Coop kopiert die Denner-Preise
Coop orientiert sich bei seiner jüngsten Preisoffensive nicht nur am Discounter Denner, sondern kopiert die Preise bei Markenartikeln auf den Rappen genau. Das zeigt ein Preisvergleich zwischen Coop, Denner und Migros bei einigen Produkten. .
Ein Preisvergleich zwischen Berner Filialen von Coop, Denner und Migros bei diversen Markenprodukten zeigt: Coop passt seine Preise bei den umsatzstärksten Markenprodukten an jene von Denner an. So sinkt zum Beispiel der Preis für 5 Kindermilchschnitten von Fr. 2.20 auf Fr. 1.95, also just den Preis, den Denner für das gleiche Produkt von den Konsumenten verlangt. 1,5 Liter Rivella rot kosten bei Coop seit gestern Fr. 2.25 (vorher Fr. 2.50). Bei Denner kostet das traditionelle Schweizer Milchserumgetränk gleich viel.Coop-Chef Hansueli Loosli räumte denn auch ein, dass sich der Grossverteiler mit der lancierten Preisoffensive im Wettbewerb gegen die Discounter Denner und Lidl behaupten wolle. Die ersten Lidl-Filialen in der Schweiz will der deutsche Discounter im Frühling 2009 eröffnen. Den deutschen Discounter Aldi hat Coop für einmal nicht im Visier. Denn Aldi führt kaum Markenartikel. Um sein Tiefpreisimage aufzupolieren, senkt Coop die Preise um durchschnittlich 12 Prozent bei über 600 Markenartikeln. Gemäss den Eigeninseraten des zweitgrössten Detailhändlers fallen die Preise um rund 10 Prozent. Ein Widerspruch zu den Medienberichten? Ein Sprecher erklärt: «Aus werbetechnischen Gründen hat man die Zahl in den Inseraten auf 10 Prozent abgerundet.» Das sei eingängiger. Beim Preisvergleich wird ebenfalls deutlich: Der grösste Detailhändler, Migros, liegt bei den verglichenen Produkten deutlich über dem Preisniveau von Denner und Coop. Ob Migros die Preise ebenfalls senken wird, ist noch offen. Man vergleiche die Preise, und ein Entscheid stünde in den nächsten Tagen an, heisst es beim orangen Riesen. Dabei verfügt Migros nur über wenige Markenprodukte im Sortiment. Weniger als fünf Prozent der rund 40000 Artikel seien Markenprodukte. Beim Grossverteiler konzentriere man sich auf das, was ihn stark gemacht habe, nämlich die Eigenmarken.Auch bei Denner – einer Tochtergesellschaft von Migros – analysiert man die Situation. Wann Denner einen Entscheid fasse, sei offen, heisst es bei der Pressestelle. Nur so viel: dass man als Discounter auftreten könne, hänge vom Gesamtsortiment und nicht von einzelnen Produkten und ihren Preisen ab. Bei Denner sind 75 Prozent aller Produkte Markenartikel, der Rest Eigenmarken. Wenig Kooperationswille ist vonseiten der Lieferanten von Coop zu vernehmen. «Coop darf nicht erwarten, dass seine Preisstrategie von den Lieferanten finanziert wird», sagte Promarca-Direktorin Anastasia Li gestern auf Anfrage der Nachrichtenagentur SDA. Promarca ist ein Verband, der knapp 100Schweizer Hersteller von Markenartikeln vertritt. Diese Hersteller dürften durch die jüngsten Preissenkungen von Coop arg unter Druck geraten. Zwar finanziert Coop die am Wochenende bekannt gemachten Preissenkungen vorerst selbst, wie Coop-Chef Loosli erklärte. Er stellte vor den Medien aber auch klar, dass in den kommenden Monaten wohl auch die Lieferanten ihre Preise nach unten anpassen müssten. Dass es ein Preissenkungspotenzial gibt, streitet Li nicht ab. Allerdings befände sich dieses nicht bei den Lieferanten, sondern bei Coop selbst. Eine Studie habe gezeigt, dass im Vergleich zum europäischen Ausland die Schweizer Grossverteiler eine deutlich höhere Bruttomarge erzielten. Bei Coop betrage diese durchschnittlich knapp 33 Prozent, was bedeutend mehr sei als jene von Carrefour (21,3%) in Frankreich, der Metro Gruppe in Deutschland (20,9%), der Edeka in Deutschland (13,4%) oder Tesco in Grossbritannien (8%).Schwierige Zeiten für LieferantenDa Coop in der Schweiz der mit Abstand wichtigste Absatzkanal für Markenartikel ist, sind viele Lieferanten stark vom Grossverteiler abhängig und dadurch leicht unter Druck zu setzen. Die Luft für Schweizer Lieferanten wird jedoch seit Jahren dünner. Der Konzentrationsprozess im Schweizer Detailhandel hat vor einigen Jahren massiv an Schub gewonnen. Coop übernahm neben EPA, Waro und Fust auch die 12 Megastores der französischen Detailhandelskette Carrefour in der Schweiz. Und Migros schnappte sich unter anderen die Nummer drei im Detailhandel, Denner. Die Wettbewerbskommission (Weko) genehmigte vergangenes Jahr die Übernahmen von Carrefour und Denner unter verschiedenen Auflagen. Eine davon: Coop und Migros müssen auf Exklusivitätsklauseln in den Lieferantenverträgen verzichten. Diesbezüglich gelangte Ende 2008 der deutsche Discounter Lidl an die Wettbewerbskommission, weil er Probleme hatte, an Schweizer Markenhersteller heranzukommen, wie Weko-Sprecher Patrik Ducrey bestätigt. Ob Coop die Lieferanten unter Druck setze, wollte Ducrey nicht kommentieren. Nur: Man sei mit Coop in Kontakt.
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