Neue Ko-Präsidentin will die Berner SP besser verkaufen
Grünliberale und Videoüberwachung beunruhigen die neue SP-Ko-Präsidentin Flavia Wasserfallen nicht.
In den letzten acht Jahren hat die Stadtberner SP eine Erosion der Wähleranteile erlebt: Von 34,1 Prozent ist sie auf 24,4 eingebrochen. Wie wollen Sie die Talfahrt stoppen?
Flavia Wasserfallen: Wir sind gut unterwegs, können auf gute Leute zählen. Für die Wähler ist es natürlich interessant, wenn neue Produkte auf den Parteien-Markt kommen – man will sie mal ausprobieren. Aber letztlich wird sich die Qualität durchsetzen, diese bietet die SP. Ich glaube daran, dass nach der Talfahrt wieder die Bergfahrt kommt.
Sie meinen die Grünliberalen. Gerade für Wähler Ihrer Generation sind diese offenbar attraktiv.
Aber auch ich als junge Person kann nicht genau erkennen, für was die Grünliberalen stehen. Die SP ist für junge Wähler auch attraktiv, gerade jetzt, da Themen wie Arbeitsplatzsicherheit in den Vordergrund treten. Bei der Renten-Abstimmung haben wir ja gerade einen grossen Erfolg gefeiert.
Der Stadtberner SP hängt aber noch immer der Mief der Gewerkschaftspartei an. Wären Sie da nicht die richtige Person, um die Partei in Richtung Mitte zu öffnen?
Mich interessieren Richtungsdiskussionen nicht. Diese Frage steht für mich nicht im Zentrum. Der Mief wird uns zwar nachgesagt, aber konkret kann uns niemand sagen, was man darunter versteht. Unsere guten Beziehungen zu den Gewerkschaften sind wichtig. Ich bin nicht der Meinung, dass wir uns Richtung Mitte bewegen sollten.
Picken wir ein heisses SP-Eisen heraus: Videoüberwachung. Die SP Stadt Bern wehrt sich ja vehement dagegen – wie stehen Sie dazu?
Im Grossen Rat habe ich dafür gestimmt. Videoüberwachung ist aber nicht das Allerweltsmittel, für das sie einige Leute halten. Es braucht eine Reihe verschiedener Massnahmen, um für Sicherheit im öffentliche Raum zu sorgen. Die SP hat hier eine pragmatische Haltung und schliesst die Videoüberwachung nicht a priori aus.
Als vor einer Woche ein runder Tisch Videoüberwachung zwischen Stade de Suisse und Bahnhof Wankdorf forderte, winkte die SP mal wieder ab – das tönte ziemlich nach «a priori» . . .
Ich weiss, dass die SP Stadt Bern da eine kritischere Haltung einnimmt. Ich kann einfach nur sagen, dass ich bei einer strengen Handhabung Videoüberwachung nicht grundsätzlich ablehne.
Wo sind die städtischen Brennpunkte in den nächsten Jahren?
Die Stadt wird in den nächsten Jahren die Auswirkungen der Finanzkrise stark zu spüren bekommen. Sie wird extrem unter Kostendruck kommen. Ich werde mich stark dafür einsetzen, dass nun nicht alle Investitionen zurückgefahren werden und man nicht mehr auf Probleme reagieren kann.
Und welche Akzente wollen Sie sonst als Ko-Präsidentin setzen?
Die SP macht vieles gut, leistet wichtige Grundlagenarbeit, aber im Kommunizieren unserer Arbeit, im Herunterbrechen der Themen können wir uns verbessern.
Ein anderes Thema, das Sie bald beschäftigt: Gemeinderats-Nachfolge. Die SP hat eine angeschlagene Gemeinderätin und einen Stapi, der eigentlich nach zwei Legislaturen aufhören will. Bis jetzt drängen sich aber keine Köpfe auf.
Die Personalpolitik sehe ich natürlich als wichtige Aufgabe des Präsidiums. Ich mache mir aber keine Sorgen, da wir viele Leute haben, die für die Nachfolge infrage kommen, wenn es so weit ist.
Und Ihre politischen Ambitionen?
Momentan freue ich mich aufs Ko-Präsidium. Weitere politische Ambitionen hege ich zurzeit nicht.
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