
Die verbleibenden Einschränkungen – es sind nicht mehr viele – will der Bundesrat zwar nicht sofort aufheben. Aber er erhöht den Druck auf jene, die noch nicht geimpft sind: Wer mit Test statt Impfung an die Grossparty oder zum Fussballspiel will, muss diesen ab Oktober selber bezahlen. Auch sonst läutet der Bundesrat das Ende des Corona-Regimes ein, das unser Leben anderthalb Jahre geprägt hat.
Ab sofort nimmt er offiziell steigende Fallzahlen, Spitaleinweisungen und Todesfälle in Kauf. Was zynisch tönt, ist ein dringender Schritt zurück zur Normalität. Der mentale Ausnahmezustand ist nicht mehr gerechtfertigt. Alle, die wollen, können sich mit einer Impfung vor schwerer Erkrankung schützen. Von den besonders gefährdeten Menschen haben über 80 Prozent davon Gebrauch gemacht.
Die Folge davon: Die Zahl der Spitaleinweisungen und Todesfälle bleibt trotz steigender Infektionszahlen tief. Anders als vor der zweiten Welle im letzten Herbst ist ein Kollaps des Gesundheitswesens eher unwahrscheinlich. Wenn das so bleibt, müssen bald auch die letzten Einschränkungen verschwinden.
Der mentale Ausnahmezustand ist nicht mehr gerechtfertigt.
Es ist gefährlich, eine Gesellschaft auf Dauer zur Solidarität zu zwingen, wenn die besonders verletzliche Gruppe, die es zu schützen gilt, diesen Schutz in Anspruch nehmen kann. Staatliches Handeln muss verhältnismässig sein. Sonst verlieren die Bürgerinnen und Bürger das Vertrauen.
Die Angesteckten von heute sind meist Ungeimpfte. Es trifft in der Mehrzahl jüngere Menschen. Zum Glück endet Corona nur für wenige von ihnen mit einem Spitalaufenthalt. Andere Atemwegserkrankungen sind für sie ebenso riskant oder riskanter. Gerade auch deshalb ist die Rückkehr zur Normalität so wichtig: Wir müssen im Umgang mit Gesundheitsrisiken wieder die Proportionen herstellen. Sonst verlernen wir, was Eigenverantwortung bedeutet.
Es ist Zeit, sich aus dem Würgegriff der Angst zu lösen und Corona zur normalen Krankheit zu machen.
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Kommentar zum Bundesratsentscheid – Der Abschied vom Corona-Regime ist fällig
Nun nimmt der Bundesrat offiziell steigende Fallzahlen und Todesfälle in Kauf. Er läutet so das Ende des Corona-Regimes ein. Gut so – sonst verlernen wir die Freiheit.