«Wir sind erleichtert»
Bieler BBZ-Direktorin nimmt den Hut
Die Direktorin des Berufsbildungszentrums in Biel, Katharina Mertens Fleury, wird nicht mehr zurückkehren. Ende Juni hatte das Lehrpersonal öffentlich Alarm geschlagen.

Als die Lehrerinnen und Lehrer des Berufsbildungszentrums Biel (BBZ) letzte Woche die Einladung für die jährliche Konferenz vor dem Schulbeginn erhielten, staunten sie nicht schlecht. Die Liste der geladenen Gäste aus dem kantonalen Amt war lang. «Das hat es so wohl noch nie gegeben», erzählt die Lehrerin Melina T.* auf Anfrage. Da habe man bereits ahnen können, worum es an dieser Konferenz gehen wird: Katharina Mertens Fleury, die Direktorin des BBZ.
Sie stand Ende Juni zum ersten Mal öffentlich in der Kritik. Die Stimmung im BBZ sei schlecht, zahlreiche Fach- und Lehrpersonen hätten wegen ihr den Job hingeschmissen, es fehle Vertrauen in die oberste Führung. Und dann folgte auch noch der Knatsch um die Informatikabteilung: Das BBZ soll viel Geld für ein IT-Projekt verschwendet haben, das letztlich gar nicht umgesetzt worden sei.
Nun steht fest: Mertens wird das BBZ verlassen. Dies teilte die Bildungs- und Kulturdirektion gestern per Medienmitteilung mit, nachdem die Lehrerschaft an der Konferenz am Donnerstag darüber in Kenntnis gesetzt worden war. Man trenne sich «in gegenseitigem Einvernehmen», heisst es in der Mitteilung. Bis zum Kündigungstermin werde Mertens freigestellt. Die Stelle werde demnächst ausgeschrieben. «Wir sind erleichtert», sagt die Lehrerin Melina T. Doch es bleibe ein fader Nachgeschmack.
Führungsstil: «Schlecht»
Bis vor den Ferien sei die Direktorin krankgeschrieben gewesen, an den Abschlussfeiern habe sie sich bereits nicht mehr blicken lassen. Kommuniziert worden sei das jedoch nie, sagt Melina T. Umso mehr habe man von der Konferenz am Donnerstag erwartet. Immerhin seien die Ergebnisse der Mitarbeiterbefragung dargelegt worden. Und die seien «eklatant schlecht» gewesen. Besonders der Führungsstil und die Kommunikation seien bemängelt worden, wie auch Fotos aus der Präsentation des Mittelschul- und Berufsbildungsamts des Kantons (MBA) zeigen. Laut dem Lehrer Lukas A.* haben lediglich 30 Prozent der Lehrpersonen daran teilgenommen, wohl auch, weil die Anonymität nicht gewährleistet wurde.
Dass auch das MBA Fehler gemacht haben könnte, etwa damals, als Katharina Mertens eingestellt wurde, sei kein Thema gewesen, sagt Melina T. Es schien, als wäre die Sache nun gegessen – und die Schuldige bald weg. Melina T. hätte sich mehr Reflexion gewünscht. Und mehr Eingeständnisse.
Gegen Ende der Konferenz sei es dann noch um die «Tables Rondes» gegangen. Die runden Tische, die organisiert vom MBA in allen Abteilungen durchgeführt worden sind. Und da sei es emotional geworden, sagt der Lehrer Lukas A.: «Uns wurde versprochen, dass wir Einsicht in die Protokolle der Tables Rondes erhalten. An der Konferenz hingegen sagte man uns, dass sich das MBA anders entschieden habe.» Das habe für Unruhe gesorgt.
Einsicht verwehrt
Grundsätzlich habe das MBA den Eindruck vermittelt, dass man nun nach vorne schauen und sich nicht mehr in die administrativen Angelegenheiten einmischen soll. «Unser Job sei es, zu unterrichten. Ganz im Sinne von: Der Schuster soll bei seinen Leisten bleiben», sagt Lukas A. Darüber könne man nur den Kopf schütteln. Und doch ist da nun Zuversicht. Die Stimmung sei heute anders. «Ich bin froh, dass man offenbar eine gute Lösung gefunden hat.» Diese heisst Reto Lindegger. Er übernimmt die Geschäftsführung ad interim ab kommendem Montag. Das bestätigt Yves Brechbühler, Mediensprecher der kantonalen Bildungs- und Kulturdirektion.
Doch weshalb hat nicht die stellvertretende Direktorin, Sabine Kronenberg, übernommen? Sie hat ihr Mandat im letzten September angetreten. «Aus ihrer Sicht sei die Übernahme des Amtes der Direktorin zum jetzigen Zeitpunkt zu früh», schreibt Brechbühler. Kommuniziert wird zurzeit lediglich via Medienstelle, sowohl Kronenberg als auch die abtretende Direktorin Mertens dürfen keine Auskunft geben, so die Vereinbarung. Über die Details der Freistellung wurde Stillschweigen vereinbart.
Kronenberg habe ihren Beschäftigungsgrad «erfreulicherweise» erhöht, um Lindegger weiterhin als Stellvertreterin zu unterstützen und «eng mit ihm zusammenzuarbeiten», schreibt Yves Brechbühler. Das sei eine «optimale Lösung».
Zum Vorwurf, der Lehrerschaft keine Einsicht in die Protokolle der Tables Rondes gegeben zu haben, obwohl dies versprochen worden sei, schreibt Brechbühler: Die Sitzungen der Tables Rondes seien nicht öffentlich gewesen, weshalb die BKD Details dazu auch nicht öffentlich kommentiere.
Immerhin: Die Vorfälle haben die BKD dazu veranlasst, bei der kantonalen Finanzkontrolle eine Sonderprüfung des BBZ Biel in Auftrag zu geben, so Brechbühler.
* Namen der Redaktion bekannt
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