Der Anarchist
Julian Assange kennt Paranoia seit seiner Kindheit, nun verbreitet der Wikileaks-Gründer sie unter den Mächtigen – über das unverhoffte Comeback eines längst abgeschriebenen Typus.

Julian Assange, der erste Mann, dessen Karriere nur in diesem – im 21. Jahrhundert – so hätte stattfinden können, ist persönlich ein Mann ohne Humor, aber mit raffiniertem Auftritt; einer, der so leise spricht, dass man ihm zuhören muss; ein Mann fast ohne Gesten, mit der minimalistischen Geschmeidigkeit einer anschleichenden Katze. Offiziell ist er ein Mann ohne Adresse, er lebt in Flughäfen und in Wohnungen von Bekannten von Bekannten; niemand kennt seinen Beruf (die einzige Angabe, die er dazu je machte, war: «Ich habe Geld im Internet verdient»). Trotzdem haben ihn seine Freunde nie anders gesehen als an der Arbeit. Dinge wie Essen oder Schlaf sagen ihm nichts.