Berner Regierungsrat kritisiert Boni an Ärzte
Bereichern sich Berner Ärzte durch finanzielle Anreize auf Kosten der Behandlungsqualität? Der Regierungsrat sieht diese Gefahr als real an.

GLP-Grossrat Nathan Güntensperger hat letzten Herbst Alarm geschlagen. In einem Vorstoss drückt er seine Befürchtungen aus, Berner Ärzte würden sich auf Kosten der Behandlungsqualität bereichern. Dabei bezieht er sich auf einen Beitrag des SRF-Wirtschaftsformats «Eco». Darin wird thematisiert, dass Kaderärzte in der Schweiz oft am Umsatz der Klinik finanziell beteiligt sind. Das würde dazu führen, dass Kaderärzte in Versuchung kämen, unnötige Behandlungen vorzunehmen, um den eigenen Lohn anzuheben.
«Eco» veröffentlichte dazu Zahlen, die zeigen sollen, das diverse Behandlungen und Eingriffe in den letzten vier Jahren viel öfters durchgeführt wurden. So seien beispielsweise Herzgefäss-Eingriffe mit Katheter um 80 Prozent angestiegen. Güntensperger will in seinem Vorstoss vom Regierungsrat wissen, wie er zu diesen Vorwürfen steht.
Regierungsrat teilt Sorge
Der Regierungsrat verteidigt die herrschenden Belohnungsmethoden nicht. In seiner am Montag veröffentlichten Antwort schreibt er: «Dass ein Kaderlohnsystem mit variablen Lohnkomponenten ökonomische (Fehl-)Anreize setzt, ist vorstellbar.» Im Kanton Bern ist dieses Model weit verbreitet. In den Berner Listenspitälern gibt es in allen drei Leistungsbereichen (Akutsomatik, Rehabilitation und Psychiatrie) Spitäler, die Kaderärzte mit variablen Lohnkomponenten beschäftigen, so der Regierungsrat.
Darauf hat er bei den Listenspitälern Informationen zur Entlöhnung von Kaderärzten eingeholt. Zahlen von 2015 zeigen, dass die Löhne im Bereich Akutsomatik die grössten variablen Anteile haben. Die Hirslanden Bern AG beispielsweise gibt an, dass rund sechs Prozent der Lohnsumme abhängig von der Zielerreichung der Gesamtunternehmung sind. Im Bereich Rehabilitation kennt nur die Kurklinik Eden AG die Entlöhnung nach Erfolgsprinzip. Der variable Anteil beläuft sich auf sechs Prozent. Auch in der Psychiatrie ist die variable Lohnkomponente nicht weit verbreitet. Sie kommt lediglich bei der Privatklinik Wyss AG zum Zug und macht einen Anteil von rund vier Prozent aus.
Was unternimmt der Regierungsrat, um unnötige Behandlungen einzudämmen? «Auffällige Ergebnisse werden mit den Spitälern kommuniziert», schreibt er. Im Rahmen eines geplanten jährlichen Monitorings sollen diese und weitere Kennzahlen fortlaufend pro Spital publiziert werden.
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