Berner Kinos Splendid und Cinemastar vor dem Aus
Wegen sinkender Zuschauerzahlen schliesst die Kinokette Quinnie in der Stadt Bern drei ihrer Kinosäle mit total 550 Plätzen. Auch die Tage der Cinébar sind gezählt.
Bewegte Zeiten auf dem Kinoplatz Bern: Zwar stiegen im letzten Jahr die Besucherzahlen insgesamt um fast einen Drittel gegenüber 2008 auf über 1,2 Millionen Eintritte. Der Zuwachs geht aber einzig und allein auf das Konto des neuen Multiplexkinos mit elf Sälen im Einkaufszentrum Westside. Der Betreiber Pathé erreichte in kurzer Zeit einen Marktanteil von über 40 Prozent. In der Innenstadt sanken die Besucherzahlen innert Jahresfrist hingegen um 120 000 auf 700 000.
Zu spüren bekommen die neue Konkurrenz die beiden etablierten Ketten Kitag und Quinnie. Erstere hat bereits Sparmassnahmen ergriffen (wir berichteten). Letztere reagiert nun gemäss einem Artikel der «Berner Zeitung» mit der Schliessung der beiden Kinos Splendid und Cinemastar. Betroffen sind drei Säle mit 550 Plätzen. Damit bleiben Quinnie noch sieben Säle mit 1350 Plätzen. Quinnie-Verwaltungsratspräsident Thomas Koerfer will die Meldung weder bestätigen noch dementieren. Das Unternehmen werde erst Ende Januar offiziell kommunizieren. Jedoch bestätigt ein Insider gegenüber dem «Bund», dass die Quinnie-Mitarbeiter bereits über die anstehende Schliessung der beiden Kinos informiert worden seien. Ebenfalls betroffen sei die Cinebar, die sich gleich neben dem Kino Cinemastar am Bollwerk befindet.
Lichterlöschen im Februar
Laut Immoveris, der Verwalterin des Splendid-Gebäudekomplexes, steht der Auszug des Kinos unmittelbar bevor. Er rechne damit, dass das Kino Splendid bereits Mitte Februar seine Tore schliessen werde, sagt Bewirtschafter Roger Gilomen auf Anfrage. Da noch Rückbauarbeiten anstünden, könne der vereinbarte Übergabetermin vom 31. März ansonsten kaum eingehalten werden. Interessenten für die Nachmiete seien bereits vorhanden, so Gilomen. Dabei handle es sich um ein Modehaus für die Räumlichkeiten im Erdgeschoss, im 1. Stock und im 1. Untergeschoss. Im 2. Untergeschoss werde möglicherweise ein Ausgehlokal eingerichtet. Die 200 Quadratmeter grosse Fläche im 1. Stock steht bereits seit einiger Zeit leer und ist auf einem Immobilienportal ausgeschrieben. Kostenpunkt: 9500 Franken pro Monat. Zuletzt versuchten hier zwei Restaurationsbetreiber ihr Glück.
Wie es mit den Cinemastar-Räumlichkeiten am Bollwerk weitergeht, ist noch unklar. Auch hier stehen bereits Gewerbeflächen in unmittelbarer Nachbarschaft leer. Für die ausgeschriebenen 700 Quadratmeter sind pro Monat 30 000 Franken zu berappen.
Quinnie plant «Neuaufstellung»
Der drastische Schritt von Quinnie ist erstaunlich, spricht die Kette mit ihrem Programm doch grundsätzlich ein anderes Publikum an als das Blockbuster-orientierte Pathé Westside. Thomas Koerfer sagt lediglich, dass Quinnie «eine Neuaufstellung der Kinokette für die nächsten fünf Jahre» plane. Eine Kooperation mit anderen ähnlich ausgerichteten Ketten werde zwar immer wieder diskutiert. Die Städte und Standorte seien hierfür jedoch zu verschieden.
Wie sich der Besucherrückgang in der Berner Innenstadt auf die beiden Ketten Kitag und Quinnie verteilt, ist nicht bekannt. Diese Angaben sind vertraulich. Kitag rechne derzeit aber nicht mit der Schliessung eines ihrer zwölf Säle, sagt Daniel Gschwind, Geschäftsführer von Kitag Bern.
Allgemein lasse sich feststellen, dass sich eine neue Kinokette in einer Region immer auf die bisherigen Anbieter auswirke, erklärt René Gerber, Geschäftsleiter des Schweizerischen Verbands für Kino und Filmverleih Procinema. «Natürlich gibt es Filme, die nur bei Quinnie laufen. Daneben zeigt die Kette aber auch grössere Produktionen, die ebenfalls im neuen Multiplexkino zu sehen sind», so Gerber. Hier sei die neue Konkurrenz wohl am ehesten spürbar.
Neues Publikum im Westside
Gerber glaubt, dass der Besucherzuwachs im vergangenen Jahr in erster Linie auf die angebotenen Filme zurückzuführen sei. «Wenn ein Film beim Publikum Zuspruch findet, dann hilft die Mundpropaganda stark», erklärt er. Zu Selbstläufern seien 2009 beispielsweise «Slumdog Millionaire» oder «Ice Age 3» geworden. Dass Jahresstatistiken Schwankungen aufwiesen, sei normal. Dennoch: «Die neuen Kinosäle im Westside sprechen zum grossen Teil ein neues Publikum an.» Dieses stamme aus der Agglomeration Bern und schätze wahrscheinlich die guten Parkiermöglichkeiten beim neuen Einkaufszentrum.
Schweizweit stiegen die Kino-Besucherzahlen 2009 gegenüber dem Vorjahr laut René Gerber um 6,3 Prozent. Im Kanton Bern betrug der Zuwachs 16 Prozent.
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