Chorale Kunst als Klangereignis
Berner Bach-Chor Sein sängerisches Niveau ist beachtlich. Kein Wunder, dass sich die Klassikfreunde in Scharen aufmachen, die Konzerte des Berner Bach-Chors mitzuerleben: Zusammen mit dem Barockorchester Capriccio Basel (Konzertmeister Dominik Kiefer) und Solisten lud der Bach-Chor ins Kultur-Casino zur Aufführung von Bachs Weihnachtsoratorium. Es ist nicht das erste Mal, dass der Bach-Chor sich den grandiosen Zyklus vornimmt, in dem Bach im Parodieverfahren Arien und Chöre aus früheren weltlichen Werken wiederverwendet. Doch anders als etwa in den Jahren 2000 und 2005 führt der Berner Bach-Chor diesmal die sechs Kantaten nicht integral auf. Er konzentriert sich auf die ersten drei, in denen nach dem Evangelium des Lukas die Zeit vor Jesu Geburt, die Nachricht der Geburt an die Hirten und die Weihnachtsnacht in Bethlehem erzählt wird. Dafür bereichert das Capriccio Basel den Abend mit der instrumentalen Suite «Les Indes Galantes» von Jean-Philippe Rameau, einer farbigen Reminiszenz an die französische Oper. Erweitertes ProgrammMit scharfer Rhythmik, kernigem Klang (Streicher) und zündendem Feuer (Chaconne) belebt das hier im Stehen spielende Barockorchester die vier Konzertsätze, in denen Rameau Liebesgeschichten verarbeitet, die im Osmanischen Reich, in Peru, Persien und Nordamerika angesiedelt sind. Zwei Chöre und eine Sopranarie (innig: Rebecca Ockenden) aus den Kantaten 63 und 72 knüpfen thematisch an die Weihnachtsgeschichte an. Eine dramaturgisch geschickte Überleitung zum gewichtigen Herzstück des Abends.Mit hoher Leuchtkraft ballen sich im Weihnachtsoratorium die 120 Stimmen des Bach-Chors zum intensiven Klangereignis. Bewegt wird der Aufbruch der Hirten nachvollzogen, der in fugierten Passagen bildhaft eingefangen ist. Der hervorragend ausbalancierte Chor gestaltet dynamisch flexibel und eindringlich. So sehr, dass man seiner Aufforderung nachkommen und zur Krippe eilen möchte, um Zeuge zu werden von diesem Jauchzen und Frohlocken, das seit 2000 Jahren in aller Welt besungen wird. Schade, dass das Ambiente im Kultur-Casino nicht etwas festlicher ist. Ein Weihnachtskonzert ganz ohne Lichter, ohne Blumenschmuck – eine doch etwas nüchterne Angelegenheit. Statt Loosli dirigiert WältiEiner fehlt. Wegen einer Handverletzung dirigiert nicht Theo Loosli, der Gründer und künstlerische Leiter des Bach-Chors, sondern Beat Wälti, sein Assistent. Als aufmerksamer Vermittler zwischen Chor, Orchester und Solisten löst er seine Aufgabe mit Bravour. Dennoch: In den Arien dürfte sich das Orchester (Blech) mehr zurücknehmen; die Textverständlichkeit ist nicht immer gewährleistet. Mit flexiblem Sopran begeistert Rebecca Ockenden, die Altistin Veronica Amarres gibt ihrem dunklen Timbre in langen Spannungsbögen Gewicht, Alexander Yudenkov, Tenor, bewegt als Evangelist, Stefan Vock, Bass, überzeugt durch Ruhe und expressive Ausdruckskraft. (mks)Wiederholung Freitag, 26.12., 16 Uhr, im Kultur-Casino Bern.>
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