Bolt ist noch nicht am Limit
Rekordhalter Usain Bolt kann über 100 und 200 Meter noch schneller laufen als bisher. Das glauben Wissenschaftler.
Die Konkurrenz hechelt dem sprintenden Riesen hinterher, nur die Wissenschaftler sind dem schnellsten Mann der Welt ein Stück voraus: Olympiasieger Usain Bolt kann seinen 100-Meter-Weltrekord von 9,69 Sekunden noch um 21 Hundertstel drücken – erst dann ist ein Mensch am Ende seiner physischen Möglichkeiten. Dies hat ausgerechnet ein leidenschaftlicher Marathonläufer ausgerechnet: US-Professor Mark W.Denny von der kalifornischen Stanford-Universität sieht eine Zeit von 9,48 Sekunden in der spektakulärsten Leichtathletik-Disziplin als körperliches Leistungslimit. Fazit seiner Studie: Sieger wird es immer geben – Rekorde werden in der Leichtathletik immer seltener. «Das Ende ist in Sicht. Es wird definitiv eine Zeit kommen, da wir die Olympischen Spiele aus einer anderen Perspektive betrachten», sagte der Biologe. Mit Gold allein sei man heutzutage kein Held mehr, «man muss auch den Weltrekord brechen. Eines Tages wird es reichen, Gold zu gewinnen. An diese neue Sichtweise sollten sich auch Sportfans gewöhnen», meinte der 57 Jahre alte Wissenschaftler, der seine Studie im «Journal of Experimental Biology» publiziert hat.Reserven beim Start Seine Analyse zeige, dass es Grenzen für menschliche Leistungen gäbe. «Die wissenschaftliche Herausforderung ist es, zu erklären, wodurch diese Limits gesetzt werden», befand Denny. «Vielleicht sind 9,52 Sekunden möglich, aber dann muss ich mich auf verschiedenen Gebieten noch verbessern, besonders am Start», sagte Bolt selber. Der 22 Jahre alte Jamaikaner hat noch Potenzial, das weiss auch sein Trainer Glen Mills. In Bestform und bei idealen Bedingungen könne sein Schützling über 200 Meter irgendwann unter der 19-Sekunden-Grenze bleiben; seinen Fabel-Weltrekord von 19,30 Sekunden hatte der dreimalige Olympiasieger ebenfalls in Peking aufgestellt. Denny hat in seiner Studie 18,63 Sekunden als Leistungsgrenze berechnet. Dass der 1,96 Meter grosse Super-Sprinter aus Kingston am Start tatsächlich noch Reserven hat, zeigte sich am 16. August im denkwürdigen Olympia-Final über 100 Meter: Bei Windstille hatte Bolt am Start die zweitschlechteste Reaktionszeit aller acht Läufer (0,165 Sekunden).Tempo lässt sich steigern«Es sieht so aus, als ob Männer in keiner Disziplin die Höchstgeschwindigkeit erreicht hätten», erklärte Wissenschaftler Denny, der seine Prognosen auf Langzeitvergleiche der Bestzeiten von Läufern, Rennpferden und Windhunden stützt. Während die «tierischen Zeiten» seit Jahren vorbei sind oder nicht nennenswert besser werden, gebe es bei sprintenden Sportlern noch «Luft» nach oben. Zwischen einem (400 Meter) und fünf Prozent (5000 Meter) lasse sich das Durchschnittstempo noch steigern – und so auch der Weltrekord. Tempo ist endlich – darin ist sich Denny mit seinen Forscher- Kollegen einig. Der norwegische Physiker Hans Eriksen hat Bolts Sturmlauf von Peking analysiert und herausgefunden, dass im Olympia-Final bereits 9,55 Sekunden möglich gewesen wären – wenn der Olympiasieger voll durchgelaufen wäre. Ende 2006 hatte Mathematik-Professor John Einmahl von der Universität Tilburg 9,29 Sekunden als das Nonplusultra im 100-Meter-Sprint berechnet. Denny liegt mit seiner Prognose dazwischen. dpa>
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