Umstrittene WandmalereiDas Wandbild soll ins Museum kommen
Das als rassistisch taxierte Alphabet im Schulhaus Wylergut soll entfernt werden. Eine von der Stadt Bern eingesetzte Fachjury sprach sich einstimmig für das Projekt «Das Wandbild muss weg!» aus.

Die Wandmalerei im Schulhaus Wylergut warf in den letzten Jahren Wellen: Das von den Künstlern Emil Zbinden und Eugen Jordi im Jahr 1949 erstellte Alphabet ordnet jeden Buchstaben einem Gegenstand, einem Tier oder einem Menschen zu – die Buchstaben C, I und N zeigen stereotypisierte Darstellungen von Menschen aus China, Amerika und Afrika.
Wie damit umgehen? Diese Frage ist nun beantwortet. Nachdem die Stadt Bern im vergangenen Jahr in einem Wettbewerbsverfahren fünf Projektvorschläge hat erarbeiten lassen (lesen Sie hier, welche das waren), liegt nun das Siegerprojekt vor. «Das Wandbild muss weg!» wird von einem 5-köpfigen Team um die Kulturschaffende Fatima Moumouni und den Historiker Bernhard Schär verantwortet.
Historisches Museum ist interessiert
Eine Primarschule sei kein geeigneter Ort für das Wandbild, hält das Projektteam fest; hier entziehe es sich der dringenden, gesamtgesellschaftlich zu führenden Debatte über den Umgang mit dem kolonialen Erbe. Daher soll das Wandbild von der aktuellen Stelle entfernt und an ein Museum übergeben werden. Mit der Schenkung soll zudem eine kritische Aufarbeitung der Berner Kolonialgeschichte initiiert werden, zum Beispiel in Form einer Ausstellung. Das Projektteam plant zudem Workshops für Lehrkräfte sowie öffentliche Veranstaltungen.
Gemäss Medienmitteilung der Stadt Bern zeigte das Bernische Historische Museum Interesse an einer Aufnahme des Werks in die Sammlung und an einer Vermittlung des mit dem Wandbild verbundenen Themenfächers. Ob es jedoch – auch in restauratorischer Hinsicht – tatsächlich machbar ist, das Bild zu entfernen und zu dislozieren, ist noch unklar und soll im Rahmen des Projektes abgeklärt werden. Je nach Verlauf wäre es demnach möglich, dass das Wandbild an seinem ursprünglichen Ort verbleibt. «Doch selbst, wenn dieser Fall eintreten würde, wäre das Wandbild nicht mehr dasselbe», schreibt die Jury in ihrem Bericht.
Tafeln bleiben schwarz
Die Fachjury der städtischen Kommission für Kunst im öffentlichen Raum hat sich einstimmig für das Siegerprojekt entschieden. «Mit diesem Projekt geht ein Aufruf einher, sich mit der kollektiven Verantwortung für historische Bilder und Objekte in öffentlichen Räumen auseinanderzusetzen», hält die Jury in ihrem Bericht fest und empfiehlt «Das Wandbild muss weg!» zur Realisierung.
Im Juni 2020 wurden einzelne Tafeln des Wandbilds durch eine unbekannte Täterschaft schwarz übermalt. Die Stadt Bern verzichtete in der Folge auf eine Strafanzeige. Gemäss dem Siegerprojekt sollen diese Stellen unverändert schwarz bleiben.
Zum Auftakt der Aktionswoche gegen Rassismus werden am Samstag, 20. März, 11 bis 12 Uhr, die Resultate des Wettbewerbs und das siegreiche Projekt öffentlich online präsentiert. Der Link dazu wird auf www.berngegenrassismus.ch publiziert.
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