Bildstrecke: Anschlag auf US-Politikerin
Die Parlamentarierin, die in einem Einkaufszentrum in Arizona angeschossen wurde, vertrete ihre eigene Linie, sagen Beobachter – und es sei schwierig, sie nicht zu mögen.
Die demokratische Kongressabgeordnete Gabrielle Giffords hat sich mit moderaten politischen Ansichten und ihrer freundlichen Art im politischen Amerika einen Namen gemacht.
Während sie in Europa vor dem Attentat am Samstag höchstens einigen Insidern bekannt war, gilt sie in den USA als Anwärterin auf höhere Ämter. Dabei ist sie in der eigenen Partei mit unbeliebten Positionen aufgefallen. In einigen Punkten vertritt die 40-Jährige sogar die Meinung der Republikaner - ein Grund für ihren Erfolg in einem konservativen Wahlkreis.
Gegen ein Waffenverbot
So setzte sich Giffords für ein liberales Waffenrecht ein und unterschrieb sogar einen Brief von Kongressabgeordneten an den Obersten Gerichtshof, in dem die Abschaffung des Waffenverbots in der Hauptstadt Washington gefordert wurde. Giffords soll ausserdem zu jenem Dutzend demokratischer Abgeordneter gehört haben, die der Minderheitsführerin Nancy Pelosi die Stimme verweigert haben.
Sie gehört der «Blue Dog Coalition» an, einer Gruppe moderater Demokraten im Kongress. Giffords setzte sich für den Einsatz bewaffneter Nationalgardisten an der Grenze zu Mexiko ein, um illegale Einwanderer aufzuhalten. Auch dies eine Position, die in ihrer Heimat ausgesprochen beliebt ist.
Spekulation über Kandidatur für Senat oder Gouverneursamt
All das dürfte dazu beigetragen haben, dass sie sich bei den Kongresswahlen im vergangenen November gegen einen Kandidaten der ultrakonservativen Tea-Party-Bewegung durchsetzen konnte. Erst Anfang Januar begann ihre dritte Legislaturperiode im US-Abgeordnetenhaus.
Der Erfolg in einer Zeit, in der den Demokraten heftiger Gegenwind ins Gesicht bläst, trug zu Spekulationen über ihre künftige Karriere bei. Sie wurde als mögliche Kandidatin für die Senatswahl 2012 genannt, auch für die Besetzung des Gouverneurspostens in ihrem Staat Arizona 2014 kommt sie nach Ansicht von Beobachtern infrage.
«Sie hat mit jedem gesprochen»
Giffords sei eine «sehr erfolgreiche Politikerin und sehr erfolgreiche Abgeordnete», sagte der ehemalige Kongressabgeordnete Jim Kolbe, ein Republikaner, dessen Sitz sie nach seinem Rückzug 2006 einnahm. «Du musst dir Mühe geben, Gabby Giffords nicht zu mögen», sagte Kolbe. «Sie hat mit jedem gesprochen und sich mit jedem getroffen.»
Doch Giffords ist bei weitem keine Republikanerin in der falschen Partei, in einigen Fragen vertritt sie klar die Ansichten der Demokraten. So stimmte sie für die Gesundheitsreform, das grösste innenpolitische Projekt Barack Obamas. Dadurch zog sie sich den Hass konservativer Gegner zu. Kurz nach der Abstimmung wurde ihre Büro angegriffen: Eine Glastür und Fenster wurden entweder eingetreten oder mit Schüssen zerstört. Giffords unterstützte zwar den Kampf gegen illegale Einwanderung, setzte sich aber zugleich für eine Reform des Einwanderungsrechts und eine mögliche Legalisierung von Menschen ohne Aufenthaltstitel ein.
Hochzeit mit Astronaut 2007
Die 40-Jährige ist seit 2007 mit dem Astronauten Mark Kelly verheiratet, der sich als Pilot der Spaceshuttle «Endeavour» und «Discovery» einen Namen gemacht hat. Die beiden lernten sich 2003 auf einer Reise von Ausschussmitgliedern nach China kennen. Das Paar hat keine gemeinsamen Kinder, Giffords hat aber zwei Töchter in die Beziehung mitgebracht.
Seit 2006 ging Giffords gezielt auf die Bürger zu - die Demokratische Partei hatte die neuen Kongressabgeordneten besonders dazu ermutigt. «Der Kongress an ihrer Ecke» hiess die Veranstaltungsreihe, bei der sich die Leute mit ihr an öffentlichen Orten unterhalten konnten. Sie stellten sich in eine Schlange unter hatten dann Zeit für Gespräche mit Giffords und ihren Mitarbeitern. Bei einer dieser öffentlichen Treffen wurde sie am Samstag niedergeschossen.
dapd/102/ph
dapd/oku
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