Wenn eine Bank fast 20 Prozent ihrer Stellen streicht, so ist das ein Zeichen einer Krise. So richtig eingestehen will sich das die Postfinance aber nicht, also verteilt sie die Ankündigungen häppchenweise. Die Arbeitnehmervertreter kritisieren dies zu Recht, doch eine Antwort auf die Krise haben auch sie nicht.
Wenn etwas bei einem Unternehmen schiefläuft, so ist der Eigentümer in der Pflicht. Im Fall der Postfinance ist das der Bund. Doch aus Bern war gestern zum Streichkonzert wenig zu hören. Kein Wunder: Die Vertreter des Bundes sitzen im Verwaltungsrat und tragen die Sparmassnahmen mit.
Das ändert nichts daran: Das Geschäftsmodell der Postfinance ist in seiner jetzigen Form nicht nachhaltig. Die Bank ist zu abhängig vom Zinsergebnis, also von den Einnahmen, welche die Postfinance mit den Kundeneinlagen auf dem Kapitalmarkt erzielt. Doch offenbar ist die Landesregierung eher bereit, happige Stellenkürzungen bei der Postfinance zu akzeptieren, als eine Verbreiterung des Geschäftsmodells in Angriff zu nehmen. Der effektivste Weg, der Postfinance neue Erlösströme zu eröffnen, bestünde darin, der Bank den Einstieg ins Kreditgeschäft zu erlauben. Doch das stösst auf grossen politischen Widerstand. Es ist in der Tat fraglich, ob es neben den Kantonalbanken noch eine Staatsbank braucht, die im bereits heiss gelaufenen Hypothekenmarkt mitmischt.
Was könnten also die Alternativen sein? Die Postfinance will versuchen, das Anlagegeschäft auszubauen. Doch auch hier hat niemand auf die gelbe Bank gewartet, die in den Köpfen der Konsumenten zudem eher als Zahlungsverkehrsabwicklerin verankert ist. Einen einfachen Ausweg aus dem Dilemma gibt es also nicht. Es kann noch Jahre dauern, bis die Zinsen wieder steigen und die Hauptgewinnquelle der Postfinance kräftiger sprudelt.
Die sauberste Lösung ist die politisch heikelste: Der Bund privatisiert die Postfinance und gibt ihr gleichzeitig volle unternehmerische Handlungsfreiheit. In Deutschland ist das längst geschehen. Geschieht nichts, so dürfte die gestrige Kürzungsrunde bei der Postfinance nicht die letzte gewesen sein.
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Der Bund ist in der Pflicht
Die sauberste Lösung wäre die Privatisierung der Postfinance. Ansonsten drohen weitere Kürzungsrunden.