Berner Spitex-Chefin tritt nach Konflikt zurück
Verwaltungsratspräsidentin Rahel Gmür nimmt sich per sofort eine Auszeit.

Die Verwaltungsratspräsidentin der krisengeschüttelten Spitex Bern, Rahel Gmür, legt ihr Amt nieder. Sie nehme aus gesundheitlichen Gründen eine Auszeit, teilte die Spitex Bern gestern Abend mit. Gmür tritt bei der Generalversammlung vom 5. Juni nicht mehr zur Wiederwahl an.
Die «Anwürfe» der letzten Tage und «die Sorge um die Spitex Bern hätten Gmür schwer betroffen gemacht», heisst es in der Medienmitteilung. Ihre gesundheitliche Verfassung erfordere eine Auszeit. «Der Verwaltungsrat bedauert diese Entwicklung sehr», heisst es in der Medienmitteilung weiter. Die Gesundheit sei der Grund, weshalb die Verwaltungsratspräsidentin an der ordentlichen Generalversammlung der Spitex-Genossenschaft nicht zur Wiederwahl antreten werde. Die als Kontaktperson genannte Christine Schneider war gestern Abend nicht erreichbar. Schneider war am Montag als neue Geschäftsleiterin ad interim vorgestellt worden.
Kanton hält an Untersuchung fest
Auskunft zum Fall gab die kantonale Gesundheit- und Fürsorgedirektion (GEF). Man nehme die angekündigte Auszeit von Gmür zur Kenntnis, ebenso dass sie sich für eine Wiederwahl nicht zur Verfügung stelle, sagte GEF-Sprecher Gundekar Giebel. «Die GEF hält an den beschlossenen Massnahmen zur Sicherstellung der Pflegeversorgung im Rahmen des Leistungsvertrags fest», so Giebel weiter. Die Gesundheitsdirektion erwarte von den Spitex-Organisationen Transparenz und werde weiterhin entsprechende Untersuchungsmassnahmen einleiten, sagte er weiter. Die Aufgaben aller öffentlichen Spitex sind in Leistungsverträgen mit dem Kanton definiert.
Reformer wurde freigestellt
Den aktuellen Konflikt in der Berner Spitex ausgelöst hatten Reformpläne des abgesetzten Geschäftsleiters Daniel Piccolruaz. Dieser wollte flache Hierarchien und ein schlankes Management einführen, überspannte dabei aber offenbar den Bogen und wurde vom Verwaltungsrat per sofort freigestellt. Der Verwaltungsrat warf ihm ein «Komplott» zur Destabilisierung der Spitex Bern vor. Fünf Betriebsleiterinnen, die ihn unterstützten, wurden suspendiert. Der Zwist hat in der Zwischenzeit auch den Kanton Bern auf den Plan gerufen. Die GEF teilte noch am Donnerstag mit, sie beobachte die Situation genau, und forderte die Spitex Bern auf, über drohende Versorgungslücken zu informieren. Im Zuge des Konflikts wurde zudem bekannt, dass der Verwaltungsrat der Spitex Bern sich seine Aufsichtsfunktion letztes Jahr mit insgesamt 247 000 Franken entschädigen liess. Gmür erhielt 185 000 Franken. Gmür erklärte dies damit, dass sich ihre Entschädigung aus einem Honorar für die Tätigkeit als Verwaltungsratspräsidentin und einer Anstellung bei der Spitex Bern zusammensetze.
Krisenteam eingesetzt
Die Information über diese nicht unumstrittene Doppelrolle beruhigte die Diskussion aber keineswegs. Im Gegenteil: Verschiedene regionale Spitex-Organisationen legten ihr den Rücktritt nahe («Bund» von gestern). Es sieht ganz danach aus, dass Gmür zurücktritt, weil sie dem internen Druck nicht mehr gewachsen ist. So hielten ihr die Spitex-Präsidenten aus Konolfingen, Bern-Nord und Bolligen vor, sie habe einen Imageschaden verursacht. Gmür ist seit 17 Jahren Präsidentin der Spitex Bern. In der Mitteilung von gestern betonte die Spitex Bern, die Betriebssicherheit und die Erfüllung des Versorgungsauftrags seien sichergestellt. Geleitet wird die Organisation mit rund 400 Mitarbeitenden derzeit von der interimistisch eingesetzten Geschäftsführerin. Auch sei ein Krisenteam engagiert worden. Was dessen Aufgabe ist, war gestern nicht zu erfahren.
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