Berner Museen ziehen zukunftsweisende Bilanz
Das Kunstmuseum Bern und das Zentrum Paul Klee haben neu unter gemeinsamem Dach ein ereignisreiches Jahr hinter sich.

Die Direktorin der beiden Häuser, Nina Zimmer, zeigte sich am Dienstag vor den Medien in Bern sichtlich stolz, «was wir mit den Teams der beiden Häuser auf die Beine gestellt haben». Zimmer sprach von einem Jahr «voller besonderer Herausforderungen, die wir gemeinsam gemeistert haben».
So haben die beiden Häuser letztes Jahr gemeinsam nach den künstlerischen Spuren der Oktober-Revolution von 1917 in Russland gesucht. Das Zentrum Paul Klee widmete sich der radikal gegenstandslosen Kunst der russischen Avantgarde, während das Kunstmuseum eher den Spuren des «Sozialistischen Realismus» folgte.
Im Sommer konnte das Kunstmuseum über 100 Werke aus der Sammlung Hahnloser/Jeaggli ausstellen, darunter Gemälde von Vincent van Gogh oder Félix Valloton. Das Museum hatte die Sammlung aus Winterthur als dauerhafte Leihgabe erhalten und damit einen Coup gelandet.
Grosse internationale Aufmerksamkeit wurde dem Kunstmuseum mit der Aufarbeitung des Gurlitt-Erbes zuteil. Anfang November konnte das Kunstmuseum zusammen mit der Bundeskunsthalle Bonn die Doppelausstellung «Bestandesaufnahme Gurlitt» eröffnen.
Bisher besuchten rund 28'000 Besucher die Ausstellung in Bern, wie Thomas Soraperra, Kaufmännischer Direktor der beiden Häuser, bekanntgab. Die Ausstellung läuft noch bis im März, dann kommt der Bonner Ausstellungsteil nach Bern und der Berner Ausstellungsteil wechselt im Gegenzug nach Bonn.
Stärkung des Kunstplatzes
Unter der gemeinsamen Führung «wird der Kunstplatz Bern gestärkt», zeigte sich Jürg Bucher, Präsident der Dachstiftung der beiden Häuser, vor den Medien überzeugt. Bucher führt dies unter anderem auf regional, national und international beachtete Ausstellungen und eine «künstlerisch und kaufmännisch professionelle Leitung» zurück. Die Verantwortlichen der beiden Häuser rechnen bis Ende Jahr mit über 200'000 Besucherinnen und Besuchern.
Gespräche mit Mäzen laufen
Kein Erfolg war den Museumsverantwortlichen bisher bei der notwendigen Sanierung und Erweiterung des Kunstmuseums Bern beschieden. Das Haus hatte den Architekturvertrag für die bauliche Erweiterung freihändig an ein Berner Architektenteam vergeben und sich damit den Unmut von 32 anderen Architekturbüros auf sich gezogen. Um einen drohenden Rechtsstreit zu verhindern, stoppten die Museumsverantwortlichen das 40-Millionen-Projekt.
Das Museum brütet seit Jahren über Plänen für eine Erweiterung. Mäzen Hansjörg Wyss, wollte dafür vor einigen Jahren rund 20 Millionen Franken spenden. 2007 geriet aber das zunächst favorisierte Projekt wegen denkmalpflegerischer Einwände in Rücklage.
Die Museumsleitung entschied sich für das zweitplatzierte Projekt und verstimmte damit Wyss. 2009 musste das Projekt eines Erweiterungsbaus schliesslich auch wegen hoher Mehrkosten abgebrochen werden.
Nach dem neuerlichen Projektstopp im zu Ende gehenden Jahr liess Mäzen Hansjörg Wyss daraufhin über die Presse verlauten, er wäre gesprächsbereit und brachte das seinerzeit von ihm favorisierte Projekt wieder ins Spiel.
«Wir brauchen ein saniertes Haus und mehr Platz», machte Jürg Bucher, Präsident der Dachstiftung Kunstmuseum Bern und Zentrum Paul Klee, am Dienstag klar. Der Atelier-5-Anbau müsse minimal saniert werden, damit er weiterhin für Ausstellungen genutzt werden könne. Dazu seien Gespräche mit dem Kanon im Gang. Gespräche laufen auch mit Wyss über sein neuerliches Angebot von 20 Millionen Franken. Ergebnisse könne er noch keine präsentieren, sagte Bucher.
Kulturelle Teilhabe
Nach einem bewegten 2017 wollen die beiden Häuser 2018 das Blickfeld erweitern und neue Formate denken. Das Zentrum Paul Klee wagt mit der Ausstellung «Touchdown» eine Ausstellung, die von Menschen mit und ohne Down-Syndrom konzipiert wird. Dabei steht die kulturelle Teilhabe im Mittelpunkt.
Das Kunstmuseum wird nächstes Jahr die «République Géniale» ausrufen, ein Projekt, in dem Künstlerkollektive und neue Formate des Miteinanders im Zentrum stehen. Ebenfalls nächstes Jahr widmet sich das Haus dem Künstler Ferdinand Hodler, dessen Todestag sich zum 100. Mal jährt.
SDA/mck
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