Demonstranten greifen UNO-Soldaten in Haiti an
Die gewaltsamen Proteste gegen die Vereinten Nationen haben die Hauptstadt Port-au-Prince erreicht. Die Demonstranten machen die Blauhelme für den Cholera-Ausbruch verantwortlich.
Die gewaltsamen Proteste gegen die Vereinten Nationen in Haiti weiten sich aus: Nach Ausschreitungen in anderen Städten griffen hunderte Demonstranten am Donnerstag auch in der Hauptstadt Port-au-Prince Soldaten der UNO-Mission MINUSTAH mit Steinen an. Sie machen nepalesische Blauhelme für den Ausbruch der Cholera-Epidemie verantwortlich.
Mehrere Stunden lang lieferten sich die Blauhelme in den Strassen der noch immer von dem schweren Erdbeben Anfang des Jahres verwüsteten Hauptstadt Schlachten mit den vorwiegend jugendlichen Demonstranten. Diese errichteten brennende Barrikaden und versuchten, den UNO-Sitz zu stürmen. In der Nähe des Präsidentenpalasts schleuderten Randalierer Steine auf einen offenen Kleintransporter mit UNO-Soldaten. Einer von ihnen stürzte von der Ladefläche, konnte sich aber wieder zurückretten. Die UNO-Soldaten setzten sich mit Tränengas zur Wehr. Vereinzelt waren Schüsse zu hören.
Politisch motivierte Proteste
Die gewalttätigen Proteste gegen die MINUSTAH hatten Anfang der Woche im Norden des Landes begonnen. Die Demonstranten beschuldigen nepalesische UNO-Soldaten, die Cholera nach Haiti eingeschleppt zu haben, an der seit Ende Oktober mehr als 1100 Menschen starben. Die Vereinten Nationen bestreiten dies. Sie vermuten, dass die Proteste politisch motiviert sind, um das Land kurz vor der Präsidentschaftswahl Ende November zu destabilisieren. Allen Aufrufen zur Besonnenheit zum Trotz gehen die Proteste weiter. Bislang starben dabei drei Menschen, mindestens einer wurde von Blauhelmsoldaten in Notwehr erschossen.
In Port-au-Prince forderten die Demonstranten die UNO-Soldaten in Sprechchören auf, das Land zu verlassen. Auf einem Spruchband war zu lesen, die Blauhelme verteilten «Exkremente auf der Strasse». «MINUSTAH sollte über den Frieden wachen, stattdessen macht sie hier alles noch schlimmer», sagte ein 38-jähriger Lehrer, der sich an den Kundgebungen in der Hauptstadt beteiligte. Auch er warf den Blauhelmen vor, für den Tod der Menschen verantwortlich zu sein.
Krawalle behindern Kampf gegen Cholera
Nach Angaben von Hilfsorganisationen behindern die Krawalle den Kampf gegen die Cholera. Vor allem in der Stadt Cap-Haitien, wo die Proteste begannen, verhinderten die Demonstranten, dass dringend benötigte Hilfe die Bedürftigen erreicht. Sollte es aber nicht gelingen, die Epidemie einzudämmen, könnten nach Schätzungen von Experten in den nächsten zwölf Monaten bis zu 10'000 weitere Menschen an der Cholera sterben.
Laut US-Gesundheitsexperten lässt sich der Verlauf der Epidemie ohnehin nur schwer vorhersagen. Da die Bevölkerung in Haiti gegen den Erreger nicht immun sei und angesichts der grossen Armut im Land könnte die schwere Durchfallerkrankung immer wieder von neuem ausbrechen, warnten sie.
Bisher erkrankten mehr als 18'000 Menschen in Haiti an der Cholera. Insgesamt zwei weitere Fälle wurden in Florida und der Dominikanischen Republik bekannt. Die Regierung in Santo Domingo reagierte mit drakonischen Massnahmen. Das Baugewerbe und die Tourismusbranche darf Berichten örtlicher Medien zufolge künftig keine Haitianer mehr einstellen, die Gesundheitskontrollen entlang der Grenze wurden drastisch verschärft. Darüber hinaus setzen die Behörden auf Aufklärung, mit welchen Vorkehrungen sich eine Ansteckung vermeiden lässt.
AFP/ske
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