: «Ich bin so selbstkritisch, dass alle anderen Erwartungen nie auf diesem Niveau sein werden.» Diese persönlichen Erwartungen misst er nicht an Toren und Assists, sein Ziel ist aber klar: «Ich will so viel wie möglich dazu beitragen, dass wir als Mannschaft Erfolg haben und irgendwann als Meister hier stehen.» Es sind Worte wie Balsam in den gebeutelten Berner Ohren. Und sein Blick verrät: Er möchte den Pokal nicht erst gegen Ende seiner Vertragsdauer stemmen.
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