Berner Hürdensprinterin ist in Form
Die Berner Hürdensprinterin Lisa Urech ist auf dem Weg an die europäische Spitze. An der heute beginnenden Hallen-WM in Doha (Katar) will sie zumindest in die Halbfinals vordringen.

Lisa Urech hat die neue Saison dort angefangen, wo sie die letzte aufgehört hat: mit Leistungen, die für Aufsehen sorgten. Mitte Februar lief sie in Leipzig die 60 Meter Hürden in 8,01 Sekunden. Eine Woche später leuchtete bei den Schweizer Hallenmeisterschaften in Magglingen eine Schlusszeit von 8,00 Sekunden auf der Anzeigetafel auf. Im ersten Moment war die gebürtige Langnauerin etwas enttäuscht, weil sie trotz gutem Lauf nicht erstmals unter acht Sekunden geblieben war. Kurze Zeit später überwog dann die Freude, den eigenen Schweizer U23-Rekord ein weiteres Mal verbessert zu haben. Wohl auch im Wissen, dass es nur noch eine Frage der Zeit ist, bis sie sich die erste Siebener-Zeit notieren lassen kann.
Die erste Möglichkeit, die ominöse Marke zu knacken, bietet sich bereits heute, wenn Lisa Urech an der Hallen-WM in Doha zu den Vorläufen antritt. Zwei Tage vor dem Abflug in die Hauptstadt von Katar strahlt die 20-Jährige viel Zuversicht aus. «Ich fühle mich super in Form», sagt sie. Sie scheint selber zu erschrecken über die Selbstverständlichkeit, mit der ihr dieser Satz über die Lippen kommt. Zugleich fügt sie an, sie sei nicht jemand, der grosse Sprüche klopfe vor einem Wettkampf. Gleichwohl hält sie sich mit ihren Ambitionen nicht zurück: «Ich möchte die Halbfinals erreichen. Und wenn ich dort einen neuen persönlichen Rekord laufe, wärs noch umso schöner.»
Kompromisslos und selbstkritisch
Ein neuerlicher Exploit von Lisa Urech würde niemanden wirklich erstaunen. Die in Stettlen lebende Emmentalerin hat einen steilen Aufstieg hinter sich. 2009 senkte sie ihre persönliche Freiluft-Bestzeit um fast eine halbe Sekunde auf 13,01 Sekunden. Der Lohn dafür war die Qualifikation für die WM in Berlin, wo sie in den Vorläufen ausschied. Danach meinte sie selbstkritisch, sie sei technisch nicht sauber gelaufen und zu wenig aggressiv gewesen.
Leute, die Lisa Urech besser kennen, sind nicht erstaunt über solche Aussagen. «Sie ist kompromisslos und weiss genau, was sie will», sagt ihre Trainerin Ewa Mäder. Etwas «nur halbbatzig» zu tun, sei nicht ihr Ding, bestätigt die Hürdensprinterin. «Im Sport bin ich sehr ehrgeizig.» Darum blickt sie auch über den kleinen nationalen Teich hinaus, wo sie die klare Nummer eins ist. Im Fokus hat sie die ungleich grössere internationale Bühne. Um dort in absehbarer Zeit mehr als nur eine Nebenrolle zu besetzen, geht sie regelmässig über die Landesgrenze. Zwei- bis dreimal im Monat verbringt sie mehrere Tage in Stuttgart, wo sie unter der Anleitung von Sven Rees trainiert. Der erfahrene Rees habe ihr im koordinativen und technischen Bereich einiges beigebracht, sagt Lisa Urech. Zudem seien die Trainingseinheiten kürzer und intensiver als in der Schweiz. Und schliesslich findet die Hürdenläuferin in Stuttgart, was ihr hierzulande fehlt: Konkurrentinnen, die sich auf Augenhöhe mit ihr befinden. Zu Nadine Hildebrand, die 2009 an der Hallen-EM den 6. Schlussrang erreichte, hat sie leistungsmässig schon fast aufgeschlossen.
Die Reiserei in die süddeutsche Metropole empfindet die gelernte Kauffrau, die derzeit die Berufsmatur macht, nicht als Stress. «Ich nutze die Zeit im Zug, um zu lernen oder zu lesen.» Für stressige Momente sorgt eher die Doppelbelastung mit Schule und täglichem Trainingsbetrieb. Manchmal sei «das Ganze schon etwas happig», sagt Urech. Deshalb hat sie auch keine grosse Lust, in der wenigen freien Zeit, die ihr bleibt, irgendwo mit Gleichaltrigen abzuhängen. «Ich entspanne mich lieber zu Hause als auszugehen.»
Schnelle Muskelfasern
Ewa Mäder, die sehr eng mit Rees zusammenarbeitet («Er ist mein Mentor»), sagt, Lisa Urechs Mut sei bereits belohnt worden. «Mit ihrem Schritt ins Ausland hat sie Grenzen gesprengt.» Sie sei stark gereift und wisse nun viel besser, was für sie gut sei und was nicht. Das sind keine schlechten Perspektiven, zumal bei der jungen Hürdenläuferin auch die körperlichen Voraussetzungen stimmen. «Lisa hat schnelle Muskelfasern und ein optimales Kraft-Gewicht-Verhältnis», weiss Mäder. Gleichzeitig warnt sie vor zu hohen Erwartungen: «Sie wird in Zukunft nicht mehr solche Leistungssprünge machen wie in den letzten Monaten.» Viel hänge auch davon ab, ob sie gesund bleibe. «Eine Verletzung kann schnell alles verändern.»
An der Hallen-WM in Doha sind neben Lisa Urech auch die beiden Sprinter Rolf Malcolm Fongué (22) und Pascal Mancini am Start.
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