Buskers verlässt sich auf die Unverbindlichen
Sechs Wochen vor dem Buskers-Festival klaffen im Schichtplan grosse Lücken.

«Dringend» suchen die Veranstalter des Buskers derzeit auf verschiedenen Kanälen noch 190 Helferinnen und Helfer. Ohne sie wird dieses Jahr das Buskers nicht wie geplant vom 10. bis 12. August stattfinden können. Das Berner Strassenmusikfestival gibt es nämlich nur, weil jedes Jahr 300 freiwillige Helferinnen und Helfer bereit sind, auf einen Lohn zu verzichten. Zudem wird das Festival von Stadt, Kanton und Regionsgemeinden jährlich mit 100'000 Franken unterstützt. Letztes Jahr besuchten schätzungsweise 70'000 Zuschauerinnen und Zuschauer das dreitägige Festival.
Dass sechs Wochen vor Beginn de Festivals erst gut ein Drittel der Arbeitskräfte gefunden ist, ist für das Organisationskomitee aber anscheinend kein Grund, nervös zu werden. Die kurzfristige Suche nach Helferinnen und Helfern ist ein wenig zur Routine geworden: «Das ist jedes Jahr so», bestätigt Festival-Gründerin Christine Wyss. «Viele unserer Helferinnen und Helfer planen eher kurzfristig.» Es sei aber doch eine «Zitterpartie», denn ohne die Freiwilligen könne das Buskers nicht stattfinden. Wyss, seit 14 Jahren Gesamtleiterin und Co-Programmatorin des Strassenmusikfestivals sieht darin auch ein wenig Zeitgeist. «Man will sich nicht langfristig festlegen und möchte möglichst unverbindlich bleiben.»
5000 Gratis-Stunden
Wer sich für die Gratisarbeit anmeldet, muss sich für mindestens zwei Schichten à vier Stunden verpflichten. Sonst lohne sich der Aufwand der Koordination nicht, sagt Wyss. Besonders für das Verkaufen der Bändeli werden viele Helfer benötigt – allein am Freitag sind dafür rund 100 Freiwillige eingeplant. Sie verkaufen das Bändeli für 10 beziehungsweis 20 Franken – umfangreiches Programmheft inklusive. Doch was springt für die vielen Freiwilligen raus? Auch sie erhalten ein Bändeli mit Programmheft, ausserdem ein Buskers-Shirt, einen Badge für die After-Party im Buskershaus sowie etwas zu essen und zu trinken. Das ist alles. Dazu Wyss: «Das Festival funktioniert nur, weil die Leute aus Ideologie und Leidenschaft mitmachen.» Und zwar alle: Die Helferinnen und Helfer, die Besucher, welche Bändeli kaufen und Hutgeld bezahlen und schliesslich auch die Strassenkünstler, welche auf eine fixe Gage verzichten.
Zusätzlich zu den 300 Freiwilligen gibt es das aus rund 40 Personen bestehende OK. Tut sich da nicht ein Graben auf, zwischen Gratis-Arbeitern und Festival-Profis? Wyss findet nicht: «Während der Dauer des Festivals arbeiten auch wir vom OK alle gratis.» Wegen des Geldes arbeite niemand beim Buskers, denn auch während der Vorbereitungsphase arbeiteten die Angestellten «alle deutlich unter ihrem Tarif», so die Kulturmanagerin. Beim Buskers geht man davon aus, dass insgesamt jedes Jahr um die 5000 Gratisstunden geleistet werden. Einsätze an zwei Tagen seien das Minimum, viele arbeiteten aber auch mal 18 Stunden oder mehr am Stück. Neben dem Bändeliverkauf braucht es auch für den Taxidienst, die Bars, Küchen und Infostände Helferinnen und Helfer mit Idealismus und Herzblut.
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