«Das Marzili zur abendlichen Stunde ist unschlagbar»
Das Filmfestival Marzili Movie widmet sich heuer unserem grossen Nachbarn Deutschland. Festival-Co-Chef Hüseyin Matur über Teamgeist und Lieblingsfilme. (ab Di., 23. Juli).

Das Marzili Movie zeigt dieses Jahr Filme aus Deutschland, etwa das DDR-Drama «Ballon» oder die deutsch-türkische Komödie «Almanya». Wie wird die Auswahl getroffen?
Wir tragen unsere Ideen und Vorschläge zusammen und stimmen dann innerhalb des OK-Teams demokratisch ab – lustigerweise meist einstimmig. Es gibt viele tolle Länder mit reicher Filmkultur, die dem Berner Kinopublikum nicht vorenthalten werden sollten.
Nachdem Sie sich auf ein Land geeinigt haben, was sind die nächsten Schritte?
Dieser Teil bereitet uns besonders viel Freude, da wir uns nun um die Filme, Filmrechte, Kulinarik, Grafik und musikalische Unterhaltung kümmern können. Auch gehen wir jeweils die Botschaft bzw. die Kulturbeauftragten des ausgewählten Landes an, welche meist begeistert sind. Es ist schön zu sehen, wie das Interesse besteht, ein Land innerhalb dieses spannenden Rahmens zu inszenieren.
Welches ist Ihr diesjähriger Lieblingsfilm?
Wir haben bewusst völlig unterschiedliche Filme ausgesucht. Alle Filme haben, obwohl sie in der Vergangenheit spielen, ihre Aktualität in der Gegenwart. Wenn ich mich entscheiden müsste, dann wäre es der Film «Jenseits der Stille», welcher mir auf eine rührende Art die Welt einer eher am Rande präsenten Gesellschaftsgruppe der Taubstummen nähergebracht hat: Lara, die Tochter gehörloser Eltern, entdeckt ihre Vorliebe für Musik und lernt Klarinette zu spielen. Ihr Vater versteht die Welt nicht mehr – der Haussegen hängt schief.
Es war ein langer Weg, bis die Stadt das Marzili Movie, so wie es heute stattfindet, bewilligte. Warum eigentlich?
Die Wunschlokalität war von Anfang an klar. Das Marzilibad ist, wenn es zur abendlichen Stunde eindämmert und das Bundeshaus als Hintergrundszenerie in den Himmel ragt, einfach unschlagbar. Die Stadt Bern war zu Beginn alles andere als offen und reif für ein solches Projekt. Nach zweijähriger hartnäckiger Überzeugungsarbeit wurde erstmals ein Pilotprojekt für zwei Tage bewilligt. Schnell war klar, dass es eben doch möglich ist, und die Beliebtheit der Veranstaltung zeigt uns, dass das Konzept ein Bedürfnis befriedigt. Jedes Jahr setzen sich viele Marzili-Movie-Fans und Freiwillige ehrenamtlich dafür ein und leisten wichtige Arbeit.
Das Kino Open Air dauert knapp eine Woche. Was machen Sie eigentlich während der restlichen 51 Wochen im Jahr?
Viele Jahre war ich als Übersetzer tätig, betrieb ein Kulturlokal im Berner Mattequartier. Seit über fünf Jahren bin ich nun als Gastronom tätig und führe das Restaurant Fischerstübli. Nebenbei engagiere ich mich für das Projekt «Fussball ohne Grenzen». Wir entwickeln den Fussball in armen Ländern weiter und rüsten Mannschaften aus.
Marzilibad, Dienstag, 23., bis Sa, 27 Juli.

Dieser Artikel wurde automatisch aus unserem alten Redaktionssystem auf unsere neue Website importiert. Falls Sie auf Darstellungsfehler stossen, bitten wir um Verständnis und einen Hinweis: community-feedback@tamedia.ch