«Der Erfolg war keineswegs so klar»
Historiker Peter Lieb gibt in einem neuen Buch überraschende Einblicke in den D-Day von 1944. Im Interview erklärt er, warum die Alliierten Mühe hatten und warum sie grössere Verluste nicht verkraftet hätten.
Herr Lieb, für einen Geschichtsband wirkt Ihr Buch verblüffend lebendig: Sie schildern Landschaften, tauchen in Scharmützel ein (siehe Leseprobe). Gefährdet ein solcher farbiger Duktus nicht Ihre Glaubwürdigkeit als Historiker? Das glaube ich nicht. Ich orientiere mich an der angelsächsischen Tradition. Ihr zufolge besteht die hohe Kunst des Historikers darin, eine geschichtswissenschaftlich korrekte Analyse mit einer bildhaften Darstellung zu verbinden. In Deutschland ist diese Sichtweise sehr selten, was natürlich auch mit dem Krieg und dem gebrochenen Verhältnis zum Militärischen zu tun hat. Die Angst, in einen Landser-Jargon zu verfallen, hält viele von einer lebendigen Schilderung ab.