Der «Chessu» und der Lärm
Die Betreiber des Gaskessels befürchten, dass das Kulturzentrum von künftigen Anwohnern auf dem Gaswerkareal mit Lärmklagen verdrängt wird.

Die Party im Berner Gaskessel geht auch nach der geplanten Überbauung auf dem Gaswerkareal weiter. Das hat der Gemeinderat nach eingehender Prüfung im Februar entschieden. Grund zum Feiern verspüren die Betreiber des Jugend- und Kulturzentrums trotzdem nicht: Die Angst, dass das Jugendzentrum dereinst doch noch in Konflikt mit den künftigen Anwohnern gerät, ist sehr gross. Davon zeugt eine Mitteilung der Betreiber des Jugend- und Kulturzentrums Gaskessel.
Die Mitteilung bezieht sich auf einen Vorstoss, der für diesen Donnerstag im Stadtrat traktandiert ist. Darin fordert eine breite bürgerliche Koalition unter anderem, dass höchstens die Hälfte des Areals gemeinnützigen Wohnbaugenossenschaften überlassen wird. Auf den anderen 50 Prozent sollen Eigentumswohnungen möglich sein.
Eigentümer als Gefahr
Die Betreiber des Gaskessels befürchten dadurch negative Folgen für das Kulturzentrum: «Es erscheint logisch, dass die Motivation von Eigentümern und Eigentümerinnen höher ist, alle juristischen Mittel auszuschöpfen», um gegen den Gaskessel vorzugehen. Um ihre These zu stützen, fügen die Betreiber des Gaskessels Beispiele an. So hätten sich gegen Jugendräume und Kulturzentren wie die Tankere in Bern oder den Hangar in Ostermundigen insbesondere Hausbesitzer am heftigsten gewehrt.
Selbst wenn die Stadt gute Bedingungen für den Gaskessel schaffe, habe die Gemeinde «beim Lärmschutz kaum Einfluss», schreibt der Gaskessel weiter.
Der Gemeinderat selbst stärkt den Gaskessel-Betreibern in seiner Antwort auf den Vorstoss den Rücken. Er beantragt deshalb, die Punkte in der Motion abzulehnen, die einen hohen Anteil an Privatwohnungen fordern. Die Motion enthält jedoch noch weitere Punkte, die auch der Gemeinderat begrüsst. So fordert die Motion Gewerbefläche auf der Überbauung. Die Rede ist von einer «Pufferzone» um den «Lärm» des Gaskessels abzuschwächen. Insbesondere in der näheren Umgebung des Gaskessels sollen solche Zonen entstehen, findet auch der Gemeinderat.
In einer sogenannten Planungserklärung hat der Stadtrat bereits zuvor beschlossen, dass drei Viertel der geplanten Überbauung von der Stadt und gemeinnützigen Wohnbaugenossenschaften und lediglich 25 Prozent von privaten Investoren realisiert werden sollen. Die Erklärung ist jedoch nicht bindend.
Abstimmung wohl vertagt
Über die verschiedenen Punkte der Motion stimmt der Stadtrat laut Traktandum am Donnerstag ab. Insbesondere die beiden Punkte über die Privatwohnungen dürften umstritten sein. Auf Anfrage geschlossen gegen die beiden Punkte ist die SP/Juso-Fraktion, die grösste im Stadtrat. Aus Sicht von SP-Stadtrat Johannes Wartenweiler widerspricht diese Forderung der Motion der Wohnbaupolitik des Gemeinderats. «Wir stimmen dagegen, weil es nicht Aufgabe der Stadt ist, Eigentumswohnungen zu bauen.»
Dennoch ist Rot-Grün-Mitte (RGM) nicht geschlossen ablehnend. So hat auch Lukas Gutzwiller (GFL) die Motion mitunterzeichnet. Wie er jedoch mitteilt, ist er dabei in seiner Fraktion «klar in der Minderheit». Je nachdem, ob es in den RGM-Parteien weitere Abweichler gibt, dürfte die Abstimmung dennoch zum Krimi werden. Das bestätigt auch Stadtrat Johannes Wartenweiler: «Es wird knapp.»
Es ist jedoch wahrscheinlich, dass die Abstimmung vertagt wird: So kann Motionär Bernhard Eicher (FDP) an der Stadtratssitzung nicht teilnehmen und hat deshalb einen Antrag auf Vertagung gestellt. Da das Geschäft bereits traktandiert ist, muss der Stadtrat der Verschiebung zustimmen. Laut Eicher handelt es sich dabei aber um eine «Formsache». Mit der Debatte könnte sich die Überbauung auf dem Gaswerkareal konkretisieren. Vorerst jedoch ist es noch im Besitz von Energie Wasser Bern. Bis das Quartier steht, kann die Party also sicher noch weitergehen.
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